Mit dem Zug von Peking in die WM-Stadt Moskau

Konnte ja keiner ahnen, dass die Deutsche Nationalmannschaft schon lange wieder hier weg ist, wenn Jon Eden in Moskau ankommt. Der 32-Jährige kommt aus Heidelberg, lebt in Kanada und hat sich bei seiner Anreise zur WM für die lange Variante entschieden: Am 17. Juni sind Jon und sein Vater Bernd in Peking in einen Zug gestiegen und losgefahren Richtung Westen. Ihr Ziel: Moskau, rechtzeitig zu den Viertelfinalspielen. Ihre Hoffnung: Dem DFB-Team zujubeln zu können.

jon eden peking bahnhof

Fußball, sagt Jon, ist für ihn der Weg, von Kanada aus seine Bindung zu Deutschland zu behalten. „Bis auf den Kontakt zu ein paar Freunden und Familie mache ich das vor allen Dingen über den Fussball“, erzählt er. „Ich schaue etwa fünf Bundesligaspiele jedes Wochenende und gehe zu jedem Heimspiel von Ottawa Fury, die in der USL kicken, das ist die zweite Nordamerikaliga.“

Vater-Sohn-Trips zu Fußballturnieren sind für ihn nichts Neues, die beiden waren auch schon gemeinsam bei der WM im Brasilien. Das 7:1 der deutschen Nationalmannschaft? Die beiden haben es zusammen gesehen, live im Stadion – und nach dem Turnier dann entschieden, auch zur nächsten Weltmeisterschaft gemeinsam zu reisen. Sein Vater Bernd kam dann auf die Idee, mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren, erzählt Jon.

job eden zugfenster

Russland langsam und gründlich kennenlernen und sich dabei immer näher dem Ort des Finales annähern, so war das geplant. Wobei, WM und Zugfahren, das passt nicht immer zusammen, räumt Jon ein: „Das Deutschland-Mexiko-Spiel habe ich noch am Flughafenhotel in Beijing geschaut. Dort habe ich auch meinen Vater getroffen, er kam aus München und ich aus Ottawa. Bei Deutschland gegen Schweden waren wir gerade im Zug zwischen Mongolei und Russland. Das war extrem absurd, weil ich da noch keine russische SIM-Karte hatte und keine Ahnung, wie das Spiel ausgegangen ist.“

jon eden deutschland schweden

Was tun? Da hilft nur Recherche, auch über Sprachgrenzen hinweg. „Am nächsten Morgen, so gegen 6 Uhr in Ulan Ude, bin ich dann auf den Bahnsteig gegangen und habe zwei chinesische Reisende gefragt, wie das Spiel ausgegangen ist.“ Ergebnis: 2:1 für Deutschland durch ein rettendes Tor von Jérôme Boateng, nachdem Toni Kroos sich einen Platzverweis eingefangen hatte. Dass das nicht ganz korrekt war, erfuhren die beiden Reisenden erst später – aber gut, es ist wie beim Tippspiel: Die richtige Tendenz ist ja auch schon mal was wert. In Listwjanka am Baikalsee hatten die beiden dann die Gelegenheit, das Spiel nachträglich noch mal zu gucken. Außerdem abgehakt: große Hitze in der Banja, große Kälte im Wasser des Baikalsees.

Als Deutschland gegen Südkorea ausschied, saßen Jon und sein Vater wieder im Zug, irgendwo zwischen Irkutsk und Jekaterinburg, dem östlichsten WM-Austragungsort. Die Mannschaft flog heim, die beiden Zugfahrer rollten weiter – und sind nun heute, nach gut zwei Reisewochen, endlich in Moskau angekommen. Schnell noch ein Beweisfoto vor der Basiliuskathedrale, dann geht es weiter: Zum Viertelfinale nach Sotschi, weiter nach St. Petersburg zum ersten Halbfinale. Wie die beiden dann von Petersburg zurück in die Hauptstadt kommen, um dort das zweite Halbfinale zu gucken, erklärt sich von selber: Natürlich mit dem Zug.

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