Die elfte China-Woche in Links

Kann das bitte aufhören, dass die Zeit so rennt? Gerade erst die zehnte China-Woche in Links fertiggemacht, jetzt schon das hier. Die zwölfte dann heute Nachmittag oder was?

Chen Guangcheng’s nephew found guilty of assault in China; sentenced to 39 months – nachdem sein Onkel in die USA ausreisen durfte, wurde Chen Kegui vor Gericht gebracht. Keith B. Richburg schreibt: „How Chen Guangcheng’s relatives fared back in Shandong province has been seen as a test of whether the Beijing government would honor its verbal commitment to Chen to (…) protect his family from the vengeance of local officials.“

„China ist das friedlichste Land der Weltgeschichte“ – hoffen wir, dass Helmut Schmidt mit seiner Äußerung beim Hamburg Summit Recht hat und sich nicht in die Reihe der Zitatgeber à la „lupenreiner Demokrat“ eingereiht hat. „Die Chinesen haben niemals ein fremdes Land kolonialisiert‘, sagte er. Er nannte als Einschränkung Tibet und die chinesische Provinz Xinjiang, wo eine ethnische Minderheit unterdrückt wird.“

Chinas Lust auf deutsches Schwein – 2011 hat Nina Trentmann aufgeschrieben, wie deutsche Schweinefüße, -rüssel und -schwänze nach China exportiert werden. Der Text ist auch heute noch lesenswert; diese Woche hat sie dafür den Holtzbrinck-Preis für Wirtschaftspublizistik bekommen: „Dabei verstehen die Chinesen unter ‚Fleisch‘ zur Freude der ausländischen Konzerne etwas anderes als Kunden in Europa: Sie lieben sehnige, fettreiche Teile, gerne mit Knorpel und Knochen. Jene Sorte Fleisch also, die lange gekaut werden muss, bis sie sich schlucken lässt.“

Händler verstauen ihre Waren auf dem Markt in Yiwu
Foreign traders order and run – neulich haben wir den Markt in Yiwu besucht, wo über 9000 Händler auf mehreren Etagen Konsumgüter verkaufen. Dinge, Krams, Tinnef. Schneebesen, Haargummis, Modellboote, Koffer, Kuscheltiere, Strickpullover, Perlenketten, Klobrillen. An Großhändler, für China und für den Export. Wang Jiamei berichtet, dass sich ausländische Einkäufer zunehmend ums Zahlen drücken, „a development which local traders say is due in large part to risky local trading modes and global financial woes.“

Nordkorea hat die Sexbombe – Chinas „People’s Daily“ fällt mit seinem Online-Portal auf eine Satire von „The Onion“ rein, das Kim Jong Un zum „Sexiest Man Alive“ erklärt. Spiegel Online schreibt „‚Mit seinem umwerfend hübschen, runden Gesicht, seinem jungenhaften Charme und seiner starken, stämmigen Figur ist dieser Herzensbrecher aus Pjöngjang der wahrgewordene Traum aller Frauen‘, zitierte die chinesische Zeitung aus dem Originaltext der Satire-Webseite.“

To the Netizens of China, 致中国网民, From Pakistan – droht Pakistan eine ähnliche Netzzensur wie in China, und mit chinesischer Hilfe? Ein offener Brief von Sana Saleem von der Bürgerrechts-Organisation „Bolo Bhi“: „We hope that you will stand by us and strengthen our appeal to Chinese surveillance companies and the government of China to not aid the Government in Pakistan in shrinking our space and eventually silencing our voices.“

Twitter CEO Dick Costolo: Users Can Download Their Entire Archive By Year-End; Now Sees 1B Tweets Every 2.5 Days – die Überschrift bei Techcrunch ist schon länglich, den China-Aspekt hat Sarah Perez allerdings nicht auch noch reingequetscht. Der finden sich weiter unten: Twitter möchte nach dem Machtwechsel in China auch dort Nutzer finden, bisher ist der Dienst hier gesperrt. „‚But we won’t compromise the way Twitter works in order to operate within a country,‘ said Costolo.“

Und als Rausschmeißer: Nachdem das chinesische Militär die erfolgreiche Landung auf einem Flugzeugträger feiert, sind die Signale der Lotsen an Deck zum Meme geworden. „Aircraft Carrier Style“, erklärt in einem Video von Xinhuas Web-Format „China View“:

Die zehnte China-Woche in Links

Beim letzten brennt noch das Licht – ob man „Letzten“ vielleicht lieber groß schreiben sollte? Petra Kolonko berichtet jedenfalls von einem älteren Ehepaar, das sein Haus für eine geplante Schnellstraße nicht verlassen will. Ergebnis: „Luo Baogen und seine Frau leben in einem halb abgerissenen Gebäude, das inmitten einer neuen Straße steht.“

Chen Guangcheng: Rebel of the Year 2012 – die Männerzeitschrift GQ hat ihre Männer des Jahres gewählt. Der Sieger in der Kategorie Rebell berichtet von seinem neuen Leben als „a humanitarian cause célèbre in the United States“: „At one point, an old friend who had planned to meet me on the plane came up and shook my hand. Of course, he asked, ‚Aren’t you happy to be leaving China?‘ ‚No, not really,‘ I said.“

China denies removing man over deaths of five homeless children – ohne Li Yuanlong wüsste die Öffentlichkeit nichts vom Tod fünf obdachloser Kinder in Guizhou. Nun ist der Reporter verschwunden, offenbar um weitere Berichte zu verhindern: „Soon after the revelations the authorities forced Li to take a ‚vacation‘, a method often used to deal with activists and dissidents.“

China erklärt seinen Nachbarn den Reisepass-Krieg – auf den neuen chinesischen Pässen sind Karten abgebildet, auf denen umstrittene Gebiete munter China zugeschlagen werden. Johnny Erling berichtet, wie Nachbarstaaten reagieren: „Chinesische Reisende mussten in Vietnam Extragebühren für Einreisestempel auf Extra-Einlegeseiten zahlen.“

Insurer’s Regulatory Win Benefits a Chinese Leader’s Family – einen runden Monat ist es her, dass die New York Times über das Vermögen der Familie von Wen Jiabao berichtete. Seitdem ist ihre Seite in China gesperrt. Wer weiß, wie man diese Sperre umgeht, liest heute eine Fortsetzung der Geschichte von NYT-Journalist David Barboza: „Long before most investors could buy Ping An stock, Taihong, a company that would soon be controlled by Mr. Wen’s relatives, acquired a large stake in Ping An from state-owned entities that held shares in the insurer, regulatory and corporate records show. “

Making it all work in the real world – einer von zwei Texten, in denen China Daily berichtet, wie chinesische Handwerker das Duale Ausbildungssystem in Deutschland kennenlernen. „The project reflects the challenge foreign companies, especially high-end manufacturers, face in finding sufficient numbers of skilled workers in China – despite the country saying it has the world’s largest vocational education system.“ Den zweiten Text, ein Fallbeispiel, gibt’s hier.