Vor einigen Wochen ist die Kaffeemaschine bei uns in der Redaktionsküche verschwunden, Alles zu teuer, der kostenlose Kaffee in Zeiten wie diesen, also verschwand auch gleich die Kristallschale voller Würfelzucker. Der kostenlose Shuttlebus von der Metro zur Redaktion rollt ebenfalls nicht mehr, das bedeutet jeden Morgen 15 Minuten Fußweg zusätzlich – und abends wieder.
Kurzfristig waren dann auch die Trinkwasserkanister weg (Leitungswasser trinkt hier keiner freiwillig), aber da immerhin kam nach Protestmails an den ganz, ganz großen Verteiler die Rückmeldung, der Lieferant sei bloß pleite, ein neuer aber schon gefunden. Wir sind also nicht allein mit dem Knapsen.
Das Ganze würde sich noch mehr nach sinkendem Schiff anfühlen, wenn nicht eine andere Tradition Bestand hätte. Sie gehört zum Freitag wie die Stille in der Redaktion, denn samstags erscheint keine Zeitung, also sind wir nur ein paar verstreute Onliner. Und könnten, wenn wir denn wollten, rüber in die Kantine gehen und dort die urrussische Art bewundern, in der sich dort Beständigkeit manifestiert:
Ein Tablett mit Cognac-Gläsern, zwei Finger breit gefüllt, direkt neben der Kasse. S’war immer so, s’war immer so. Wer will, darf sich einen nehmen, kostenlos. Wer zwei nimmt, bekommt einen strafenden Blick.
Das Tablett steht da ab 8 Uhr morgens.