Was man so lernt, wenn Besuch mit vielen Kindern nach Moskau kommt: Dass die Menschen in der Metro und im Bus aufstehen, manchmal sogar aufspringen, um ihre Sitzplätze anzubieten. Dass den Moskauer Stadtplanern hingegen Kinder genau so egal sind wie Rollstuhlfahrer oder alte Menschen – kaum Ampeln, dafür Unterführungen; kaum Rampen, dafür Treppen. Dass man darum im Idealfall nur so viele Kinder bei sich haben sollte, wie man tragen kann.
Dass, wer bei einstelligen Plusgraden einem zufriedenen Kind mit warmen Händen und Ohren keine Mütze aufnötigt, alle paar hundert Meter von russischen Frauen in international verständlichen Vorwurfsgesten getadelt wird. Weht zusätzlich ein leichter Wind, stimmen auch russische Männer mit ein. Kinder, die einen Fünf-Meter-Radius um ihre Eltern verlassen, bekommen von anderen Spielplatzbesuchern auch schon mal die offene Jacke zugemacht.
Dass georgisches Essen (Chatschapuri! Auberginenröllchen! Schaschlik!) und usbekisches Essen (Hummus! Manti! Schaschlik!) über Generationen hinweg konsenstauglich ist. Dass die Rutsche vorm Haus echt für Babys ist, die kann man ja rauflaufen.
Dass nach einer gemeinsamen Woche die ersten russischen Worte beim Kinderbesuch hängen bleiben (iswinitje und spasibo, gottseidank). Und dass man „Stimmt es, dass in Russland Ostereier mit Zwiebelschalen gefärbt werden?“ mit ein bisschen Geschick abbiegen kann in Richtung einer deutlich einfacheren, unterhaltsameren Variante.