Instagram-Bastelstunde mit russischen Landkarten

Duraki i Dorogi“ hat Maria Kruglaja ihren Instagram-Account genannt, „Idioten und Straßen“. Einer Redensart nach sind das die einzigen Probleme, an denen Russland leidet. Man hätte unter dem Namen also eine umfangreiche Kollektion der schönsten Schlaglöcher zwischen Smolensk und Wladiwostok erwarten können, effektvoll fotografiert – aber nein: Kruglaja postet winzige Ausschnitte russischer Landkarten, als Screenshots. Und lässt dabei die Namen der Flüsse, Städte, Straßen und anderer Landmarken für sich sprechen.

Hier zum Beispiel die Straße von „Быстро“ (Schnell) nach „Ясно“ (Klar), beide in der Nähe von Pskow. Schnell mal von Klar nach Schnell? Geht klar.

So tief wie ein stilles Wasser ist diese Montage aus zwei Flüssen. Links „Reschajuschtschaja“, rechts „Wapros“, das bedeutet zusammen so viel wie „entscheidende Frage“. Besonders feinsinnig, dass sich der „entscheidende“ Fluss auf dem linken Bild gabelt, ein Arm ins Leere läuft und nur der zweite in den Frage-Fluss mündet. Kann aber auch sein, dass ich das gerade überinterpretiere.

Okay, manchmal macht die Sowjetvergangenheit es einem auch einfach. Schließlich wurden da gerne große Ideale bemüht, wenn es um die Namensfindung ging. Da finden sich dann auch schon mal drei Siedlungen namens Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – gepostet zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli.

Etwas länger suchen musste Maria Kruglaja vermutlich für diesen Instagram-Post. Ein Ort, ein Fluss, ein Fluss, ein Ort: Прости меня, моя любовь. Verzeih mir, meine Liebe.

Russische Orte in Großbritannien

Da hat die russische Botschaft in London aber einen rausgehauen: Eine Karte aller Orte in Großbritannien, die einen Russlandbezug haben. Datenvisualierung zum Stöbern und Vertiefen, Google Maps klug eingesetzt.

Straßen, Denkmäler, Kirchen, Gräber, jede Art von Eintrag hat ihren eigenen Marker. Manches ist sehr offensichtlich – Moscow Road, Moscow Street, Moscow Drive und ein gelegentlicher Muscovy Way. Aber viele Einträge sind auch hintergründiger, mit Informationen zu weniger bekannten Namen in der englisch-russischen Geschichte.

russia in the uk pelican

Wer länger mit der Maus auf der Karte spazieren geht, stößt bald auf Anekdoten wie die von den Pelikanen in St. James‘ Park. Die waren nämlich ein Geschenk des russischen Zaren, damals im Jahr 1664. In einem Herrenhaus bei Norwich reitet Peter der Große auf einem Gobelin, und da, ganz oben auf einer der Orkney-Inseln: ein Gagarin-Gedenkstein!

Immer wieder kleine Orthodoxe Kirchen, dafür große Leere in Wales. Wollten die Russen da nicht hin? Oder hatte der Mensch, der in großer Fleißarbeit diese Karte basteln durfte, bloß für Уэльс keine Daten vorliegen? Können wir das dann bitte mal crowdsourcen?

Eines jedenfalls ist nicht überraschend, aber doch zumindest erwähnenswert: Von Belfast bis Bornemouth sind auch neun Krim-Straßen, Krim-Wege und Krim-Gassen auf der Karte verzeichnet.

(Danke an Kevin für den Link und an Maik, dem das mit der Krim aufgefallen ist.)