Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre in Moskau

Wie das manchmal so ist: Da lese ich auf den Tipp einer Freundin „Malentendu à Moscou“ von Simone de Beauvoir, in dem ein älteres französisches Paar in den Sechzigern nach Moskau und von dort weiter durchs Land reist. Es ist nicht ihr erster Besuch in der Sowjetunion, sie stehen beide dem politischen System dort wohlwollend gegenüber, einander allerdings immer weniger, je länger sich die Reise zieht.

Das Lesen im französischen Original geht am Anfang noch recht schleppend voran, ab und zu schicke ich Vokabeln, die ich nicht verstehe, an einen frankophonen Kollegen. Irgendwie ging das alles schon mal besser, aber gut, da hatte sich auch noch nicht das Russische als oberste Schicht übers Hirn gelegt.

Jedenfalls komme ich erst irgendwo hinter Seite 80 auf die Frage, wie biografisch diese Geschichte wohl ist. Waren de Beauvoir und ihr Lebensgefährte Jean-Paul Sartre selber mal in Moskau? Wenn ja, dann gemeinsam? Die Antwort, in Bildern, hat das Archiv von Getty Images.

Sartre und de Beauvoir am 1. Juni 1962 in Moskau. Beide reisten mit einer Delegation der Französischen Kommunistischen Partei (PCF). Hier empfängt sie S. K. Romanowski, Vorsitzender des Staatlichen Komitees für kulturelle Beziehungen zu anderen Ländern.

Beim selben Besuch entstand auch dieses Bild: Sartre, de Beauvoir, Romanowski und, ganz links, Wjatscheslaw Kotschemassow, der spätere sowjetische Botschafter in der DDR.

Noch einmal 1962 – hier die beiden Gäste aus Frankreich mit dem Schriftsteller und Journalisten Konstantin Simonow.

Drei Jahre später, im Sommer 1965, sind die beiden noch einmal in Moskau (und ich bin ein bisschen verliebt in diesen Halbturban, La Beauvoir trägt).

Alles in allem scheinen die beiden in diesen Jahren recht regelmäßig in der Sowjetunion gewesen zu sein. Getty hat auch noch Aufnahmen von einem Besuch im Jahr 1966. Bei British Pathé, deren YouTube-Kanal eine verlässliche Fundgrube an historischem Material ist, gibt es außerdem diesen Clip: de Beauvoir und Sartre treffen 1963 in Gagra Nikita Chruschtschow.

Wer die anderen Schriftsteller sind, hat Hans Magnus Enzensberger aufgeschrieben – danke an Matthias für den Link.

Nachtrag: Über das Autorentreffen mit Chruschtschow hat damals auch die ZEIT berichtet – danke an Holger für den Hinweis.

Russische und sowjetische Werbeposter aus dem Getty-Archiv

(Ein Werbeplakat für die Versicherungsgesellschaft „Russland“ aus dem Jahr 1903)

Ab und zu muss dieses Blog für Fundstücke aus öffentlich zugänglichen Archiven herhalten. Heute ist wieder so ein Tag, diesmal geht es um Bildmaterial von Getty Images. Seit einiger Zeit dürfen Blogger diese Motive kostenlos verwenden – immer vorausgesetzt, sie betten sie ein.

Das hat für die Nutzer diverse Haken – rechtliche, technische, organisatorische, im Detail hier gut zusammengefasst. Hinzu kommt, was beim Embedden immer gilt, egal ob Getty-Fotos, Youtube-Videos oder Tweets: Wo nur Code statt Foto, da auch kein Vorschaubild. Selbst ein knatschbunter, abwechslungsreicher Post wie dieser hier sieht also auf Facebook nur wie ein schrabbeliger Link aus.

(„Raucht Zigaretten des ukrainischen Tabaktrusts – höchste Qualität!)

Alte Werbeplakate aus Russland und der Sowjetunion gibt es bei Getty Images reichlich. Vermutlich sogar mehr, als ich gefunden habe, denn sie sind eher mittelprächtig verschlagwortet. Vor allem die Zeitangaben sind bei Russland-Motiven oft falsch, gerne mal um ein, zwei Jahrhunderte verrutscht. Irgendwer hat da wohl als Default-Einstellung den 1. Januar 1753 gewählt.

Egal. Die Poster wirken auch so, ob als farbige Zeichnung oder Schwarzweißfotografie. Hier also ein paar Lieblingsmotive aus der Zeit, als es einem noch nicht seltsam vorkam, wenn Syndikate, Trusts und Staatsfirmen Konsumgüter herstellten.

(Werbung für die staatliche Parfum-Marke теже/Tesche)

(„Immer ab Lager lieferbar – verlangen Sie Schuhe vom Allrussischem Ledersyndikat.“)

(20 Zigaretten der Marke „Soldat“ für fünf Kopeken, hergestellt von der Tabakfabrik „Kolobow und Bobrow“ aus Sankt Petersburg)

(„Kauf Kalender von Zentrosojus“)

(Werbung für die Transsib aus dem Jahr 1930)

(„Kauft Hefe“)

(„Kaviar vom Stör – ein körniges, leckeres, nahrhaftes Lebensmittel“)

(Puder, Parfum und Crème der Marke „Weiße Nacht“)