14. Juli. Ein guter Tag, um eine Beobachtung aufzuschreiben – nach sieben Staffeln „The West Wing„, einer Staffel „Studio 60 on the Sunset Strip“ und bisher einer Staffel „The Newsroom„. Alle sind sie von Aaron Sorkin, und alle belegen: Sorkin liebt Text, und zwar auf Papier.
Wenn in einer dieser Serien („Sports Night“ kenne ich nicht gut genug) etwas so richtig wichtig ist. Wenn es den Plot vorantreibt. Wenn eine Hauptfigur eine Motivation braucht, eine Beziehung einen Gründungsmythos, dann ist das ein Fall für Stift und Papier. Ein Politiker weiß, wie er einen guten O-Ton anbringt. Aaron Sorkin lässt solche Statements aufschreiben.
Bei The West Wing ist das auf Anhieb plausibel. Schließlich geht es hier ständig um Texte – die Gettysburg Address, die Declaration of Independence, die Bibel, die vielen Amendments. Jede Rede, die Sam, Toby und später Will verfassen. Es gilt das geschriebene Wort.
Und damit Du, lieber Zuschauer, nicht verpasst, was hier gerade wichtig ist, nimmt sich Leo McGarry eine Serviette und einen Kuli: „Bartlet for America“, die Idee zur Kandidatur. Und später, damit der Präsident aufhört, Kompromisse zu schließen, und wieder für seine Überzeugungen einsteht: „Let Bartlet Be Bartlet“.
Bei „Studio 60“ geht es um eine Fernseh-Show, die Texte hier sind keine Dokumente für die Ewigkeit, sondern Skripte für die nächste Folge. Und doch: Sender-Chefin Jordan jubelt Produzent Danny einen Zettel unter, geschrieben mit Eyeliner: „I’m crazy about you.“ Die Serie hatte nur eine Staffel, die Liebesgeschichte von Jordan und Danny hätte mehr Zeit verdient gehabt. Aber die Szene mit dem Zettel auf dem Dach fühlt sich im Tempo genau richtig an – und gibt der Show einen Dreh, der bis zum Finale reicht.
Und dann „The Newsroom“. In der ersten Folge lässt sich die Hauptfigur Will MacAvoy bei einer Podiums-Diskussion zu einer Wutrede hinreißen über den Zustand der USA. Auslöser war eine reichlich naive Frage aus dem Publikum („Können Sie sagen, warum Amerika das beste Land der Welt ist?“) und eine Frau, die Will daraufhin im Publikum zu sehen glaubt.
Sie schreibt ihm Zettel, auf denen steht: „It’s not. But it can be.“ Will hält die Frau später für eine Halluzination. Dass sie keine war, sondern seine Ex-Freundin, bedingt und prägt fast alles, was danach in der Serie geschieht. Wie die Papierserviette, auf der zum ersten Mal die Idee stand, dass Jed Bartlett US-Präsident werden könnte.
14. Juli. Heute Abend beginnt die zweite Staffel „The Newsroom“.