Moskauer Kreisel

fussball

Was der Haken ist an diesem faszinierenden, nie langweiligen Leben als Fremde in der fremden Stadt: das permanente Abschiednehmen. Gerade in diesen Wochen ist wieder einmal großes Umsortieren; Freunde und Bekannte packen und verlassen die Stadt.

Weil ihre Firma dringend wen in Frankreich braucht. Weil es da dieses Stipendium in Texas gibt. Weil sie die Homophobie leid sind. Weil der russische Arbeitgeber sparen muss und das bei seinen „highly qualified specialists“ tut. Weil die Kinder auf eine deutsche Schule sollen. Weil Rotation bei manchen Berufen einfach dazugehört. Weil nach einem Jahr Moskau „Portugal“ und „Paradies“ wie Synonyme klingen.

Manche Firmen sind gut darin, für nette Leute, die in Moskau vom Platz gehen, andere nette Leute aus Deutschland einzuwechseln. Das ändert aber nichts daran, dass so ein Freundeskreis hier mehr fluktuiert als früher in Deutschland.

Der Sommer verliert an Süße mit jedem Abschiedsbier, jedem „Komm, einmal gehen wir noch an unseren Ort und machen unser Ding.“ Und so froh ich bin, dass es mir halbwegs leicht fällt, auf neue Leute zuzugehen – es gibt Tage, da bin ich dessen einfach nur müde und wünschte, alles wäre ein wenig beständiger und würde sich nicht immer wieder aufs Neue wie erstes Semester anfühlen. Hallo, ich bin Katrin, wer bist Du?

Aber mitten im Hadern passiert dann sowas: Eine der ersten Freundinnen, die ich hier gefunden habe, verlässt das Land. Gerade sind wir in dieser Endspurt-Phase und versuchen, noch ein paar Sachen abzuhaken, die wir zusammen erleben wollen. Noch in dieses eine Restaurant, noch dieses eine gemeinsame Projekt fertigmachen, noch mal ausgiebig über Fußball reden, noch schnell zusammen hoch auf den Turm mit der besonderen Aussicht.

Gestern sprachen wir über Pläne für den weiteren Sommer – meine stehen seit vielen Monaten, sie verreist spontan mit einer Gruppe von Leuten, letzte Woche erst gebucht, das Haus hat jemand anderes ausgesucht.

Unsere beiden Unterkünfte sind 500 Meter voneinander entfernt.

Nachspielzeit.