Die besten Threads aus dem April

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Zwischendurch habe ich mal überlegt, ob sich eigentlich irgendjemandem die Bebilderung dieser monatlichen Blogposts erschließt. Muss das irgendwie klarer sein, stringenter, die Sache mit den Threads, also Fäden? Andererseits: Diese Auswahl eines farbenfrohen Fadenfotos zum Monatsende ist so ein entspannter kleiner Moment – die Suche nach einem Bild, das nicht aktuell sein muss, nicht die Protagonisten einer dazugehörigen Meldung mit dazugehörigem Gesichtsausdruck zeigen, sondern nur bunt und vielfältig sein. Pfeif auf die Stringenz, die Fäden bleiben. Und was auch bleibt: Bei allen Threads müsst ihr wie immer einfach auf den ersten Tweet klicken, dann öffnet sich der ganze Thread. Viel Spaß!

1. Von Erdbeeren und Totenköpfen

Dieser Thread ist vom 31. März, mir aber erst im April begegnet UND ÜBERHAUPT, WAS HEISST DAS SCHON, WIR WERDEN ALLE STERBEN! (Soweit die Botschaft vieler flämischer Stilleben in diesem Thread.) Hach, ich mag es, wenn jemand Symbole aus einer anderen Zeit so erklärt, dass man sie heute wieder versteht. Ein Vorzeige-Thread aus der Reihe „Mensch mit Ahnung erklärt etwas, das sich als unverhofft faszinierend entpuppt“.

2. Bäume, Teil 1: Abstandhalter

„Crown Shyness“ ist offenbar der Begriff für einen Abstand, den Baumkronen automatisch voneinander halten. Noch nie gehört, mit Faszination gelesen:

3. Bäume, Teil 2: NSFW

„Im Frühjahr ist die Luft erfüllt von Bienen, Blütenduft & naja — Sperma. Denn die Bäume ejakulieren gerade heftig, um viele kleine Baumbabys zu zeugen. Einige von uns leiden unter diesen Orgien, wir nennen es dann ‚Heuschnupfen‘, weil das besser klingt als ‚Sperma in der Nase‘.😌“

4. Der Mueller-Report auf dem roten Teppich

Rund um die Veröffentlichung des Mueller-Reports (oder sollte man wegen der vielen geschwärzten Stellen lieber Barr-Report sagen?) hat es auf Twitter ja nicht an klugen Analysen und Beobachtungen gefehlt. Das hier aber ist gleichzeitig so herrlich abwegig und auf den Punkt, dass es eine besondere Erwähnung verdient hat.

5. Geier an der Grenze

Woran erkennt man aus dem Flugzeug die Grenze zwischen Spanien und Portugal? Sie liegt da, wo die Geier in der Luft wenden. Ein paar von ihnen nisten zwar noch in Portugal, aber selbst die fliegen tagsüber rüber nach Spanien. Was das mit Gesetzgebung in Europa und BSE zu tun hat:

6. #Noncreepypeepy

Wenn die schottische Nationalbibliothek twittert, dass man sich doch mal ihre Peepshow ansehen soll – und die sich dann auch noch als deutsch und alt entpuppt:

7. Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal so tun

Einfacher Versuchsaufbau, interessante Resultate: Schüler sollten angeben, wie gut sie wissen, was bestimmte mathematische Begriffe bedeuten – Exponentialfunktion, Vektor, sowas. Doof nur: Drei der Begriffe gibt es nicht. Was viele nicht davon abhält, ordentlich Ahnung vorzutäuschen. Jungs oder Mädchen, wer stellt sich eher schlauer dar als es die Wirklichkeit hergibt? Nun ja:

8. Peniskuchen

Und da dachtet ihr, mit Nummer 3 wäre der NSFW-Teil dieser Threadsammlung abgeschlossen. Und da dachtet ihr falsch, denn Hot Cross Buns, ein englisches Ostergebäck, haben eventuell eine spezielle Geschichte:

9. Der Preis für ein Dirndl

Den Thread hier habe ich mehrfach gelesen und weiß immer noch nicht: Finde ich das jetzt liebenswert und direkt oder anstrengend und übergriffig? Interessant ist es auf jeden Fall, schon allein sprachlich.

10. Bienensöhne und Bienentöchter

Das Video zu Beginn ist schon interessant, aber die Erklärung danach – welche Biene ist mit welcher anderen Biene verwandt und was heißt das für den Bienenalltag – ist richtig faszinierend.

Die besten Threads aus dem Oktober

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Eine kleine Umfrage unter Wissenschaftlern hat mich diesen Monat beschäftigt. Die Journalistin Anna-Lena Scholz hat diejenigen Forscher, die Twitter nicht nutzen, nach ihren Gründen dafür gefragt. Der Thread mit den Antworten liest sich für mich vor allem deshalb frustrierend: Weil immer wieder das Argument auftaucht, Twitter tauge nicht dafür, in die Tiefe zu gehen.

Mal ganz abgesehen davon, dass viele der Befragten immer noch von 140 Zeichen sprechen – sich also offensichtlich seit längerem nicht mehr mit Twitter befasst haben – fuchst mich vor allem, dass sie ganz offensichtlich die Arbeit ihrer vielen twitternden Kollegen nicht wahrnehmen oder nicht würdigen. Sonst wüssten sie, wie viele Astrophysiker, Historiker und Zoologen, wie viele Radarfachleute und Experten für Gravitationswellen und Menschen, die wissen, wie unser Hirn uns etwas vorlügt man bei Twitter finden und so schlauer werden kann. Also: Wer mit seiner Antwort in dem Umfrage-Thread vorkommt, sollte vielleicht mal ein paar der folgenden Threads lesen.

Ansonsten gilt wie immer auch in diesem Monat die Gebrauchsanweisung: ein Klick auf den hier eingebundenen Tweet öffnet den ganzen Thread.

1. Ein römisches Boot in einem winzigen See

Caligulas Vergnügungsboot. So groß wie ein Airbus A380. Bebaut mit Palästen aus Marmor. Jahrhundertelang auf dem Boden eines winzigen Sees liegend, bis Mussolini ihn trockenlegen ließ, um das Boot zu heben. Die Geschichte, die Paul Cooper hier erzählt, klingt mit jedem Tweet mehr nach Seemannsgarn, ist aber wahr.

2. Kaum Wikipedia-Beiträge von Frauen

Nur so wenige Frauen, die an Wikipedia mitarbeiten? Na, da müssen sich die Frauen wohl mehr anstrengen! Warum diese Argumentation arg schlicht ist, hat Leonhard Dobusch hier detailliert erklärt. Danke dafür.

3. Ein Versandhauskatalog mit politischer Wirkung

Den Willis Tower, zweithöchster Wolkenkratzer der USA, habe ich dank Schulaustausch noch als Sears Tower kennengelernt – Sears wie die großen Kaufhäuser. Dass das Unternehmen mal als eine Art amerikanischer Otto-Katalog begonnen hat, und warum der für schwarze Amerikaner wichtig und vielen weißen ein Dorn im Auge war, erklärt Louis Hyman.

4. Seehofer auf Trumps Spuren

Wohin es führt, wenn ein prominenter Politiker die Medien zu Volksfeinden erklärt, erleben wir gerade in den USA. Insofern bin ich – trotz Tippfehler an entscheidender Stelle – froh über diesen Thread. Was immer Seehofer sich da zusammenfabuliert, Bastian Obermayer lässt es ihm nicht durchgehen:

5. Inktober trifft Geologie

#Inktober ist, wenn Menschen einen Monat lang täglich etwas mit Tinte zeichnen und das Ergebnis posten. Mika McKinnon ist Geophysikerin und hat sich für ihren Inktober allerlei Wissenschaftsthemen vorgenommen. Mein Lieblingsbild ist das vom 21. Oktober – vor allem wegen des Zusammenhangs zwischen Geologie und Käsekuchen.

6. Zombiepräventionsbestattung

„Und was machen wir jetzt, damit der nicht von den Toten wieder aufersteht und als Zombie zurückkehrt?“ – „Na, wir bestatten ihn mit einer Sichel um den Hals/einem Ziegelstein im Mund/einem Pfahl durch die Genitalien/ohne seine Zunge.“ Alles so passiert:

7. Grünen-Bias bei Journalisten?

Ein Diagramm, das immer mal wieder die Runde macht. Allerdings sind die Zahlen dahinter nicht nur veraltet, die Grafik lässt auch einen ganz entscheidenden Balken weg – den größten sogar. Mehr hier:

7. Aus dem Matheheft eines Dreizehnjährigen

Kommt mir das nur so vor, oder sind es vor allem Museen im englischen Sprachraum, denen die Öffentlichkeitsarbeit per Twitter leicht von der Hand geht? Hier zum Beispiel geht es um einen Archivfund des Museums für ländliches Leben in England. Wir sehen das Heft, in dem Ende des 18. Jahrhunderts ein Schüler namens Richard seine Matheaufgaben erledigte – und vor Langeweile zusätzlich alles Mögliche an den Rand malte: seinen Hund, Schiffe, und dann dieses Huhn…

8. Rechteckige Kühe

Dass man sie besser stapeln wollte wie Melonen kann man wohl ausschließen. Was sonst war also der Grund für eine Epoche, in der Kühe (und Schafe!) in England offenbar rechteckig bzw. quaderförmig waren? Oder zumindest so gemalt wurden? Was will uns der Künstler sagen? So viele Fragen:

9. So. Sahen. Damals. Keine Zeitungen. Aus.

Wirklich nicht. Auch wenn ihr das für euren Historienfilm gern so hättet.