Seit drei Wochen kann man Projekte für den Grimme Online Award 2015 vorschlagen. In dieser Zeit sind schon rund 300 Projekte zusammengekommen; zwei davon habe ich eingereicht und möchte sie auch hier allen ans Herz legen.
Das eine sind die Reviermenschen, Straßenfotografie aus dem Ruhrgebiet. Meine Essener Kolleginfreundin Monika Idems hat ein Händchen für den richtigen Moment und die richtigen Fragen, sonst würden sich ihr die Leute, die ja im Pott gerne mal lakonisch und kurz angebunden sind, nicht so bereitwillig anvertrauen. Und dann würde sich das Fotoblog hier aus der Moskauer Entfernung auch nicht so nach Heimat anfühlen.
Warum sind Sie Stahlbetonbauer geworden?…
Der andere Vorschlag eignet sich im Gegensatz zu den Reviermenschen nicht zum Darinschwelgen. Manches hier fällt einem schwer zu lesen; es zu schreiben, muss also erst recht ein Kraftakt sein. Nora Hespers tut ihn sich derzeit an und rekonstruiert auf Die Anachronistin das Schicksal ihres Großvaters Theo, eines Widerstandskämpfers aus dem Rheinland.
Vielleicht ist es die Mischung aus journalistischem Herangehen und Persönlichem, die mir das so nahe gehen lässt. Es lohnt sich jedenfalls, und ich hoffe sehr, dass die Grimme-Jury einen guten Blick auf dieses Blog wirft, obwohl es erst am Anfang steht.
Insgesamt taugt die Vorschlagsliste übrigens durchaus als kleine Fortbildung. „Meine Erlebnisse im Altenheim“ von Katrin Sickert zum Beispiel kannte ich noch nicht. Sie hat MS und zog darum mit 45 Jahren in ein Heim, aus dem sie nun bloggt.
Umgeben sind ihr Blog, die Reviermenschen und Die Anachronistin auf der Liste von vielen Platzhirschen: Reichlich Öffentlich-Rechtliches, Spiegel, Zeit, taz und, warum auch immer, Chefkoch.de. Wer die Vorschläge darum noch um sein persönliches Lieblingsprojekt ergänzen will, hat dazu noch bis zum 15. März Zeit.