Moskau und Düsseldorf sind Partnerstädte, schon seit mehr als 20 Jahren. Als Knapp-neben-Düsseldorf-Geborene und Heute-in-Moskau-Lebende fand ich es natürlich interessant, ob man das abseits von Delegationen und Terminen hier irgendwo merkt. Gibt es einen Hauch von Düsseldorf im Moskauer Alltag? Also, abgesehen von der Tatsache, dass auch hier Bier und Eishockey populär waren. Irgendwann hörte ich von diesem Ort, dann kam auch noch ein freier Tag dazu. Zeit für eine Mission – schließlich sind Livetweets nicht nur bei großen Nachrichtenlagen interessant.
Moskau und Düsseldorf sind Partnerstädte, Moskau hat sogar einen #DjusseldorfskiPark. Ich glaube, den schau ich mir heute mal an.
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Für den ersten Streckenteil schlug Google Maps einen von Moskaus schicken neuen „Magistral“-Bussen vor – besonders schnell, besonders modern, besonders blau lackiert. Seit der letzten Fahrplanumstellung gibt es diese Magistrals, die weniger oft halten und einen dafür zügig von A nach B bringen. Und zügig ist, wenn ich so auf meinen Stadtplan blicke, eine gute Sache.
Erste Etappe: Bus. Das Moskauer Gegenstück zu @Rheinbahn_Info, Mosgortrans, kann neuerdings sogar Englisch. #DjusseldorfskiPark pic.twitter.com/FlhBrvqiaI
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Die Strecke führt erst mal durchs Zentrum – vorbei an der Leninbibliothek, an Alexandergarten und Kreml zur Rechten und Duma und Bolschoi-Theater zur Linken. Endstation ist an der Metro-Haltestelle Kitai-Gorod, immer noch zentral. Aber ich kann mich nicht erinnern, hier schon mal in die violette Linie gestiegen zu sein. Denn die ist, wenn man nicht gerade mal dringend vom Puschkindenkmal zur Geheimdienstzentrale will, für wenig gut.
Hier könnte ein Kalauer mit "Kirche" und "in Düsseldorf lassen" stehen. Eh es dazu kommt: rein in die Metro. #DjusseldorfskiPark pic.twitter.com/EyxYQOVG5p
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Bei Twitter melden sich unterdessen allerlei Leute mit Düsseldorf-Bezug. Gemeinsam schmieden wir Pläne für die Umbenennung einer Düsseldorfer U-Bahn-Station und betreiben meteorologische Vergleiche. Nebenbei lerne ich außerdem, wo Düsseldorf noch so Partnerstädte hat.
Mit der Metro vorbei an der Haltestelle Proletarskaja (Hallo Flingern!) bis Textilschtchiki. Hier soll ein Bus zum #DjusseldorfskiPark fahren pic.twitter.com/w7tQASNOzW
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Ich steige da aus, wo die Gestaltung der Metrostationen mit deutlich weniger Enthusiasmus betrieben wird als in den unterirdischen Palästen im Stadtzentrum: In Textilschtschiki. Früher ein eigenständiger Ort, in dem Textilarbeiter lebten. Seit 1960 ein Moskauer Stadtteil voller Wohnhochhäuser.
Hier fühlt es sich nach Vorort an, und Fußgänger sind ganz furchtbar egal: Um von der Metro zur Bushaltestelle zu kommen, tauche ich erst verwirrt durch dieselbe Unterführung hin und her, gehe dann querfeldein zwischen zwei Gebäuden hindurch und muss schließlich noch ohne Ampel eine sechsspurige Straße überqueren. Dafür ist der Bus Nr. 350 dann erst mal weg. Zwanzig Minuten warten bis zum nächsten – als Moskauer Innenstadtbewohnerin ziemlich ungewohnt.
So, der Bus zum #DjusseldorfskiPark ist da – jetzt nur noch 20 Haltestellen. Immerhin: Hier drinnen ist geheizt. pic.twitter.com/6sY1dctT6a
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Hier draußen heißen die Bushaltestellen ganz profan „Ljublinskajastraße 139“ oder „Pererwastraße 50“ – keine Sehenswürdigkeiten, auch sonst kaum Bemerkenswertes. Nur Bettenburgen, Schnee, Schlaglöcher und der wackere Bus, der tatsächlich irgendwann da hält, wo ich raus will. „Djusseldorfski Park“ steht auf dem Schild, und daneben gibt es gleich ein paar Verbote, fürs Heimatgefühl.
Und damit es sich im #DjusseldorfskiPark auch schön deutsch anfühlt: Rasen betreten verboten! (Von Schnee hat aber keiner was gesagt.) pic.twitter.com/5J3kxJPu7n
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Akkurat umzäunt ist der Park, hinter dem Gitter steht links eine kleine Kirche, sogar noch mit Kind in der Krippe davor – hier in Russland ist Weihnachten ja noch keine drei Wochen her. Ansonsten: Schaukeln, Klettergerüste, viele Frauen mit Kinderwagen. Die Wege sind eher schneefrei getrampelt als geräumt, der Blick fällt in alle Richtungen auf Wohnblocks. Mitten im Park bellt ein hysterischer Hund einen Mann an, der falschrum steht – eine Radschläger-Skulptur, bedruckt mit cartoonartigen Düsseldorfer Stadtszenen. Gehry, Altbier, Karneval.
Falls noch jemand Zweifel hatte, dass das hier wirklich der #DjusseldorfskiPark ist: Radschläger (mit Erklärtafel für die Moskauer). pic.twitter.com/iz6NQqPL3S
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
„Das Symbol Düsseldorfs – ein Kind, das ein Rad schlägt“, erklärt die Tafel neben der Skulptur, und dass das hier ein Geschenk von Düsseldorf an Moskau war, zur Einweihung des Parks vor acht Jahren. Beim Versuch, dazu mehr zu ergoogeln, erfahre ich noch, dass Düsseldorf in Ostdeutschland liegt. Nun ja. Die restliche Runde durch den Park ist schnell gedreht, zwischendurch noch einmal über den schneebedeckten Rasen zum Teich, der bei den etwas älteren Kindern gerade sehr populär ist.
Klein mag er sein, aber der #DjusseldorfskiPark hat: eine Kirche, Klettergerüste, Bänke – und diesen zugefrorenen Teich als Landebahn: pic.twitter.com/siH8sXd28R
— Katrin Scheib (@kscheib) January 23, 2017
Erkenntnis des Ausflugs: Es gibt ihn also wirklich, den „Djusseldorfski Park“ – nur wird ihn kein Moskauer finden, der ihn nicht ausdrücklich und mit viel Einsatz sucht. Oder in einem der vielen Hochhäuser von Textilschtchiki wohnt.
Alle Tweets zum #DjusseldofskiPark gibt es hier zum Nachlesen.