An der schönen blauen Moskwa

Katjuscha Graffiti Strogino
Chor-Picknick in einem Birkenwäldchen am Moskwa-Ufer in Strogino. Da, am Moskauer Stadtrand, erkennt man den Fluss kaum wieder: sandiges Ufer, Entenküken paddeln hinter der Mutter her, manchmal zieht ein Boot einen Wasserski-Fahrer durchs Bild.

Es riecht, natürlich, mal wieder nach Schaschlik – Dirigent am Grill – und wir versuchen rauszufinden, wie viele Sprachen der Moscow International Choir wohl beherrscht. Russisch und Englisch, klar, Italienisch, Französisch, Rumänisch und Deutsch. Holländischbrocken. Zählt Latein? Eine Russin, deren Deutsch nach Tirol klingt, hat neulich erzählt, dass sie als nächstes Kölsch lernen will.

Tütenweise frische Kirschen stehen auf dem Tisch, Brot, Salate, Pistazien, Chips und etwas, was nach Tofu-Quadern aussieht, aber wie Apfel-Mäusespeck schmeckt: Pastila. Wieder was gelernt. Dazu Weihnachtskonzert-Pläne (es ist nie zu früh, sowas kommt ja immer total unverhofft), es wird wohl was von dem Mann werden, der hier „Joseph Gaydn“ ausgesprochen wird. Und weil das hier Russland ist, trinken wir unseren Saft und Wein nicht einfach, sondern stoßen immer wieder an, gern auch mit Trinkspruch. „Auf die Schönheit, und dass wir alle schön sind“, legt ein Sopran vor. Völlig übliches Kaliber, das lernt man als Nichtrusse hier schnell.

Ein paar Schritte weiter hat jemand „Katjuscha“ an einen ollen Schuppen gesprüht, die russische Koseform von „Katrin“. Auf das Foto drängeln sich noch ein paar Klischeebirken mit drauf. „Graffiti nennst Du das? Ich nenn das Vandalismus“, sagt eine Mitsängerin. Für mich fühlt sich Moskau gerade sehr nach zuhause an. Ist noch Schaschlik da?