Moskauer Warenkorb, September 2014

Perekrestok Moskau Äpfel 

Der zweite Warenkorb-Monat beginnt mit einer neuen Vokabel: отсутствует. Etwas fehlt, bedeutet das wörtlich, sinngemäß passt „nicht vorhanden“ oder „nicht auf Lager“, Hauptsache Verneinung.

Zucchini nicht auf LagerAls kleine rosa Grafik klebt dieses Wort beim Online-Lebensmittelhändler Utkonos neuerdings auf vielen Produkten, die ich mir beim Ausgangs-Korb im August gebookmarkt habe. Trotzdem hat sich der Preis im Vergleich zum August verändert – also vielleicht nur ein paar Tage Lieferengpass? Die hypothetischen Zucchini und Auberginen dürfen erst mal im Korb bleiben.

Im echten Supermarkt ist das Ganze subtiler: Die Lücken im Regal, von denen so viele Fotos online kursieren, hat unsere Perekrestok-Filiale nicht. Übers Angebot sagt das allerdings nichts aus, höchstens über geschickte Regalvollräumer.

So erkennt man erst auf den zweiten Blick, dass plötzlich acht Becher russischer Frischkäse im Kühlregal nebeneinander stehen. Gleiche Marke, gleiche Sorte. Dafür kein Brie, nirgends – ach doch: Da oben, die zwei Sorten, bei denen der Käse in einer flachen Konservendose verpackt ist, die dann wiederum in einem Kartönchen steckt. Ein kostbares Gut.

Pseudo-Bio-JoghurtEin besonders ärgerlicher Platzhalter ist das, was da als Bio-Naturjoghurt in der Milchtheke steht. Die Zusatzstoffe in ihm (E 1422, E 1442) kennt man sonst vor allem aus Fertiggerichten, die sich besonders lange halten sollen, Gelatine ist auch drin. Sicherheitshalber sind die Viererpacks dann auch direkt so bedruckt, dass der Käufer das Kleingedruckte nur lesen kann, wenn er die Becher auseinanderknickt.

Kein Wunder, dass das Zeug nur die Hälfte kostet (17,30 Rubel statt 37,60 für 100 Gramm). Trotzdem: Was nur gleich heißt, aber nicht vergleichbar ist, fliegt aus dem Korb. Bei der restlichen Liste im Supermarkt ergibt der Vergleich keinen einheitlichen Trend: Manches ist billiger geworden, manches teurer – vor allem der Käse.

Möhren für 17,90 Rubel/Kilo (August: 29)
Tomaten für 44 Rubel/Kilo (August: 39)
Rote Paprika für 189 Rubel/Kilo (August: 44,50)
Weißkohl für 9,90 Rubel/Kilo (August: 10)
Äpfel für 32 Rubel/Kilo (August: 44,50)
Birnen für 129 Rubel/Kilo (August: 69)

Milch (2,5%) für 56,99 Rubel/Liter (August: 63,44)
Butter für 37,22 Rubel/100g (August: 46,50)
Brie für 111,20 Rubel/100g (August: 97,50)
Parmesan für 232,67 Rubel/100g (August: 159,50)

Hähnchenbrust für 195 Rubel/Kilo (August: 185)
Schweinekotelett für 384 Rubel/Kilo (August: 406)

Im Schnitt ist mein Supermarkt-Einkauf im Vergleich zum vorigen Monat 32,24 Prozent teurer geworden. Schuld ist daran vor allem die rote Paprika, deren Preis jetzt mehr als 300 Prozent höher ist. Ohne sie wäre der gesamte Einkauf nur 5,65 Prozent teurer.

Und so ist die Preisentwicklung beim Online-Händler Utkonos:

Kartoffeln für 21,50 Rubel/Kilo (August: 28)
Zwiebeln für 21,50 Rubel/Kilo (August: 34)
Gurken für 99,90 Rubel/Kilo (August: 109)
Zucchini für 36 Rubel/Kilo (August: 26) (nicht auf Lager)
Auberginen für 178 Rubel/Kilo (August: 145) (nicht auf Lager)
Rote Bete für 19 Rubel/Kilo (August: 17)
Eisbergsalat für 148 Rubel/Stück (August: 75) (nicht auf Lager)
Kohlrabi für 188 Rubel/Kilo (August: 85) (nicht auf Lager)

Nektarinen für 117 Rubel/Kilo (August: 117) (nicht auf Lager)
Zitronen für 139 Rubel/Kilo (August: 139) (nicht auf Lager)
Papaya für 417 Rubel/Kilo (August: 415) (nicht auf Lager)
Mango für 378 Rubel/Kilo (August: 330) (nicht auf Lager)
Bananen für 57,50 Rubel/Kilo (August: 47)
Orangen für 75,00 Rubel/Kilo (August: 85)
Grapefruit für 99,50 Rubel/Kilo (August: 82)
Kiwi für 225 Rubel/Kilo (August: 229)

Milch für 66,11 Rubel/Liter (August: 66,10)
Butter für 49,89 Rubel/100 g (August: 49,88)

Graubrot, geschnitten, für 79,06 Rubel/Kilo (August: 76,56)
Toastbrot für 82,40 Rubel/Kilo (August: 79,80)

Rinderhack für 412 Rubel/Kilo (August: 412)
Ganzes Hähnchen für 150 Rubel/Kilo (August: 150)
Durchwachsener Speck für 650 Rubel/Kilo (August: 650)

Kabeljau (TK) für 228 Rubel/Kilo (August: 228)
Lachssteak (TK) für 640 Rubel/Kilo (August: 576)

Hier gehen die Preise im September im Vergleich zum August ebenfalls nach oben, allerdings bloß um 11,44 Prozent. Und auch hier gibt kommen die Preistreiber aus der Gemüsetheke: Eisbergsalat (97,33 Prozent) und Kohlrabi (121,18).

Was heißt das alles, und was heißt es nicht? Es heißt nicht, dass im letzten Monat die Lebensmittel in Russland um 32,24 Prozent oder um 11,44 Prozent teurer geworden sind. Auch nicht um den Mittelwert aus beiden. Es heißt bloß, dass eine willkürliche, kleine Auswahl an Lebensmitteln in einem Moskauer Supermarkt im Moment mehr kostet als letzten Monat. Und eine willkürliche, etwas größere Auswahl an Lebensmitteln bei einem Moskauer Online-Händler auch, wenn auch nicht so doll.

Und es heißt, dass der nächste West-Besuch Parmesan mitbringt.

(Danke an Gerrit und an Markus für Zahlen- und Excelhilfe.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert