Ein Reiseführer zum Herumstromern in Moskau

Stalin @ MUZEON

Der Trend geht ja zum Zweitbuch. Da trifft es sich gut, dass meine frühere Moskauer Bloggerfreundin Polly einen Reiseführer für die Stadt geschrieben hat. Sie lebt zwar inzwischen nicht mehr hier, hat aber aus den Erfahrungen ihrer Russlandjahre eine Anleitung für all diejenigen herausdestilliert, die nicht nur für eine Stippvisite hierher kommen. Klassische Reiseführer haben ihren Platz, klar, aber bei Pollys „Complete Guide to Exploring Moscow“ klingt das alles ein bisschen anders.

Unfortunately, the Russian public wasn’t quite ready to embrace the wonders of book printing in 1564. Upon completion of the first book, a large mob declared it Satan’s work, invaded the printing area, and drove the printer – Ivan Fyodorov – to flee all the way to Poland in fear for his life.

Kein „Obacht, ich teile Dir nunmehr relevante Daten mit“ bestimmt den Ton, sondern die Begeisterung einer langjährigen Bloggerin für die Stadt Moskau und das Leben in ihr. Anschaulich und lebendig liest sich das, und auch nach fast zwei Jahren Russlandleben war mir immer noch einiges neu.

There is a small porch on the side of the Cathedral of the Annunciation. This was added by Ivan the Terrible in the 16th century not out of any great piousness; in fact, the opposite was true. Ivan the Terrible was put on the Orthodox Church’s ’naughty list‘ after he married his fourth wife (three was the maximum allowed at the time). He was no longer allowed inside to take part in the services so he constructed the porch so that he could stand just outside the cathedral during services.

Auch die Fotos sind nicht nur die üblichen Sehenswürdigkeiten in Hochglanzversion, sondern Aufnahmen aus dem alltäglichen Moskau, die zum Rumstromern in der Stadt und zum Nachdenken motivieren. Ein Buch für Leute, die nicht zum ersten Mal in Moskau sind, oder die hier länger bleiben wollen.

Although we rarely encourage hanging around railway stations unless you’ve got a train to catch, head toward Paveletsky Station. Work your way through the crush of people standing and smoking around the entrance and visit the relatively new Russian Railway Museum. The only reason this rather yawn-inducing museum is worth a visit (aside from the equally hilarious and terrifying dummies in the dioramas) is because the museum is home to Lenin’s funeral train.

Den „Complete Guide to Exploring Moscow“ gibt es übrigens ausschließlich als Download, will sagen: Mehr Platz im Gepäck für warme Winterkleidung und sanktionierte westliche Lebensmittel als Mitbringsel, liebe Moskau-Reisende!

Basmanny District Khitrovka

Beide Fotos (C) Polly Barks

Moscow Blogger Meet-Up

Drei Wochen nicht in Moskau, das ist wie kleine Semesterferien, einschließlich dem Gefühl bei der Rückkehr, hier allmählich wohl wirklich dazuzugehören. Freunde zufällig im Supermarkt treffen, in der Metro eine Abkürzung kennen, beim Trinkwasserbestellen eine Kundennummer haben und bei der Chorprobe die Liste anschaulicher, wenn auch nicht unbedingt schmeichelhafter Dirigentenkommentare fortschreiben: „Ihr solltet wie Engel klingen, aber ihr klingt wie ein Zahnarztbohrer.“ Echt, Soprane! Dem Alt wäre das nie passiert.

Und dann die Einladung von Polly, der wahrscheinlich fleißigsten Bloggerin der Stadt, die nebenbei gerade noch eine Reisezeitschrift auf die Beine gestellt hat: Komm, wir machen mal ein Bloggertreffen. Moscow Blogger Meet-Up, im Re:Forma, einem der vielen Moskauer Anticafés.

home-office-336373_1280Wir sind acht, alle Frauen, alle bis auf eine bloggen auf Englisch. Und es ist, von Anfang an, genau richtig. „Ach, Du bist doch die mit ihrem eigenen Oligarchen!“ – „Von Deinem Blog hab ich mir die ganzen Einkaufszettel-Vorlagen runtergeladen, eine große Hilfe.“ – „Wirkt das nur so oder bist Du ständig auf Reisen?“

Kuchen und Linktipps. Restauranthinweise und Ausflugspläne. Unverhoffte gemeinsame Bekannte und Vokabeln quer durch die Sprachen („Sagt ihr auf Deutsch wirklich ‚Blümchensex‘?“). Ich glaube, wir haben zwei Stunden am Stück durchgequatscht, oft auch gleichzeitig.

Was jetzt auch heißt, dass der schon ewig halbfertige Blogpost mit Moskauer Blog-Tipps nun endgültig keinen Grund mehr hat, weiter aufgeschoben zu werden, sondern hier noch diesen Monat veröffentlicht wird. Echt jetzt.

Also, Jessica, Sarah, Lisa, Anna, Polly, Kate und Jennifer: Danke für den Anfang. Zu euch gehör ich gerne.

(Foto: Pixabay)