Was für ein Moskau erwartet die WM-Besucher diesen Sommer?

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Kann eine Stadt zu sauber sein? Seit ein paar Tagen denke ich herum auf einem Kommentar, den Ilja Klischin, Digitaldirektor des Fernsehsenders RTVi, für die Zeitung Wedomosti geschrieben hat. Er kritisiert, vor der Weltmeisterschaft werde Moskau so sehr gesäubert und auf Hochglanz poliert, dass in der Stadt inzwischen „leblose Sterilität“ herrsche: „Kein Müll liegt herum, die Sockel der Gebäude sind nicht beschmiert, keine zerbrochenen Fenster, keine oder kaum Obdachlose. (…) Auf den ersten Blick wäre es töricht, darin etwas Schlechtes zu sehen. Sauberkeit ist besser als Schmutz, aber es gibt eine Sauberkeit, die ungesund und sogar schmerzhaft ist, wie in einem Krankenhausflur.“

Tatsächlich beschäftigt mich dieses Gefühl, dass hier in Moskau ein bisschen arg viel Wert auf Oberfläche gelegt wird, auch immer mal wieder. Wenn man sich zum Beispiel fragt, warum man im Stadtzentrum (also da, wo die Geld bringenden Touristen sich aufhalten) so gut wie keine Spuren von Armut sieht, keine Bettler oder Obdachlose. Oder wenn mit dem Ende des Winters in der ganzen Innenstadt Plastik-Kirschbäume mit rosa Blüten aufgestellt werden – kein Duft, keine Natur, keine lang herbeigesehnten Frühlingsboten. Nur für teures Geld gekaufte Fakes, weil’s gut aussieht bei Instagram. Ein autoritär regiertes Land, in dem gleichzeitig Arbeitskraft billig ist – kein Wunder, dass Putzen und Dekorieren da so verbreitet sind. Sekundärtugenden.

Ich frage mich dann manchmal, was Leute, die zur WM zum ersten Mal nach Russland kommen, von hier wohl für Eindrücke mitnehmen. Versteht mich nicht falsch: Ich bin froh über jede und jeden, der überhaupt hierher kommt, das tun viel zu wenige. Sich selbst ein Bild zu machen ist immer erst mal eine gute Idee. Das Problem ist nur, dass dieses Bild halt auch täuschen kann – wenn es in einem Aspekt dem Bekannten gleicht und man daraufhin auf alle anderen Aspekte verallgemeinert.

Konkret: Wie oft habe ich mich mit Leuten unterhalten, die gerade frisch in Moskau gelandet waren und überrascht, wie modern, wohlhabend, lebendig diese Stadt ist. Kein Sowjetgrau, keine verhärmten Gesichter – na sowas. Und dann folgt oft der Schluss: Na, wenn die hier Porsche-Autohäuser, ausreichend Obst im Supermarkt und Straßen mit Radwegen haben, dann wird ja der Rest hier sicher auch so sein, wie ich es aus meiner westlichen, demokratisch regierten Heimat kenne. Schließlich sehen die Menschen hier auf der Straße ja auch überhaupt nicht so aus, wie man aussehen müsste, wenn man in einem Land lebt, das seine Bürger nur so lange in Ruhe lässt, wie sie nicht gegen die Politik der Regierung protestieren.

Das sind so Trugschlüsse, die ich ein paar Mal zu oft gehört habe in den vergangenen Jahren. Und es hilft sicher auch nicht, wenn der, der da anreist, kein Fußballfan oder regulärer Tourist ist. Sondern ein Journalist, der zu einem G20-Gipfel, einem Sportturnier oder einem Staatsbesuch kommt. Natürlich wohnt man dann in einem schicken Hotel, natürlich ist jedes Essen und jede Taxifahrt tiptop organisiert und natürlich wird man selber keine Probleme bekommen, wenn man seine Meinung zur Annektion der Krim oder zur Korruption in der Politik äußert.

Zurück zu Ilja Klischin und seinem Kommentar über Moskaus Hochglanzoberfläche. Er schlägt den Bogen von der von oben verordneten Sauberkeit zu anderen Dingen, die ebenfalls von oben verfügt werden: „Wir sind hier nicht in Singapur, aber noch weniger sind wir in der Schweiz im Sinne autoritärer oder demokratischer Reinheit.“ Stattdessen spiegle die Säuberung im öffentlichen Raum die zunehmende Reglementierung des öffentlichen Lebens wieder: „Man darf nicht einfach ein Unternehmen gründen, man darf nicht einfach zu einer Demo gehen, man darf nicht einfach etwas retweeten, man darf keinen Schritt machen ohne vorherige Rücksprache.“

Was für ein Moskau werden die Menschen, die zur Fußball-WM anreisen, also erleben? Mein Blick auf die Stadt ist nicht so düster wie der von Klischin, aber ich kann nachvollziehen, wie er zu seinem Fazit kommt: „Leer und sauber. Kein Ausdruck des Lebens ist authentisch und nicht bloßes Imitat, keinem liegt ein unabhängiger Gedanke (…) zugrunde. In diesem sterilen Paradies der Reinheit muss alles angemeldet und genehmigt sein, und alles atmet eine tödliche Kälte. Das ist das Moskau, das Ausländer diesen Sommer während der Fußball-WM sehen werden.“

Putin der Woche (LI)

Putin der Woche

Gesehen: Bei Avito.ru, einer russischen Mischung aus Dawanda und Ebay-Kleinanzeigen.

Begleitung: ein kryptischer Schriftzug

Text: Der Verkäufer preist sein Werk so an: „Eine Platte mit Wladimir Wladimirowitsch Putin, gewidmet der Fußball-Weltmeisterschaft 2018. Handgemacht, aus natürlichen Materialien, mit Rahmen und Passepartout. Auf dem Foto ist das Gesicht verwischt, in echt sieht es besser aus. Ein perfektes Geschenk für Fußballfans. Bringt Glück!“

Viel Bemerkenswerter ist aber der Text auf dem Bild selber: Da hat jemand sehr lange überlegt, wie er diesen Schriftzug platziert. Und sich dann doch für die Variante entschieden, bei der man kaum erkennt, was das da links heißen soll. Aissur? Aissur? Hm…

Subtext: Alles wird besser, wenn man einen Putin draufmacht. Auch, wenn er nicht als Putin zu erkennen ist. Auch, wenn bisher niemand wusste, dass die Fußball-WM dieses Jahr in Aissur stattfindet.

Oben-Ohne-Punkte: 0/10.

Russball, Folge 49: Diese Restaurants sollte man bei der WM nicht besuchen

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Neue Woche, neuer Russball, und wir beginnen mit einer Frage: Sind Star-Trek-Fans anwesend? Wenn ja, erinnert sich jemand an die Folge, in der eine Art Parasitenwesen nach und nach Crewmitglieder der Enterprise befällt? Man merkt das daran, dass ihnen ein kleiner Stöpsel hinten aus dem Hals rausguckt – und daran, dass sie mit Hingabe lebende Würmer oder Maden essen, wie Commander Riker hier:

An diese Szene muste ich denken, als ich auf dem offiziellen FIFA-Vorfreude-Twitteraccount für die Fußball-WM las, dass für Fußballfans in Kasan ein 1300 Kilo schwerer Tschaktschak gebacken werden soll. Das ist eine tatarische Süßigkeit aus frittierten Teigröllchen, die mit Honig zu einem Klotz zusammengeklebt werden. Wenn man Glück hat, entsteht so eine süße Knabberei, wenn man Pech hat, eine Art klebriger Dämmstoff. Das wirkliche Problem aber ist, dass Tschaktschak eben aussieht wie das, was sich bei Riker in der Essensschale windet. Also: Wer während der WM nach Kasan kommt und dort den Megatschaktschak probieren will, sollte vielleicht in den Tagen davor keine alten Star-Trek-Folgen gucken.

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⚽ Viele russische Fußballspielerinnen hoffen, dass die Weltmeisterschaft dem Frauenfußball in ihrem Land einen Schub geben wird. Das hat Dmitry Zaks erfahren, als er sich beim Training der Frauenmannschaft des SchK Tschertanowo Moskwa umgehört hat. Frauenfußball hat es in Russland schwer, Vorurteile, dass Fußball nichts für Frauen sei, halten sich beharrlich.

Interessant fand ich vor allem die Frage, warum sich in der eigentlich doch so betont egalitären Sowjetunion der Frauenfußball nicht durchgesetzt hat, ganz im Gegensatz zum männlichen Gegenstück. Eine These aus Zaks‘ Artikel ist, dass Fußball zu Sowjetzeiten sehr oft mit Patriotismus und Militär in Verbindung gebracht wurde – da passten Frauen nicht ins Bild. Andererseits frage ich mich dann: Es gab doch nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus auch gefeierte Soldatinnen, vor allem Scharfschützinnen. Wie passt das dann ins Bild? So oder so: lesenswerter Text.

⚽ Souvenirs rund um die Weltmeisterschaft rausbringen kann jeder, aber WM-Banknoten, das kann hier in Russland dann doch nur eine: die Zentralbank. 20 Millionen Stück werden in Umlauf gebracht, zu einem Wert von je 100 Rubel, also etwa 1,40 Euro. Anders gesagt: Der Wert ist so niedrig, dass es sich jeder leisten kann, den Schein als Souvenir aufzubewahren, statt ihn wieder auszugeben.

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Auf der Vorderseite des Geldscheins sieht man einen kleinen Jungen mit Ball unterm Arm, der bewundernd der sowjetischen Torwart-Legende Lew Jaschin zusieht. Auf der Rückseite bildet die Silhouette einer Gruppe jubelnder Fans die russische Fahne, außerdem sieht man die Namen der Gastgeberstädte. Ansonsten kann man auf der Seite der Zentralbank in verdammt großer Detailtiefe nachlesen, was diese Gedenkbanknote alles an Sicherheitsmerkmalen hat. Oder ihr schaut einfach mal hier: Unter Infrarotlicht verschwindet Jaschin und man sieht nur noch den Nachwuchsfußballer, unter UV-Licht werden plötzlich in Knallfarben Schriftzug und Logo des Turniers sichtbar. So viel Spaß für wenig Geld! Und noch ein Souvenir, das nicht jeder herausgeben kann, aber jeder sich leisten: In der Moskauer Metro soll es Fahrkarten im WM-Design geben.

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⚽ Die Allgemeine Hotel- und Gastronomiezeitung (Wie, ihr lest die nicht regelmäßig? Na, dann ist ja gut, dass ich für euch sichte 😀) hat Tipps gesammelt, wie Kneipen und Restaurants während der WM möglichst viel Geld verdienen können. Manches leuchtet sofort ein (gerade Beträge bei den Preisen, damit man bei großem Andrang keine Zeit mit Wechselgeld verschwendet), anderes ist eher dröge, weil halt für Fachpublikum gedacht („mobiles Funkbonieren“, soso).

Für die brachiale Variante haben sich offenbar einige Wirte in Russland entschieden. Eine Agentur hat dort gefälschte Bewertungen bei Tripadvisor angeboten, in allerlei Sprachen und natürlich immer nur positiv. 480 Euro sollte das die Restaurants kosten, Verkaufsargument aus der Agenturbroschüre: “Was tun, wenn noch nie ein Serbe oder ein Schwede bei Ihnen war und eine Bewertung hinterlassen hat? Sie schreiben sie selbst!“ Na, das hat ja super geklappt: Reuters hat die Geschichte recherchiert und ist dabei auf einige Restaurants gestoßen, die diesen Service offenbar genutzt haben. Die Pizzeria „Peperonchino“ in Kaliningrad zum Beispiel soll plötzlich auf einen Schlag 45 neue Bewertungen bekommen haben, zuvor war es eine pro Woche.

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Das Management versichert, die Bewertungen seien auf legalem Weg zustande gekommen – man habe eine App mit Prämien für Kunden, das zahle sich aus. Tripadvisor scheint das anders zu sehen: Aktuell findet, wer den Eintrag zu Peperonchino aufruft, nur noch eine Handvoll Bewertungen, da wurde wohl großflächig ausgemistet. Einfache Faustregel also für WM-Reisende: Besser nicht in Restaurants gehen, die in den Monaten vor der WM ungewöhnlich viele Bewertungen bekommen haben. Oder man guckt einfach nur auf das Feedback aus dem Jahr 2017 und entscheidet danach.

⚽ Was verdient Russlands Fußball-Liga an den Fernsehübertragungsrechten für ihre Spiele? Die Summe ist im europäischen Vergleich nicht allzu groß, hat Sports.ru ausgerechnet, „selbst Dänemark und Griechenland bekommen mehr als Russland“. Aufhänger für die Geschichte sind die laufenden Verhandlungen zwischen der Premjer-Liga und dem russischen Fernsehsender Match TV über die Rechte für die kommende Saison. Die Grafik zum Artikel sieht Russlands Liga gerade mal auf Platz zwölf, die Bundesliga dagegen landet auf Platz vier und muss damit nur England, Italien und Spanien den Vortritt lassen.

⚽ Noch ein Ranking, diesmal ein offizielles: Dass Russland auf der FIFA-Liste nicht allzu gut dasteht, war hier ja schon öfter Thema – aktuell muss man runterscrollen bis Platz 66, um Russland zu finden. So ganz fair sind die Regeln nicht – als WM-Gastgeberland muss Russland sich zum Beispiel nicht für das Turnier qualifizieren, verpasst damit also eine ganze Reihe von potentiell Punkte bringenden Länderspielen. Nochmals Sports.ru: „unser Team stünde statt auf Platz 66 dann auf 32, zwischen Irland und Rumänien.“ Lösungsvorschläge hier.

⚽ Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, jaja, blabla. Aber noch schöner ist es doch, wenn sich jemand die Mühe macht und zu einem Bild eine möglicht kreative Unterzeile erfindet. So wie Fußballkommentator Wassili Utkin, der zu diesem Bild hier textete: „Stanislaw Tschertschessow erklärt Witali Mutko, wie Brustschwimmen funktioniert.“ Sehr hübsch!

⚽ Spiegel Online hat einen guten Zusammenschrieb dazu, wie deutsche Firmen an der WM beteiligt sind. Als Zulieferer von Rollrasen zum Beispiel, rangekarrt im Kühllaster. Oder, anderer Temperaturbereich: mit Rasenheizungen. Gerade der Absatz, in dem es um die Bürokratie geht, die in Russland ja schon um einiges anders funktioniert als in Deutschland, kam mir sehr bekannt vor.

⚽ Dann macht die Moscow Times gerade eine Serie, in der sie allerlei Alltagsfragen für WM-Reisende beantwortet. „Darf ich in Russland auf der Straße rauchen“ zum Beispiel, „Wie funktioniert das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln“ oder „Registrierung? Was für eine Registrierung?“. Alle Fragen und Antworten findet man am einfachsten auf dem speziellen WM-Account, @TMTWorldcup.

⚽ Konstantin Krinsky ist da was aufgefallen. Er war in der WM-Gastgeberstadt Wolgograd, um von dort über die Vorbereitungen zu berichten. Und wie das halt so ist, man verbringt viel Zeit am Flughafen mit Warten. Im neuen Terminal, das extra zur WM eröffnet wurde, sah Krinsky dann diese Landkarte hier. Sie soll zeigen, wohin man von Wolgograd aus alles fliegen kann.

Nun muss nicht jeder aus dem Stand wissen, wo Heraklion, Simferopol oder Tscheljabinsk ganz genau liegen. Wer aber solch eine Riesenkarte anfertigen lässt, um sie dann gut sichtbar aufzuhängen, könnte vielleicht jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt. Jemanden, der weiß, dass Heraklion nicht in Bulgarien liegt, Simferopol nicht in der Republik Moldau und Tscheljabinsk auch eher nicht in Kasachstan.

Besonders ärgerlich ist die Karte für Sotschi und Samara. Eigentlich waren sie ebenfalls als WM-Austragungsorte vorgesehen. Nun liegt Sotschi in der Türkei, Samara in Kasachstan – das wird dann wohl nichts, schadeschade. Wir merken uns: Ja, man kann vom Flughafen Wolgograd an sehr viele Orte fliegen. Die liegen dann nur nicht unbedingt dort, wo man sie erwartet.

⚽  Wo wir gerade in Sotschi sind: Das kann auch ganz schön lästig sein, wenn man in einer WM-Gastgeberstadt lebt und es allmählich ernst wird mit dem Turnier. Baustellen, Straßensperren, Umleitungen – und jetzt auch noch das: In Sotschi kann man im Moment zwischen 9 Uhr morgens und 18 Uhr abends nicht fernsehen. Da wird nämlich am örtlichen Fernsehturm gewerkelt; er wird von außen mit LEDs bestückt.

Wenn alles klappt, wird so der Turm durch die vielen kleinen Lämpchen während der Weltmeisterschaft selber zum Bildschirm, weil auf seiner Fassade Spiele gezeigt werden. Muss halt nur noch genehmigt werden, sagt der Verantwortliche. Aber gut, Hauptsache, erst mal den Leuten den Empfang abdrehen und loslegen, ohne zu wissen, wozu es nutzt. Gut, dass es Streamingdienste gibt. Sotschi – aktuelle Hauptstadt von „Netflix and chill“?

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Ein kleiner Rausschmeißer noch, der gut zu der ganzen Kadernominiererei in diesen Tagen passt. Okay, der Artikel ist schon ein bisschen älter – eine irische Satireseite hat ihn vor der WM in Brasilien veröffentlicht. Aber die Zeile, und alles, was sie über Englands Abschneiden bei internationalen Fußballturnieren aussagt, ist einfach zeitlos schön: England Name 23 Men To Blame For World Cup Failure. Bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 48: Bau mir ein Stadion, du kriegst auch was zu Essen!

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Übers Wochenende war ich ein mit Freunden in St. Petersburg und habe, klar, zwischen Eremitage und Kneipentour auch die Augen offen gehalten in Sachen WM-Vorbereitungen. Zwei Dinge sind mir aufgefallen: Am Kiosk gibt es, erstens, inzwischen Unmengen an Süßigkeiten, die mit dem Maskottchen Sabiwaka bedruckt sind – Pfefferminztabletten, Weingummis, Tictacs, Kaugummis, Bonbons.

Zweitens sind die Wegweiser auf Russisch und Englisch nicht nur aufgestellt, sondern auch bereits mit Tags verziert, will sagen: Sie fügen sich harmonisch ein in das Stadtbild dieser Metropole, die im Vergleich zu Moskau weniger geleckt, weniger hochglanzig ist und dafür ein bisschen schmuddeliger und ein bisschen unkonventioneller. Ich mag das ja.

Ein Wegweiser zu einer Metrostation

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⚽  So kann’s gehen: Zwischen „Ich fange mal an, an der neuen Russball-Folge zu arbeiten“ und „Heute muss die neue Folge aber endlich fertig werden“ hat sich die komplette Geschichte rund um Hajo Seppelt abgespielt. Russland verweigert ihm das Visum, weil er nach seiner Doping-Berichterstattung auf einer „Persona non grata“-Liste steht. Die ARD protestiert, die Bundesregierung protestiert. Russlands berühmtester Fußballkommentator kritisiert die Entscheidung, man spiele damit Menschen in die Hände, die von Skandalen lebten. Der Vorsitzende des russischen Journalistenverbands sagt, Seppelts Arbeit sei reine Propaganda, aber man solle ihm dennoch ein Visum geben. Sport Express veröffentlich eine lange Kritik an Seppelt und seiner Berichterstattung unter der ziemlich unfassbaren Überschrift: „Man hat die WM von Seppelt erlöst, das ist eine Hygienemaßnahme“.

Inzwischen hat sich rausgestellt, dass Seppelt nun doch ein Visum bekommen wird. Reist er allerdings nach Russland ein, will ihn das Staatliche Ermittlungskomitee zu seinen Doping-Recherchen vernehmen. Ob Seppelt das tut, kann man – Stichwort Informantenschutz – bezweifeln. Wer weiß, vielleicht gibt es zwischen Dienstag Abend, wo ich hier sitze und diese Zeilen tippe, und Mittwoch früh, wenn der Newsletter in eure Inbox plumpst, ja schon die nächste Entwicklung, zum Beispiel: Seppelt sagt Russland-Reise ab.

⚽ Wie eventuell der ein oder andere mitbekommen hat, steht ja seit gestern der vorläufige deutsche WM-Kader fest. Ich hab mir mal die Mühe gemacht und alle Nationalspieler russlandtauglich gemacht, indem ich ihnen einen Vatersnamen verpasst habe. Nur einer fehlt – falls jemand weiß, wie der Vater von Kevin Trapp mit Vornamen heißt, sagt doch bitte Bescheid! Anschließend hatte sich der DFB noch was ausgedacht: Ein Interview mit Russlands Nationaltrainer Tschertschessow, der als Hologramm mit auf der Bühne saß. Doch, wirklich:

Tschertschessow hat gerade erst selbst seine vorläufige WM-Auswahl präsentiert, wobei zu der sehr viel mehr Spieler gehören als zur deutschen. Eindampfen müssen beide bis Anfang Juni, Russlands schönster Schnäuz und der Bundesjogi. Warum es sich Tschertschessow so viel schwerer gemacht hat, und was er in den paar Tagen noch über seine Spieler rausfinden will, was er bisher noch nicht weiß – keine Ahnung. Hier ist jedenfalls seine Liste, außerdem gibt es noch sieben potenzielle Nachrücker.

⚽ Stell dir vor, die WM rückt näher und dein Stadion ist immer noch nicht fertig. In Nischni Nowgorod haben sie im April offenbar versucht, dieses Problem kreativ zu lösen: Einem Reuters-Bericht zufolge verschickte der städtische Sportminister einen Brief, in dem er Menschen zum kostenlosen Arbeitseinsatz auf der Stadionbaustelle aufrief. Immerhin: Drei warme Mahlzeiten am Tag und eine Unterkunft sollte es geben, Werkzeug, heißt es in dem Schreiben, werde gestellt. Na immerhin.

⚽ „Was Bayern zur Feier seines sechsten Meistertitels verkauft“ ist ein Artikel von Sports.ru überschrieben. Es folgen das Bayern-Grillset, Bayern-Weingummi, eine Bayern-Tasse mit dem Kommentar, seltsamerweise gebe es kein Bayern-Bierglas. Alles eher unspektakulär, warum also erwähne ich es hier? Wegen des Kommentars, den ein Leser unter dem Artikel hinterlassen hat, und den die anderen Leser zum besten Kommentar gewählt haben: „Und was verkauft ZSKA nach der Meisterschaft? Seine besten Spieler.“ Sehr hübsch.

⚽ Was kommt bei Zenit nach Roberto Mancini? In Russland wird in diesen Tagen viel über eine Liste spekuliert, die die Vereinsbosse angeblich zusammengestellt haben. Auslöser dafür war ein Tweet von Georgi Tscherdanzew, einem bekannten Fußballkommentator. Der Mann hat fast 500.000 Follower bei Twitter – kein Wunder also, dass ein Tweet wie dieser hier schnell die Runde macht:

„Hundertprozentiges Insiderwissen von @zenit_spb: Es gibt schon eine Liste mit fünf Trainern, die auf Mancini folgen könnten. Fortsetzung folgt 😉“. Auch in der Redaktion von Championat.com haben sie den Tweet gesehen und brav ihr Handwwerk gemacht, indem sie beim Verein nachgefragt haben, ob das denn auch alles so stimmt. Antwort von Pressesprecher Anton Makarenko: „Ja.“ Wer sind also die fünf Kandidaten? Championat nennt Sergei Semak, Siniša Mihajlović, Miodrag Boschowitsch, Maurizio Sarri und Dick Advocaat, aber kaum ist die Geschichte veröffentlicht, haut Kommentator Tscherdanzew seinen nächsten Tweet raus:

„Hundertprozentiges Insiderwissen von @zenit_spb: Auf der Liste mit fünf Trainern, die auf Mancini folgen könnten, stehen russische Spezialisten. Dick Advocaat steht nicht auf der Liste. Fortsetzung folgt 🔥“.

⚽ Eine Meldung aus der Reihe „Offensichtliches“: Kreml-Sprecher Peskow hat bestätigt, dass Wladimir Putin sich das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Russland und Saudi-Arabien ansehen wird, Ria Nowosti ist das eine eigene Meldung wert. Mit angehaltenem Atem warten wir nun auf weitere Peskow-Statements: „In Russland wird während der WM mit Rubeln bezahlt“, „Nawalny wird bei der nächsten Demo verhaftet“ und „Im Winter rechnen wir mit Schnee, vor allem in Sibirien.“

⚽ Ihn hier wollte ich schon öfter mal erwähnen, hatte aber nie einen guten Text zur Hand. Nun hab ich dieses Porträt gefunden: „Jacob Gardiner-Smith: The Englishman who plays for Zenit“. Aufgefallen war er mir nicht nur durch seine Tweets, sondern auch, weil der Nachname „Gardiner“ bei mir sofort allerlei urenglische Assoziationen weckt, von Jane Austen bis Proms.

Im Fall von Jacob Gardiner-Smith sind die passenderen Asoziationen aber dann doch sein Opa John, ein erfolgreicher Fußballer, der 1936 in Berlin für Großbritannien spielte und sein Vater Barry, ein Labour-Abgeordneter. Interessant jedenfalls, wie Jacob mit 17 schon nach Russland gegangen ist, und warum er anderen zu einem ähnlichen Schritt raten würde – auch, wenn das bedeutet, das vertraute, einfache Leben daheim hinter sich zu lassen.

⚽ Fehlt noch der Hinweis auf ein Medium, das ich hier bisher noch nie verlinkt habe. Doch wenn WM im eigenen Land ist, dann heben selbst Frauenzeitschriften plötzlich Fußballer aufs Cover. So geschehen bei der russischen Vogue, deren Heft zum Thema „Fußball und Mode“ ab heute verkauft wird. Auf dem Titel: Nationalspieler Fjodor Smolow, der als leichte Trainingseinheit das Model Natalja Wodjanowa huckepack durchs Bild trägt. Kann man einfach mal auf sich wirken lassen.

Beim Shooting war Smolow übrigens nicht der einzige Fußballprofi: Auch Julian Draxler machte mit, das sieht dann so aus:

Вперёд, Россия!🇷🇺 Встречайте нашу июньскую обложку, приуроченную к Чемпионату мира по футболу, который пройдёт в России в июне: русская супермодель Наталья Водянова вместе с футболистами Фёдором Смоловым, Юлианом Дракслером и Даниэлом Алвес да Силва предстала в объективе звездного дуэта фотографов Луиджи Мурену и Янго Хенци – в продаже с 16 мая!/ As FIFA World Cup in Moscow approaches, meet our June cover starring @natasupernova @smolovfedor_10 @draxlerofficial @danialves. Photo: @luigiandiango Style: @patrickmackieinsta Hair: @luigimurenu Makeup: @mariaduhart

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Zum Schluss noch ein kleiner Nachtrag zur letzten Russball-Folge. Da hatte ich einen Artikel verlinkt, in dem es darum ging, warum Nachwuchsfußballer, die im Dezember geboren sind, es in Russland schwer haben. Schon da war erwähnt, dass es in Deutschland ein ähnliches Problem gibt. Seitdem haben mir mehrere Leute diesen Artikel hier erreicht, der dem Phänomen auf den Grund geht: Dezemberkinder werden selten Fußballstars. Danke für den Hinweis – und bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 45: Warum Deutschland eventuell nicht Weltmeister wird

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Zurück aus dem Urlaub, das heißt: Sie haben uns nach Usbekistan rein- und hinterher auch wieder rausgelassen. Und weil die letzte Russball-Folge ja eine hintergründige war mit Reisetipps für die WM-Städte, konnte ich für diese hier aus dem Vollen schöpfen: Material aus zwei Wochen, eingedampft und ausformuliert zu diesem formschönen Newsletter. Los geht’s.

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⚽ Die Sache mit dem dressierten Bären, der bei einem Fußballspiel als Unterhaltungsprogramm herhalten musste, habt ihr sicher mitbekommen. Das hat ja große Wellen geschlagen, und zu Recht: Nein, das ist nicht lustig. Ja, das ist Tierquälerei. Nur, dass das geklärt ist.

Was ihr vielleicht nicht mitbekommen habt, ist ein anderer Vorfall, auch der mit einem Tier. Ein Fan von Lutsch-Energija Wladiwostok hat einen Hahn mit zum Spiel gebracht und versucht, ihn auf Trainer Alexander Grigrojan zu werfen (der Hahn drehte in der Luft ab in eine andere Richtung). Dass das wohl keine Geste des Wohlwollens und der Unterstützung war, ist auf den ersten Blick klar. Wie perfide die Aktion wirklich war, versteht man allerdings erst, wenn man weiß, dass „petuch“, das russische Wort für Hahn, hier auch ein Schimpfwort für „schwul“ ist. Ein homophober Angriff auf Grigorjan also, zusätzlich zur Tierquälerei. Dazu passen Meldungen wie diese in der New York Times, wonach das schwulenfeindliche Klima in Russland einige Fans davon abhält, zur WM zu reisen. (Kurz nach dem Vorfall hat sich der Club übrigens vom Trainer getrennt.)

⚽ Wenn das mal keine Entscheidung aus der Reihe „Was habt ihr euch denn dabei gedacht?“ wird: Bei WM-Spielen in Rostow am Don sollen rund 200 Kosaken als Sicherheitskräfte eingesetzt werden, 30 von ihnen zu Pferd. Das mag für deutsche Ohren jetzt vielleicht ganz nostalgisch nach Chorgesang oder nach „Moskau“ von Dschinghis Khan klingen – „Kosaken hey, hey, hey hebt die Gläser!“ Tatsächlich aber stehen die Kosaken im heutigen Russland für etwas anderes, die Nachrichtenagentur AP bringt es auf den Punkt: „Kosaken, eine paramilitärische Gruppe mit Wurzeln in der Zarenzeit (…). Ihnen wurde oft vorgeworfen, ihre Zuständigkeiten zu überschreiten und während ihrer Arbeit Gewalt einzusetzen.“

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an den Vorfall bei den Olympischen Spielen in Sotschi, als eine Gruppe Kosaken-Wachleute die Peitschen, die zur traditionellen Kosakentracht gehören, nutzten, um auf Mitglieder von Pussy Riot einzuprügeln. In Rostow sollen die Kosaken nach offiziellen Angaben nun also sowohl für Sicherheit sorgen als auch das „Kosakentum als Visitenkarte der Region“ präsentieren – „schließlich sind sie eines der Symbole der Don-Region mit dem höchsten Wiedererkennunsgwert.“ Bleibt die Frage, ob man bei der WM auch ihr Verhalten gegenüber friedlichem Protest in Sotschi wiedererkennen wird nach dem Prinzip: Kosaken, hey, hey, hey, hebt die Peitsche.

⚽ Zufällig bin ich dann noch auf einen Link gestoßen, der die beiden vorherigen Themen verbindet. Es geht um eine Meinungsumfrage, die schon ein paar Monate alt ist, sie wurde im vergangenen Dezember veröffentlicht. Und ja, man muss sie sicher mit einem Körnchen Salz nehmen, denn die Zahl der Befragten (2500) klingt erst mal groß, aber verteilt auf elf Gastgeberstädte sind es dann eben doch nur noch rund 230 pro Stadt. Doch die grundsätzliche Tendenz ist schon erwähnenswert: Mit welchem Gefühl sie ausländischen Fußballfans gegenüberstehen, die LGBT sind, wurden also 2500 Russen gefragt. Der Mehrheit war das ziemlich egal, 13 Prozent antworteten allerdings mit „verärgert“ und weitere 11 mit „reserviert“.

Wenn man die Zahlen ein bisschen weiter aufdröselt, kommt man zu zwei Ergebnissen. Wer beim WM-Besuch homophoben Menschen ausweichen will, der sollte sich erstens tendenziell von älteren Männern fernhalten – sie gaben überdurchschnittlich oft „verärgert“ an. Zweitens ist man geografisch am besten in Sotschi und Kasan – beides Vorrundenspielorte der deutschen Nationalelf – aufgehoben. Am deutlichsten gegen schwule und lesbische Fans eingestellt sind die Menschen in Wolgograd und Rostow am Don, beides Städte mit starkem Kosakenerbe und allem, was da an traditionellen, nationalistischen Wertvorstellungen dranhängt.

⚽ Was hat Arsène Wengers Abschied von Arsenal in einem Newsletter zu Fußball und Russland zu suchen? Die Antwort gibt Sport.ru mit dem lustigsten, lässigsten Tweet, den ich zu Wengers Abgang gesehen habe:

„Wenger verlässt Arsenal – wie es aussieht, kann man selbst nach 22 Jahren an der Macht abtreten.“ Beiläufiger Sarkasmus ist halt immer noch der beste Sarkasmus.

⚽ Ihr müsst jetzt sehr stark sein: Es gibt eine kleine Chance, dass Deutschland dieses Jahr seinen Titel als Fußball-Weltmeister nicht verteidigen wird. Die Quelle für diese Nachricht ist nicht das Petersburger Katzenorakel, sondern Stanislaw Tschertschessow, Trainer der russischen Nationalelf. Der Mann spricht fließend Deutsch, kennt sich im internationalen Fußball gut aus und war neulich zu Gast bei einer deutsch-russischen Podiumsdiskussion rund um die WM. Mit auf der Bühne, auf den beiden Seiten des Coaches: der deutsche Ex-Nationalspieler Cacau und Erik Stoffelshaus, sportlicher Direktor von Lokomotive Moskau.

Zunächst sollte Tschertschessow verraten, welchen deutschen Spieler er gerne für die russische Nationalmannschaft borgen würde. Spielverderber-Antwort: „Die deutschen Spieler stehen für mich nicht zur Verfügung, also denke ich da auch nicht drüber nach. (…) Löw hat seine Fußballer und ich meine.“ Um eine Antwort auf die Frage, wer denn nun Weltmeister wird, drückte sich der Nationaltrainer dann komplett – allerdings auf eine Art, die durchblicken ließ: Deutschland jedenfalls nicht. „Dazu sage ich nichts, weil hier auf beiden Seiten von mir Deutsche sitzen.“ Autsch! (Eine Umfrage unter russischen Fußballfans hat übrigens ergeben, dass nur vier Prozent von ihnen damit rechnen, dass ihre Mannschaft Weltmeister wird.)

⚽ Dass einem zwei Monate vor der WM öfter mal Namen deutscher Fußballer in russischen Medien begegne, ist klar. Dass zu diesen Namen aber auch Julian Pollersbeck gehört, hat mich dann doch überrascht: Championat.com widmet dem Torwart des HSV eine große Analyse und beschreibt, wie sehr er auch außerhalb seines Torraumes aktiv ist – das zeigt auch eine beeindruckende Heatmap. „Sieht aus, als ginge es um zwei verschiedene Spieler“, kommentiert Championat das Bild, „aber nein: Er schafft es, die Aufgaben des Torwarts mit denen eines Verteidigers zu kombinieren.“

⚽ Ist die Wurzel allen Übels im russischen Fußball ein Mangel an bespielbaren Plätzen? Anton Michaschenok ist davon überzeugt. Der Sportjournalist hat vor kurzem selber einen Fußballverein gegründet, den FK Gorki, und berichtet nun aus dem Trainingsalltag: „In unserer Stadt mit 500.000 Einwohnern gibt es nur zwei Kunstrasenplätze, auf denen man derzeit trainieren kann,“ zwei weitere Plätze existierten, seien aber unbespielbar. So trainiert der FK Gorki derzeit eben dann, wenn einer der Plätze frei ist – abends um acht, bei schlechtem Licht, so dass man den Ball kaum sieht.

Ehe das jetzt nach dem Gemopper eines Einzelnen klingt: Michaschenok zählt viele solche Fälle auf – von Fußballern in anderen großen Städten, für die erst um neun oder zehn Uhr abends ein Trainingsplatz frei wird, oft bei noch schlechterer Beleuchtung. Von einem Platz, der gebaut werden sollte, aber das Geld kam aus drei verschiedenen Töpfen und einer davon war leer. Von einem Platz, der fertig ist, auf dem aber niemand spielt, weil die dazugehörige Schule noch nicht eröffnet wurde. Wie soll da Fußballnachwuchs heranwachsen, wenn er nirgends spielen kann? Fazit: „Um eine Fußballnation zu werden, müssen wir erst einmal lernen, wie man Fußballplätze baut und instand hält.“

⚽ Apropos Fußballplätze: Zum Schluss noch ein Blick auf drei WM-Stadien, bei allen gab es aktuelle Entwicklungen. Sowohl in Saransk als auch in Wolgograd haben die Eröffnungsspiele stattgefunden. Alles hat soweit gut geklappt, auch wenn mich die Bilder vom fertigen Wologograder Stadion immer noch daran erinnern, wie großzügig da jemand Ideen geklaut hat was das für eine architektonische Hommage ist an Pekings Olympiastadion, das Vogelnest. Nur mal so zum Vergleich das zweite Bild in diesem Tweet:

Und hier ein Foto aus Peking:

Den größten Fortschritt bei den WM-Vorbereitungen gab es allerdings weder in Wolgograd noch in Saransk, sondern in Samara. Wir erinnern uns: das ist das Stadion, das neulich Ärger mit der FIFA bekam wegen massiver Verzögerungen. Nicht mal ein Rasen lag da bisher, und genau das hat sich nun geändert: Habemus caespitem, wie der Lateiner sagt. Okay, das frisch ausgerollte Gras hat jetzt nur noch zwei Monate Zeit, um auch anständig anzuwachsen. Aber darüber reden wir dann, wenn in Samara das erste Spiel angepfiffen wird.

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Wir können uns nicht verabschieden, ohne noch kurz über Kasachstan zu reden. Ein Bild von dort macht hier in Russland seit ein paar Tagen die Runde: Im Achtelfinale des dortigen Pokals sollte ein Spieler des FK Maktaaral eingewechselt werden, musste vorher aber dringend noch mal schnell ums Eck, in diesem Fall wörtlich: Erst suchte er sich ein Pinkelplätzchen hinter der Ersatzbank, dann hinter einem Banner – alles nur, um Sekunden später mit dem Spieler, der für ihn vom Platz ging, abzuklatschen. Aber natürlich hat er zwischendurch sicherlich Sagrotan benutzt, das hat die Kamera nur nicht eingefangen. So möchte ich mir das jedenfalls vorstellen. Bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 44: Die Mutter aller WM-Reiseführer

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Diese Russball-Ausgabe ist etwas anders als sonst. Ich treibe mich mal wieder rum in der Welt, außerhalb von Russland und meist offline. Aktuelles aus dem russischen Fußball gibt es hier also diesmal nicht, dafür aber etwas, das ich seit langem schon mal zusammenstellen wollte.

So viele Leute und Redaktionen haben inzwischen ihre Reiseführer zu den russischen WM-Gastgeberstädten veröffentlicht, unterschiedlich erhellend und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Hinzu kommen die Infos, die abseits der WM schön länger existieren. Aus all dem zusammen habe ich hier, Stadt für Stadt, das Beste rausdestilliert. Die Mutter aller WM-Reiseführer, damit ihr euch nicht selbst durch den Wust an Angeboten lesen müsst. Also: Willkommen auf der Metaebene und viel Spaß bei der Reiseplanung!

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⚽ Nischni Nowgorod. „The city with the best commute“ hat der Guardian Nischni Nowgorod mal genannt, die Stadt mit dem besten Weg zur Arbeit. Denn den legen einige Menschen hier inzwischen mit der Seilbahn zurück, wenn ihr Privatleben auf der einen Seite der Wolga stattfindet und ihr berufliches auf der anderen. Bei Wikitravel sind sie in Sachen Sehenswürdigkeiten nicht unnötig überschwänglich: „Im Kreml gibt es eine Kirche, ein Kriegsdenkmal mit ewiger Flamme, ein annehmbares Kunstmuseum“, der Lonely Planet warnt vor einem „Mangel an guten Hotels“, weist aber immerhin auf schöne Restaurants in Kremlnähe hin (konkrete Restauranttipps hier). Was auch interessant klingt: diese Liste von Herrenhäusern, in einem von ihnen soll Peter der Große übernachtet haben.

Was muss man übers Stadion von Nischni Nowgorod wissen? 45.000 Sitze, die Architektur soll an die Wellen der Wolga erinnern. Nach der WM soll hier der örtliche Zweitligaverein Olimpjets Nischni Nowgorod seine Heimspiele austragen.

⚽ Jekaterinburg. Das Stadion in der östlichsten WM-Stadt ist vor alle für seine Tribüne bekannt, die aus dem Gebäude seitlich herausragt – das sorgt für spektakuläre Bilder. Fußballerisch ist Jekaterinburg allerdings keine Heldenstadt, aber immerhin hat Nationalspieler Fjodor Smolow mal beim FK Ural gespielt.

In Jekaterinburg wurde einst die russische Zarenfamilie ermordet, das Kulturmagazin „Calvert Journal“ weist auf den Weißen Turm hin, einen Wasserturm, der typisch ist für die Architektur des russischen Konstruktivismus (der Fernsehturm musste ja neulich dran glauben). Wer es lieber etwas nerdiger mag, schaut sich das QWERTY-Denkmal an oder sucht in der Stadt nach Spuren des alljährlichen Straßenkunst-Festivals „Stenograffia“. Oh, und ein Igel-Orakel haben sie in Jekaterinburg auch. Weiter geht’s von der östlichen zur westlichsten WM-Stadt.

QWERTY-denkmal

⚽ Kaliningrad. Geopolitisch wichtig, historisch interessant – über das frühere Königsberg gibt es viel zu erzählen. Das Stadion sollte eigentlich Ende März eröffnet werden, Schalke hatte sich, Gazprom sei Dank, angesagt. Das Spiel fiel aus, offiziell wegen Kälte. Während der WM finden hier mehrere Gruppenspiele statt, danach wird das Stadion „Baltika-Arena“ heißen – nicht nach dem Bier, sondern nach dem örtlichen Fußballclub. Apropos Bier: Von den Bars, in denen man in Kaliningrad Fußball gucken kann, kann ich das „Hmel“ (Hopfen) aus eigener Erfahrung empfehlen.

An jeder Ecke kann man in Kaliningrad Bernstein kaufen, oder noch besser: Man fährt aus der Stadt raus nach Jantarny, in den Ort, der nach dem russischen Wort für Bernstein benannt wurde. 95 Prozent der weltweiten Bernsteinmenge kommt hierher. Die offizielle FIFA-Seite empfiehlt, wenn auch in arg holprigem Deutsch, eine ganze Reihe Museen, von denen viele einen Deutschland-Bezug haben. Am Wichtigsten ist aber, dass in Kaliningrad Immanuel Kant geboren wurde und dort auch beerdigt ist. Fußball und Kant – die Verbindung liegt auf der Hand:

⚽ Rostow am Don. Ich bin ja arg versucht, die Liste der Rostower Sehenswürdigkeiten mit dem „Haus, das auf dem Kopf steht“ zu beginnen. Aber vielleicht fangen wir erst mal mit dem Stadion hier an: Es ist eine von mehreren WM-Arenen, die letztlich bescheidener ausfallen als die ursprünglichen grandiosen Pläne es vorsahen. Nach der WM wird die Zahl der Plätze von 45.000 auf 40.000 reduziert, und selbst die zu füllen dürfte schon eine Herausforderung werden für den FC Rostow.

Rostow ist die Partnerstadt von Dortmund und von Gera und liegt nicht weit von der ukrainischen Grenze. Man kann hier viel über die Geschichte der Donkosaken erfahren oder es sich einfach in einem der Fischrestaurants gut gehen lassen. Das Calvert Journal, immer eine gute Anlaufstelle für nicht ganz so mainstreamige Kulturtipps, weist auch auf Rostows Unterführungen hin, in denen man immer wieder Mosaike aus Sowjetzeiten findet, auch ein Bummel über den Markt klingt nach einer entspannten, nicht ganz so touristischen Idee.

⚽ Kasan. Für Kasan, das muss ich vielleicht vorweg schicken, habe ich eine Schwäche. Die freundlichen Menschen, der Kreml in seiner Kombination aus russischer Orthodoxie und Islam, die Uni, an der Lenin studiert hat. Das wird übrigens, vor allem für chinesische Touristen, ganz gezielt vermarktet. Wikitravel weist zusätzlich auf das „Museum des sozialistischen Lebens“ hin, beim Guardian kann man nachlesen, warum Kasan als Sporthauptstadt Russlands gilt.

Was noch? Mit dem Boot kann man sich von Kasan nach Weliki Bolgar schippern lassen und sich dort den „Tadsch Mahal von Russland“ ansehen (offiziell: die Weiße Moschee). Und wer sich eher für das Stadion interessiert als für Ausflüge ins Umland und Kulturprogramm: Der Guardian erklärt, was das Stadion mit einer Wasserlilie zu tun hat und was sein wichtigstes Alleinstellungsmerkmal ist.

Die Weiße Moschee bei Nacht
Die Weiße Moschee bei Nacht

⚽ Samara. Noch eine WM-Gastgeberstadt an der Wolga, der Fluss prägt das Bild der Stadt. Zu Sowjetzeiten durften Ausländer Samara nicht besuchen, weil die Stadt eine entscheidende Rolle im Raumfahrtprogramm der UdSSR spielte – mehr dazu im örtlichen Raumfahrtmuseum. Der Lonely Planet hält den für Stalin gebauten Bunker für die wichtigste Attraktion der Stadt, Wikitravel zählt eine ganze Reihe an Alternativen auf, die nicht so spektakulär, aber teilweise dennoch interessant sind (Bonus: Viele von ihnen kann man sich vorab per virtueller Tour ansehen).

Zum Stadion: Bilder vom Bau der Samara Arena gibt es hier, aktuell ist es das Stadion, das am weitesten hinter dem Zeitplan zur Fertigstellung hinterherhinkt. Wenn es denn mal fertig ist, soll es knapp 45.000 Zuschauer fassen und, in Anspielung an Samaras Geschichte, aussehen, als sei es gerade aus dem Weltraum gelandet.

⚽ Moskau. Dass Moskau die einzige Gastgeberstadt ist, in der WM-Spiele gleich in zwei Stadien ausgetragen werden, hat der eine oder andere vermutlich schon gehört, vielleicht auch, wie sich die Moskauer Begegnungen auf die beiden Spielorte verteilen und warum das Spartak-Stadion ein Chamäleon ist. Russian Football News hat außerdem einen guten Überblick über die vielen Moskauer Fußballvereine: Dynamo, Lokomotive, Spartak, Torpedo und ZSKA.

Kreml, Roter Platz, Basiliuskathedrale – die Klassikeer muss man hier ja kaum noch erwähnen. Der offizielle FIFA-Guide legt Besuchern neben dem Hotel Ukraina und dem Museum „Garage“ auch das Alte Telegrafenamt ans Herz, vergisst zu letzterem allerdings den Profitipp: Wer seitlich in den Gasjetnij Pereulok abbiegt, am Eingang irgendwas von „Coworking Space“ nuschelt und dann forsch in den Aufzug steigt, kann das Gebäude auch von innen besichtigen. Es ist noch Zeit übrig für einen Tagesausflug ins Umland? Außer dem Goldenen Ring bietet sich auch der Kunstpark in Nikola-Leniwets an.

Das Hotel Ukraina, im Hintergrund das Weiße Haus, Sitz der russischen Regierung
Das Hotel Ukraina, im Hintergrund das Weiße Haus, Sitz der russischen Regierung

⚽ Saransk. Die Hauptstadt von Mordwinien, das klingt erst mal nach Herr der Ringe. Tatsächlich liegt die eher kleine Stadt Stadt östlich von Moskau, ihr im Ausland bekanntester Einwohner ist Gérard Depardieu, der sich ja vor einigen Jahren nach Russland hat einbürgern lassen, der Steuern halber. Der Mann hat dort inzwischen sein eigenes Kulturzentrum. Die Liste der örtlichen Sehenswürdigkeiten ist kurz, zu ihnen gehört sicherlich das Museum für mordwinische Nationalkultur. Wenn das jetzt alles eher enttäuschend klingt, dann soll hier das Calvert Journal zitiert sein: „Saransk ist (…) eine Elegie an Billigbauten mit krass präsentierten farbigen Glasplatten und leuchtend buntem Stuck. Hier kann man die Kontraste, den Irrsinn und die Gastfreundschaft der russischen Provinz in ihrer Bestform erleben.“

Was das Stadion angeht, finden sich in diversen Quellen sehr unterschiedliche Einschätzungen. Während die offizielle FIFA-Seite poetisch textet, der Bau solle „Sonne, Wärme, Offenheit und Gastfreundschaft“ symbolisieren, sieht der Guardian die Vorzüge der Mordwinien-Arena eher nüchtern: Sie „liegt nah genug am Bahnhof wie auch am frisch fertiggestellten Flughafen für alle Fußballfans, denen eher nach Großstadtleben ist.“

⚽ Sotschi. Eigentlich müsste man immer vorweg schicken, dass „Sotschi“ hier nur so halb stimmt – wir reden von Adler, jedenfalls wenn es darum geht, wo die WM-Spiele stattfinden. Der Vorort liegt eine gute halbe Stunde von Sotschis Stadtzentrum entfernt, das kann man gut mit dem Bus fahren oder, für kleines Geld, auch mit dem Taxi. Andererseits, und das ist für anreisende Fans dann wieder sehr praktisch, liegt der Flughafen in Adler, das sorgt für kurze Wege zu vielen Hotels und ins Fischt-Stadion, das tagsüber sehenswert ist und bei Nacht erst recht. Wo kann man schon mal in der Halbzeitpause aufs Meer blicken?

Sotschi selbst ist ein seit Jahrzehnten populärer Bade- und Kurort, nach Restaurants und Cafés muss man also nicht lange suchen. Auch sonst ist die Stadt, sagen wir mal: touristisch durchaus entwickelt. Oder, etwas drastischer formuliert: „Sotschi ist ein heruntergekommenes Paradies mit Neonschildern, seltsamen Geschäften und sonderbaren Kuranwendungen, hat sich aber trotzdem einen gewissen Charme erhalten.“ Zwischen all dem Geblinke und der Musikbeschallung empfiehlt sich ein Besuch im Dendrarium, einer Art botanischen Garten, der am Hang mit Blick aufs Wasser liegt. Kühl, schattig, halbwegs leise – der perfekte Ort an einem heißen Sommertag.

Auf dem Weg ins Fischt-Stadion in Adler
Auf dem Weg ins Fischt-Stadion in Adler

⚽ Wolgograd. Das Stadion – 45.000 Plätze, ab 2014 ohne größere Zwischenfälle gebaut – liegt in Sichtweite der wichtigsten Wolgograder Sehenswürdigkeit: Auf dem Mamajew-Hügel erinnern eine riesige Frauenstatue und eine Gedenkhalle mit ewiger Flamme an die Opfer der Schlacht von Stalingrad. Selbst bei den Vorbereitungen für den Stadionbau wurden nicht explodierte Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. An neun Tagen im Jahr heißt die Stadt im Gedenken immer noch „Stalingrad“ statt „Wolgograd“.

Wer in Wolgograd lecker essen gehen will, orientiert sich am besten am „Foodball“-Blog, das Wolgograder Sprachstudenten auf Deutsch, Englisch und Russisch betreiben. Und biegt danach vielleicht noch Richtung „Alaska Bar“ ab – dort soll es Wassermelonenbier geben. Wenn das kein Alleinstellungsmerkmal ist.

⚽ Sankt Petersburg. Hier hat der russische Fußball seine Wurzeln, hier wurde selbst während der Belagerung im Zweiten Weltkrieg noch Fußball gespielt, um die Moral in der Bevölkerung zu unterstützen. Natürlich schaut man sich hier die Eremitage, den Newski-Prospekt und die Isaakskathedrale und die Admiralität an, dazu die Auferstehungskirche und und und… ihr seht das Problem, es gibt einfach verdammt viel zu sehen. Schließlich war das hier lange Zeit die russische Hauptstadt. Auch eine Fahrt mit der Metro lohnt sich wegen zahlreicher prächtiger Stationen (wie das Metrofahren funktioniert, steht hier). Und wenn man mit der Stadt durch ist, gibt es ja auch noch die ganzen Ziele im Umland wie den Lagodasee.

Am Stadion wurde rund zehn Jahre gebaut, manchmal leckt das Dach. Passend zur Größe der Stadt und des Topvereins Zenits ist die Arena hier auch deutlich größer, sie fasst rund 64.000 Zuschauer. Das ist schon ein ziemlich spektakuläres Bauwerk geworden – jetzt, wo es endlich fertig ist. Und überhaupt, zur Frage, warum das alles so lang gedauert hat, gibt es doch eine ganz leicht nachvollziehbare Antwort:

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Das Foto der Weißen Moschee ist von Ramil Photo360 unter CC BY-SA 4.0, das QWERTY-Foto ist von Kristina Wienand – vielen Dank! Nächste Woche bin ich dann wieder in Moskau und schreibe von da die nächste reguläre Russland-Folge. Bis dahin, macht’s gut!



 

Russball, Folge 43: Eine Reise mit Herz (und mit Sluzki)

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Oft geht es bei Russball ja um die kleinen Begebenheiten am Rande, um Anekdoten, einzelne Nachrichten, Tweets oder Instagram-Posts. Diese Woche ist das etwas anders: Mir sind beim Sichten gleich zwei richtig gute, tiefgehende Longreads zu Fußballthemen begegnet, einer von einem deutschen Autor und einer von einem Russen. Beide findet ihr weiter unten verlinkt, und ich verspreche: Wenn ihr euch im Laufe der nächsten Tage oder spätestens am Wochenende die Zeit nehmt, diese Texte zu lesen, geht ihr klüger aus dieser Woche raus, als ihr reingekommen seid.

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⚽ Vor ein paar Tagen saß ich in einem Moskauer Café mit zwei russischen Fußballfans zusammen, die sich sowohl mit dem deutschen als auch mit dem russischen Fußball gut auskennen. Wir unterhielten uns ein wenig darüber, ob und wie die politische Krise nach dem Giftanschlag auf Sergej Skripal die Fußball-WM beeinflussen wird. Beiden waren sich sicher, dass deutsche Fans ohne Sorge vor Aggression oder Schikanen nach Russland kommen können, schließlich wolle Russland der Welt seine Gastfreundschaft zeigen.

Über einen anderen Aspekt desselben Themas hat die Nachrichtenagentur AP mit Alexei Sorokin gesprochen, dem Chef des WM-Organisationskomitees: Es ging um die Zusammenarbeit von Polizei und Sicherheitsbehörden in Russland und im Ausland bei der Weltmeisterschaft. Bisher, so Sorokin, habe er bei dieser Kooperation keine Auswirkungen der aktuellen politischen Lage bemerkt. Wie geplant würden die verschiedenen Länder Informationen über mögliche Gefahren austauschen, außerdem geplant sei „ein eigenes Hauptquartier, in dem Polizeikräfte aus unterschiedlichen Ländern zusammenarbeiten, um mögliche Unruhestifter zu identifizieren.“

⚽ Schon ein normaler April ist in Moskau kein besonders schöner Monat: Die Schneehügel, die zusammengeschoben noch auf den Grünstreifen liegen, sind außen inzwischen fast komplett schwarz. Dann steigen die Temperaturen, der Schnee schmilzt innerhalb weniger Tage weg, die Kanalisation ist überfordert, auf allen Fußwegen steht das Wasser. Und schließlich ist auch der Boden so weit aufgetaut, dass die städtischen Bautrupps endlich mit dem anfangen können, was sie am besten können: Remont.

„Remont“ ist das russische Wort für Renovierung, Umbau, Sanierung. Wenn ich zum Beispiel meinen normalen Weg zu meiner normalen Metrohaltestelle gehe, muss ich um Bauzäune herumgehen und über dicke Rohre klettern. Jeder Moskauer weiß: Remont, das ist ein böses Wort. Bleibt nur eine Sorge: Dass wir angesichts der nahenden WM und des Wunsches, die Stadt in einem möglichst guten Licht zu präsentieren, in den kommenden Wochen etwas noch Schlimmeres erleben als einen bloßen Remont. Massive Bauarbeiten, den großen Umbau, die Mutter aller Sanierungen. Kapitalnij Remont oder, kurz und bedrohlich: Kapremont.

⚽ Im Februar ging es hier schon mal um ein Pilotprojekt zum steuerfreien Einkaufen: Wer in Russland einkauft (und nicht in einem Land der Eurasischen Wirtschaftsunion lebt), sollte sich demnach die Mehrwertsteuer auf seine Einkäufe zurückerstatten lassen können.

Gerade hat der russische Handelsminister noch mal bestätigt, dass ab dem 10. April in mehreren WM-Städten Tax-Free-Shopping möglich sein soll. Bis das Turnier im Juni beginnt, soll man dann zumindest an den Flughäfen aller Austragungsorte steuerfrei einkaufen können. Immer vorausgesetzt, man nimmt das Eingekaufte dann auch mit aus dem Land.

⚽ Noch eine Meldung rund ums Thema Geld und WM: Die Redaktion von RBK hat Experten gefragt, was das Turnier mit seinen hungrigen Besuchern aus aller Welt der russischen Gastronomiebrache an Einnahmen bescheren wird. Ergebnis: ein knappes Prozent mehr Umsatz, 184 Millionen Euro an Einnahmen. Das kann die Branche, die seit der Wirtschaftskrise 2014 harte Zeiten erlebt hat, auch dringend brauchen.

⚽ Vor ein paar Wochen war ich im Rasenfunk-Podcast zu Gast, wir haben über Russland vor der WM gesprochen, und irgendwann stand die Frage im Raum, ob man als schwuler oder lesbischer Fußballfan ohne Bedenken hierher reisen kann. Die Frage hat mich beschäftigt, auch als wir mit der Aufzeichnung schon fertig waren. Denn einerseits traue ich mir dazu durchaus eine Antwort zu, kenne hier in Moskau viele schwule und auch ein paar lesbische Leute und unterhalte mich mit ihnen natürlich auch über ihre Erfahrungen.

Andererseits: Warum soll ich es bei meiner Antwort als halbwegs gut informierte, heterosexuelle Frau belassen, wenn es doch genug Menschen gibt, die da sehr viel mehr zu sagen können, weil sie es unmittelbar erleben, Tag für Tag? Also habe ich angefangen, Freunde anzusprechen, die schwul oder lesbisch sind. Manche haben selber geantwortet, manche Kontakte zu wieder anderen Freunden hergestellt, ihnen allen bin ich dafür dankbar. Das Ergebnis ist kein klares „Ja“ oder „Nein“, so einfach ist das nicht. Aber ich hoffe, aus den sechs verschiedenen Einschätzungen entsteht ein gutes Bild davon, was schwule oder lesbische Fans in Russland erwartet.

⚽ Die russische Zeitung Vedomosti hat in den Infrastrukturplan für die Fußball-Weltmeisterschaft geguckt und berichtet, dass darin sowohl für den Moskauer Flughafen Scheremetjewo als auch für den in Domodjedowo je eine neue Landebahn veranschlagt ist. Das Bauprojekt in Scheremetjewo soll sogar der teuerste Posten auf der ganzen Projektliste sein. Dumm nur, dass offenbar keine der beiden Landebahnen rechtzeitig zum Turnier fertig wird. Nach Informationen der Zeitung ist nun frühestens im September damit zu rechnen, dass auf Scheremetjewos dritter Bahn Flugzeuge landen können.

⚽ Erinnert sich noch jemand an „Helden der Kreisklasse“? Damals dokumentierte Kabel eins die Arbeit des SSV Hacheney. Ein gutes Jahrzehnt später, und die Vereinsspitze des FC Veles Moskau hat sich gedacht: Fernsehsender braucht doch keiner, wir machen das via Social Media.

Und so läuft seit dem 9. April auf der VKontakte-Seite des Clubs eine zehnteilige Doku, in der in Reality-TV-Manier gezeigt wird, wie Veles um den Sieg in seiner Drittliga-Gruppe kämpft. Das würde den Aufstieg bedeuten. Drama, Baby!

⚽ Was hat Russlands vom Staat drangsalierte Zivilgesellschaft mit der Fußball-Weltmeisterschaft zu tun? Ronny Blaschke gibt in einem Longread einen guten Überblick. Er erzählt von einem lesbischen Fußballteam, das notgedrungen als „Gruppe alter Schulfreundinnen“ auftritt, wenn es einen Platz zum Spielen bucht. Von Rassismus und Nazi-Flaggen im Stadion. Davon, welche Rollenbilder hier Männern und Frauen nahegelegt werden, wie der Raum für freie Meinungsäußerung kleiner und kleiner wird, und wie wenige Menschen in Russland das interessiert – oft, weil sie viel dringlichere, existenziellere Probleme haben als den Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel.

Interessant fand ich in dem Zusammenhang auch Blaschkes Einschätzung, wie deutlich oder wie dezent deutsche Außenpolitiker oder der DFB vorgehen können, wenn sie die russische Zivilgesellschaft unterstützen wollen. Wann helfen öffentliche Statements, wann eher die Zusammenarbeit im kleinen Rahmen, hinter den Kulissen? Wer jetzt gerade keine Zeit hat für einen etwas längeren, tiefergehenden Text, der sollte ihn sich bookmarken. Es lohnt sich.

⚽ Das ist tatsächlich ziemlich herzerwärmend: Als sich die Mannschaft von ZSKA Moskau letzte Woche auf den Weg nach London machte, um dort gegen Arsenal zu spielen, war auch Leonid Sluzki mit dabei. Egal, dass der Mann seit 2016 nicht mehr Trainer des Vereins ist, egal, dass er inzwischen einen holländischen Club coacht. Es ist ein wichtiges Spiel, und da muss Sluzki mit. In den Worten des offiziellen ZSKA-Accounts: „Wir fliegen mit Aeroflot nach London zum Spiel #ArsenalZSKA. Mit uns unterwegs ist ein großer Freund des Vereins :)“

https://twitter.com/pfc_cska/status/981435226294505472

⚽ Gern gelesen habe ich in den vergangenen Tagen auch einen Text über den unterklassigen Fußball in Russland. Ich wollte erst „eine Analyse“ schreiben, und das stimmt auch, der Text ist durchaus analytisch. Aber genau so sehr ist er eine Liebeserklärung an den Fußball abseits von Topgehältern und Business-Class-Flügen. „Die unteren Ligen, das ist die wahre Romantik des Fußballs„, schreibt Wadim Anisimow und stellt viele Fragen:

Wie kann es sein, dass in der fünften englischen Liga mehr Fans zu den Spielen kommen als in der dritten russischen? Warum sterben so viele kleine Clubs, so dass die Zahl der Vereine in der PFL von 1998 bis heute von 119 auf 64 geschrumpft ist? Noch ein gelungener Longread, wenn auch leider nur auf Russisch.

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Nächste Woche probiere ich übrigens was Neues: Weil ich ein paar Tage nicht in Russland und tendenziell auch eher offline sein werde, gibt es hier dann keine akuellen Fußball-Infos. Stattdessen bekommt ihr einen Reiseführer der besonderen Art zu den elf russischen WM-Austragungsorten. Bis dann!



 

Russball, Folge 42: Samara, das WM-Stadion ohne Spielfeld

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Ein Wort muss hier am Anfang stehen. Man kommt nicht um dieses Wort herum, wenn man sich in diesen Tagen mit Russland beschäftigt. Das Wort heißt Kemerowo. Es ist der Name der Stadt in Sibirien, in der bei einem Feuer in einem Einkaufszentrum mehr als 60 Menschen gestorben sind, viele von ihnen Kinder. Das ist mehr als ein bloßes Unglück, das Thema ist auch politisch. Denn vieles deutet darauf hin, dass Korruption, mangelnder Brandschutz und Inkompetenz mit zu der Katastrophe geführt haben.

Auch Tage nach dem Feuer geschieht es immer noch, dass Facebook mir wieder dieses Foto zeigt: Eine einzelne Kerze vor dunklem Hintergrund. Unzählige Freunde haben dieses Bild geteilt, um der Opfer zu gedenken. Sogar ein Besuch im Fußballstadion fühlt sich anders an in den Tagen nach Kemerowo, in der gesamten Liga.

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⚽ Was läuft da eigentlich schief in Samara? Warum ist das Stadion in der WM-Gastgeberstadt nicht nur immer noch nicht fertig, sondern sogar so weit im Verzug, dass die FIFA nun Druck macht? Immerhin sind es nicht irgendwelche kosmetischen Details, die in Samara noch fertiggestellt werden müssen, es geht nicht darum, dass die Treppenstufen der Tribünen noch mal schnell gekärchert oder die Seifenspender auf dem Klo gefüllt werden müssen. Dem Stadion in Samara fehlt etwas ganz entscheidendes: ein Spielfeld.

Wie kann das sein? AFP hat sehr sorgfältig aufgedröselt, was in Samara bisher schon alles schiefgegangen ist. Schon der Einstiegssatz zeigt, in welchen Dimensionen von Verspätung und Absurdität wir uns hier bewegen: „Das Gras für Russlands permanent verspätetes WM-Stadion in der Provinzstadt Samara wächst noch in Deutschland.“

Erkennbar nicht das Stadion von Samara, sonst wäre hier ja kein Rasen. (Foto: Pixabay)
Erkennbar nicht das Stadion von Samara, sonst wäre hier ja kein Rasen. (Foto: Pixabay)

⚽ Ein anderes WM-Stadion, ein anderes Problem: Die Zeitung „Kommersant“ berichtet in diesen Tagen sehr detailliert von der Vernehmung des Geschäftsmanns Sijawudin Magomedow, der wegen Veruntreuung beim Stadionbau in Kaliningrad vor Gericht steht. Fast 30 Millionen Euro soll Magomedow abgezweigt haben, er selbst weist alle Vorwürfe zurück. Das ganze Verhör, an dessen Ende entschieden wurde, dass Magomedow bis Ende Mai in Haft muss und nicht auf Kaution freikommt, kann man hier nachlesen.

⚽ Beim Sichten von Artikeln für diese Russball-Folge war bei einem sofort klar, dass er hier rein gehört: Thomas Körbel, dpa-Korrespondent in Moskau, und Benedikt von Imhoff, sein Vorgänger, haben gemeinsam die russische Hooligan-Szene unter die Lupe genommen: Es geht um Gewaltbereitschaft, Verbindungen zu bestimmten Fußballvereinen und um rechtsextremes Gedankengut. Es geht darum, wie wahrscheinlich es ist, dass wir bei der WM im Sommer Ausschreitungen erleben. Besonders interessant fand ich, was der notorische Hooligan-Anführer Alexander Schprygin zu dem ganzen Themenkomplex sagt. Den ganzen Text zum Nachlesen gibt es hier.

⚽  Das WM-Stadion in Jekaterinburg ist eröffnet worden – ihr erinnert euch, das ist das mit der Tribüne, die seitlich drangeflanscht wurde und nun aus dem Stadion rausragt, weil man sonst nicht genug Zuschauer unterbekommen hätte. Wie der Blick von dort ist – naja, sagen wir mal so: Wer sich die Bilder vom Eröffnungsspiel zwischen den FK Ural und Rubin Kasan ansieht, stellt jedenfalls fest, dass sich dort durchaus einige Zuschauer niedergelassen hatten.

Aus dem Mund von Alexei Sorokin, der das russische WM-Organisationskomitee leitet, klingt die Bilanz jedenfalls positiv: „Rund 18.000 Menschen sind gekommen, das Stadion hat funktioniert, (…) nach dem Spiel konnten wir sehen, dass es sich schnell geleert hat. Die Zusatztribünen wurden ein wenig genutzt, alles lief gut.“

⚽ Seit es nur noch 75 Tage zur Fußball-Weltmeisterschaft sind, macht auch die FIFA einen WM-Countdown. Ich hätte ja bei der schönen, runden 100 angefangen, aber gut. So oft kann man sich auch nicht als Igel fühlen, der dem FIFA-Hasen ein gutgelauntes „Ick bün al hier“ entgegenruft.

⚽ Dieser Artikel wurde zur WM 2014 in Brasilien geschrieben, aber er ist gut gealtert: „A beginner’s guide to Russian football culture“ verspricht das Calvert Journal und legt auch direkt los: „Trainer kriegen bei Pressekonferenzen immer noch keinen geraden Satz raus, niemand spricht irgendwelche Fremdsprachen, obwohl die Hälfte der Spieler gut bezahlte Südamerikaner sind, die Fans stürmen immer noch den Platz, und der Platz sieht immer noch aus wie ein Gemüsebeet.“ Wer Pointen will, muss verallgemeinern. Mit dieser Faustregel im Hinterkopf lohnt es sich, den Text zu lesen.

⚽ Witali Mutko ist ja inzwischen von so vielen Fußball-Ämtern zurückgetreten, man wundert sich, dass er immer noch ständig zu dem Thema interviewt wird. Im Gespräch mit Championat.com hat der Sportminister/Präsident des russischen Fußballverbandes/Chef des WM-Organisationskomitees/Koordinator für die WM/russische Vize-Premierminister Mutko nun also erklärt, was man in seinen Kreisen so von der russischen Nationalmannschaft erwartet, wenn im Sommer die Weltmeisterschaft ansteht.

Die Gruppenphase zu überstehen, so der ehemalige Multifunktionsmutko, sei das absolute Minimum. „Wenn wir das nicht schaffen, haben wir dann versagt?“, will der Interviewer wissen. „Definitiv“, antwortet Mutko, „Ganz egal, wer sonst noch in der Gruppe ist. Das Gastgeberland muss es auf jeden Fall mindestens in die Play-Off-Phase schaffen.“ Das ganze Interview, auch zum Thema Doping, gibt es in hier: Teil 1, Teil 2. Dazu passt übrigens diese Übersicht hier:

https://twitter.com/jellingworth/status/978691000846700544

⚽ Das letzte Wort zum Abschneiden der russischen Nationalmannschaft bei der WM gehört Leonid Sluzki. Der Mann weiß, wovon er spricht, er hat besagte Nationalmannschaft selber mal trainiert. Nach den jüngsten Freundschaftsspiel-Niederlagen gegen Brasilien und Frankreich hat sich Sluzki nun mit einem eher ungewöhnlichen Appell an seine Landsleute gewandt: Man solle sich doch bitte einfach eingestehen, dass man keine Fußballnation sei.

Es folgt ein Vergleich, den die Nachrichtenagentur AFP so protokolliert: „Das ist wie bei den Anonymen Alkoholikern, wo du reinkommst und sagst: Ich heiße soundso und ich habe ein Problem. Ab dem Punkt wird es besser und du kannst Fortschritte machen.“

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Zum Schluss noch eine Hinweis für alle, die im Sommer hier nach Moskau kommen wollen. Mit den üblichen drei Monaten Vorlauf hat der Kartenvorverlauf für die Aufführungen des Bolschoi-Theater begonnen. Wenn ihr also während eures Besuchs hier bei uns in der Hauptstadt das wichtigste Stück Hauptstadtkultur erleben wollt, müsst ihr euch ranhalten, sonst sind nur noch die superteuren Tickets übrig.

Man muss sich übrigens nicht mal zwingend für Ballett interessieren – das hauseigene Orchester ist super, und das ganze Dekor im Haus einfach nur zum Schwelgen. Siehe hier, hier oder, wenn ihr euch fühlen wollt, als stündet ihr mittendrin, hier. Bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 41: Ein russischer Blick auf die „sentimentalen Deutschen“

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Eine fleißige Woche war das. Mit Max vom Rasenfunk-Podcast habe ich angesichts der nahenden WM über Witali Mutko, Hooligans und Rassismus in Russland gesprochen, das Ergebnis könnt ihr hier hören. Außerdem habe ich dem Projekt „Handelsblatt macht Schule“ ein paar Fragen beantwortet, zum Beispiel: „Warum steht es um den russischen Fußball so schlecht, obwohl es Geld genug gibt?“

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⚽ Die Wahl in Russland ist vorbei, und mit ihr auch all die offiziellen Anstrengungen, die Wahlbeteiligung möglichst weit nach oben zu treiben, um dem alten, neuen Präsidenten seine Legitimation zu sichern. Auch Russlands Fußball-Nationalmannschaft trug ihren Teil bei mit einem „Wir fahren jetzt abstimmen“-Tweet, samt Foto. Die Twitter-Follower waren wenig beeindruckt, unter dem Tweet sammeln sich spöttische Kommentare. Einer der kürzesten ist auch gleichzeitig der lustigste, in seiner ganzen Süffisanz: „Hauptsache, ihr trefft die Urne.“

⚽ Direkt noch ein politisches Thema: Nach dem Giftanschlag auf den Spion Sergei Skripal hört man immer wieder Forderungen nach einem Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft. Eine ganze Reihe von Redaktionen hat dazu Kommentare veröffentlicht, zwei möchte ich hier verlinken: In der Welt argumentiert Ralf-Dieter Brunowsky, der Anschlag sei eine Attacke auf die gesamte Nato, „der Westen sollte auf eine robustere Widerstandslinie und härtere Sanktionen einschwenken.“ Solch einen Boykott, argumentiert er weiter, könnten die einzelnen Regierungen auch gegen den Willen der jeweiligen Fußballverbände beschließen.

Gesine Dornblüth hält im Deutschlandfunk dagegen und listet fünf Gründe auf, warum ein solcher Boykott unwirksam, unnötig oder sogar kontraproduktiv wäre. Besonders einleuchtend finde ich ihre Argumentation, wonach Putin ja gerade davon lebt, dass er sich als Verteidiger eines Landes inszenieren kann, dass das Opfer ungerechtfertigter Aggressionen und Schuldzuweisungen aus anderen Ländern. Ein Boykott würde ihm da ein weiteres Argument liefern. Ihre Zusammenfassung daher: „Für einen Boykott der Fußball-WM gibt es gute Argumente; die besseren sprechen dagegen.“

⚽ Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß: Nun fällt schon der dritte russische Nationalspieler bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land aus, und in allen drei Fällen ist eine Knieverletzung schuld. Im Januar war es Georgi Dschikija, im Februar Wiktor Wassin und nun, im März, Alexander Kokorin. Alle drei werden sie wegen eines Kreuzbandrisses nicht bei der WM antreten können.

Vor allem bei Stürmer Kokorin gibt es nun allerlei Spekulationen, wer ihn beim Turnier ersetzen könnte. Wie sieht eine russische Aufstellung aus ohne ihn im Angriff? Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow lässt beiläufig fallen, dass Denis Tscheryschew ja ein ganz ähnlicher Spielertyp sei wie Kokorin. Der langjähriger Trainer Anatoli Byschowez verweist auf Fjodor Smolow und Anton Sabolotni, und dann sind da ja auch noch die Mirantschuk-Brüder. Hauptsache, von all denen verletzt sich jetzt keiner mehr.

⚽ Kurz vor der WM wird der deutsche Astronaut Alexander Gerst zur ISS fliegen, um deren neuer Kommandant zu werden. Im Moment macht er sich gerade Gedanken darüber, was alles in sein Gepäck soll – und hat da mal eine Frage an den DFB:

⚽ Die Zeitung „Moskowski Komsomolez“ möchte ihren Lesern erklären, „Warum sie in Deutschland RB Leipzig hassen“. Von Plastikvereinen ist da die Rede, von Leverkusen und Wolfsburg, die als Werkselfs ebenfalls unpopulär sind, aber dann doch nicht so verhasst wie Leipzig. Es gibt einen Einblick in Besitzstrukturen deutscher Bundesligavereine und eine beiläufige Erwähnung der Fan-Szene von St. Pauli als „Ableger der Reeperbahn“. Ein guter Überblick, aber am besten gefallen hat mir das Fazit der Analyse: „Bei allen Stereotypen über ihre trockene, pragmatische Art sind die Deutschen eigentlich sehr sentimental.“

⚽ Das Leben genießen in vollen Zügen: Mit der Fan-ID kann man ja während der WM im Sommer kostenlos mit dem Zug von einem WM-Austragungsort zum anderen fahren. Klingt so, als würde das ziemlich voll da im Abteil: Bisher haben schon mehr als 100.000 Fans solche Gratis-Tickets gebucht, besonders populär sind sie bei WM-Reisenden aus Kolumbien, China und den USA.

⚽ Ohne Abkürzungen wäre das Leben in Russland sehr viel langsamer. Man müsste zum Beispiel jedes Mal „Federalnaja sluschba po nadsoru w sferje swjasi, informationnich technologii i massowich kommunikazii“ sagen statt einfach „Roskomnadsor“. Diese russische Medienaufsicht hat nun bekanntgegeben, dass sie auf 858 Internetseiten gefälschte WM-Tickets entdeckt hat. 822 Seiten haben diese Angebote auf Anweisung von Roskomnadsor gelöscht, 8 Seiten weigerten sich und wurden blockiert, bei 28 steht ihre Reaktion noch aus.

⚽  Und noch eine Zahlenmeldung: 20 Prozent aller Isländer haben sich auf WM-Tickets beworben. 20 Prozent! Das ist, auf Deutschland übertragen, als wollten ganz Hessen und ganz Baden-Württemberg geschlossen zur WM fahren. Das große Fußball-Interesse ihrer Landsleute feiern zwei Journalisten der Reykjavik Grapevine mit einem Artikel, den ich mir nur so erklären kann, dass er unter Schlafentzug, viel Alkohol und permanentem Anhören von Björks „Utopia“ zustande gekommen ist: „Smite The Kremlin: 20% Of All Icelanders Form A Russia-Sacking Football Horde“.

⚽ Mit Interesse verfolgt habe ich in den letzten Tagen die Debatte rund um die „Datei Gewalttäter Sport“. Rund 10.000 Namen stehen dort drauf, umgangssprachlich ist oft von einer „Hooliganliste“ die Rede. Nun ist nicht nur die Liste an sich problematisch, im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft bekommt sie eine zusätzliche Brisanz.

Denn die Bundesregierung tauscht die Daten auf der Liste mit den russischen Behörden aus, also mit offiziellen Einrichtungen eines autoritär regierten Staates, der Bürgerrechte und Datenschutz nicht allzu wichtig nimmt. (Von den Menschen, die auf der russischen „Hooligan-Liste“ stehen, kann zum Beispiel jedermann Name, Geburtstagdatum und andere persönliche Daten online einsehen.) Kritiker sehen im Verhalten der Bundesregierung eine „rechtswidrige Datenweitergabe an ein autoritäres Regime“, die Bundesregierung argumentiert, Russland müsse als Mitglied des Europarates grundlegende Datenschutzregeln einhalten, in Einzelfällen sei die Weitergabe von Personendaten also in Ordnung.

⚽ „Don’t quit your day job“ sagt man auf Englisch, wenn sich jemand an etwas versucht und richtig schlecht darin ist – ein Gegenstück zu der Redensart mit dem Schuster und seinen Leisten. Gianni Infantino ist so ein Kandidat, dem das auch mal jemand sagen müsste: Der Wechsel ins Comedy-Fach ist derzeit keine Option.

Infantino nämlich hat bei einer Pressekonferenz betont, dass alle Dopingproben des russischen Nationalmannschaft bei den letzten drei internationalen Turnieren negativ waren. „Würden die Spieler dopen, dann wäre ihre Leistung vielleicht besser“, kommentierte er die Ergebnisse im Labor und auf dem Platz. Ha. Haha. Hahaha. Ha.

⚽ Zum Schluss noch eine Meldung, die im Baltikum spielt, aber dennoch hierher gehört. Im Moment gibt es jeden Tag zwei Züge zwischen Kaliningrad und dem Rest von Russland; die Strecke führt quer durch Litauen. Dieses ganze Konstrukt rund um Kaliningrad ist ohnehin schon faszinierend – eine Exklave, umringt von EU-Ländern und doch zutiefst russisch. Eine Stadt, in der deutsche, russische und europäische Geschichte in jedem Haus, in jedem Straßennamen stecken.

Kaliningrad gehört zu den Gastgeberstädten der Fußball-WM, unter anderem hat England eines seiner Spiele dort. Damit Fans gut von Kaliningrad nach Restrussland kommen und zurück, haben sich die Regierungen in Vilnius und in Moskau nun geeinigt: Während der WM wird es täglich sechs Züge geben statt zwei. Einziger Haken: In Kaliningrad spielen auch Marokko und Nigeria – und deren Fans dürfen die Züge nur benutzen, wenn sie für den Transit durch Litauen ein Schengenvisum haben.

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Nächste Woche müsst ihr übrigens ohne Russball-Folge auskommen, weil ich mich in Schottland rumtreibe. Alle Tipps, was man in Edinburgh anstellen sollte, wenn man schon ein paar Jahre nicht mehr da war, gerne an mich. Danke, macht’s gut und bis in zwei Wochen!

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Russball, Folge 40: Zenits Trainer pöbelt bei Instagram zurück

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Diese Russball-Folge entsteht, während im Browser-Tab nebenan ein Wartebalken von links nach rechts kriecht. Die letzte Phase des Kartenverkaufs für die Fußball-Weltmeisterschaft hat begonnen, diesmal nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, kauft zuerst“. Spätestens jetzt muss es also klappen – kann doch nicht sein, dass in meiner Stadt WM ist und ich geh nicht hin! Also, falls ihr in diesem Text Tippfehler, unnötige Wiederholugnen oder Tippfehler findet, dann seht es mir nach. Ich bin ein bisschen abgelenkt.

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⚽ Letzte Woche Spekulation, diese Woche Tatsache: Leonid Sluzky wird neuer Trainer bei Vitesse Arnheim. So ein russischer Trainer im europäischen Ausland ist durchaus eine Rarität – um so bemerkenswerter also, dass Sluzky nach Hull nun schon seine zweite solche Station in kurzer Zeit antritt. (Und wie hübsch: Auf Niederländisch schreiben ihn einige Medien dort ‚Sloetski‘.)

⚽ Zenit St. Petersburg steht auf Tabellenplatz 5, das sah schon mal deutlich besser aus. Auch beim Spiel gegen Leipzig neulich kam Zenit nicht wie ein allzu bedrohlicher Gegner rüber, am Ende gewann Leipzig 2:1. Entsprechend sauer sind die Fans derzeit, vor allem Trainer Roberto Mancini steht in der Kritik: „@mrmancini10 Va fa’n’culo!“, schrieb ein wütender Zenit-Fan unter sein Instagram-Foto, was nichts anderes als „Fick dich“ bedeutet.

Nun ist @mrmancini10 der Instagram-Name von Roberto Mancini. Aber der Trainer ist ja Profi, auch im Umgang mit der Öffentlichkeit. Was wird er also tun? Den Post ignorieren? Zur Sachlichkeit aufrufen? Äh, nein. Der Trainer reagierte auf die Pöbelei unter dem Foto höchstselbst, und im selben Ton: „Tu e tua sorella“, antwortete er dem Fan, „Dich und deine Schwester.“ Nun ja.

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⚽ Russlands Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow hat sich im brasilianischen Fernsehen zu den Themen Rassismus und Hooligans in Russland geäußert. Leider bewegt sich seine Äußerung auf dem Niveau von Franz „Ich hab noch nicht einen einz’gen Sklaven in Katar g’sehn“ Beckenbauer: Das mit dem Rassismus ist gar nicht so schlimm, und das mit den Hooligans ebenfalls alles halb so wild. (Warum ich das anders sehe, steht hier.)

⚽ So, das muss aber jetzt erst mal reichen an Trainer-Geschichten. Reden wir vom Titan: Die Iswestija hat Oliver Kahn ein paar Fragen gestellt, zum Einstieg geht es um Russlands Rolle als WM-Gastgeberland, die Antworten sind alle freundlich-unverbindlich. Interessanter fand ich, was Kahn zum russischen Fußball zu sagen hat, genau genommen zu Igor Akinfejew.

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Der Mann ist, was Kahn auch mal war: Torwart und Kapitän der Nationalmannschaft. Kahn hält, das kommt bei dem Interview gut raus, große Stücke auf Akinfejew und ist selbst verwundert, dass dem der internationale Durchbruch noch nicht gelungen ist. Von einem Torwart zum anderen rät er ihm darum, sein Glück außerhalb des russischen Vereinsfußballs zu suchen: „Er muss sich die Frage stellen, wie weit er im russischen Fußball sein Potenzial realisieren kann. Um sich völlig zu entwickeln, muss er raus aus seiner Komfortzone.“

⚽ Twitter und FOX haben sich zur gemeinsamen WM-Berichterstattung zusammengetan, täglich soll es bei Twitter eine halbstündige Livesendung mit Highlights des Turniers geben. Gedacht ist das Angebot allerdings für Zuschauer in den USA – Twitter-Nutzer in Europa brauchen also vermutlich ein VPN, um mitgucken zu können. Das Studio zur Sendung soll übrigens mitten auf dem Roten Platz stehen – mal sehen, ob das bei den Moskauern auf ähnlich viel Gegenliebe stößt wie vor ein paar Jahren der Louis-Vuitton-Koffer.

⚽ Schlimm: Dass immer noch Leute Überschriften nach dem Prinzip „From Russia with XY“ (oder auf deutsch „XY-Grüße aus Moskau“) machen. Dann doch bitte besser so schmerzhaft kalauernd, aber immerhin originell, wie hier. (Ja, ich musste mir das auch laut vorlesen. Wenn das nicht reicht, hilft dieser Clip euch vielleicht auf die Sprünge.)

⚽ Das „Mannschaft Magazin“ kannte ich bisher nicht, begegnet ist es mir nun durch einen langen Artikel über die Situation schwuler Fußballfans in Russland, der im Gegensatz zu vielen anderen über die bloße Bestandsaufnahme hinausgeht. In der interessantesten Passage des Textes kommt Ale­xander Agapow zu Wort, der Präsident des russischen LGBT-Sportverbandes.

Er berichtet aus der Praxis, wie schwierig es ist, Mitstreiter im Kampf gegen Homophobie zu finden, und wie schwer sich schwule und lesbische Sportfans mobilisieren lassen: „Sie akzeptieren ihre Situation und glauben, sie seien machtlos. Sie sehen nicht, dass ihre Teilnahme etwas bewirken könnte,“ kritisiert Agapow.

⚽ Zwei prominente russische Fußballer haben auf ihren Social-Media-Accounts dazu aufgerufen, am kommenden Wochenende wählen zu gehen – klingt erst mal nicht besonders interessant. Doch Sports.ru hat da etwas beobachtet: Es sind schon ziemlich auffällig ähnliche Bilder, die die beiden Nationalspieler Artjom Rebrow und Alexander Kokorin da gepostet haben, beide mit denselben Hashtags, beide mit abgeschalteter Kommentarfunktion.

Neben den beiden Nationalspielern haben auch andere Promis solche Motive veröffentlicht. Und das, wo jedem klar ist, dass Wladimir Putin die Präsidentschaftswahl ohnehin gewinnen wird – womit die Wahlbeteiligung der eigentliche Gradmesser für seinen Rückhalt in der Bevölkerung ist.

Haben sich die beiden also anwerben lassen für eine Promokampagne, die Putin die erhoffte hohe Wahlbeteiligung bescheren soll? (Schließlich machen die Behörden hier gerade jede Menge Wellen, um Wähler anzulocken – man kann sogar ein Auto gewinnen.) Kokorin hat auf Anrufe von Sports.ru nicht reagiert, und das kurze Interview mit Rebrow ist in all seiner Schlichtheit ziemlich deutlich:

– Ach, lassen Sie uns darüber nicht diskutieren. Das ist doch ein politischer Moment. Kein Kommentar.

– Haben Sie selbst entschieden, das zu posten, oder hat Sie jemand darum gebeten?

– Ich sagte doch: Da reden wir nicht drüber. Das ist doch nicht die Frage. Mit Sport hat das nichts zu tun, stimmt’s? Und über Politik diskutiere ich nicht.

– Aber Sie sind Sportler.

– Aber über Politik rede ich nicht. Zum Thema Sport beantworte ich alle Fragen.

– Sie wollen also überhaupt nichts dazu sagen? Kokorin hat heute einen ähnlichen Post veröffentlicht.

– Genau, da will ich gar nichts zu sagen.

Was Sports.ru noch über die mögliche Kampagne herausgefunden hat, steht hier.

⚽ Schon seit einigen Wochen protestieren Studierende an Moskaus wichtigster Uni gegen Pläne der FIFA, bei ihnen rund ums Gebäude eine Fan-Zone einzurichten. Die Studentinnen und Studenten der Lomonossow-Universität haben Angst, das 40.000 feiernde Fußballfans den Unibetrieb durcheinanderbringen können – das sorgt nicht nur diejenigen, bei denen im Sommer Prüfungen anstehen.

Nachdem von der FIFA niemand auf die Proteste reagiert hat, hoffen sie nun auf Unterstützung von Wissenschaftlern und Studenten aus aller Welt, um endlich Gehör zu finden. Warum sich die FIFA nicht bewegt, dazu haben sie jedenfalls eine simple These: “Vielleicht ignoriert sie das Problem aufgrund ihrer Sponsoren, die ja gute Bilder für ihre Fernsehberichterstattung brauchen.“ Das Unigebäude ist ein Prunkstück der Moskauer Architektur, eignet sich also in der Tat gut als TV-tauglicher Hintergrund für Bilder feiernder Menschen.

⚽ Der Fall Sergei Skripal geht in die zweite Woche, und nein, ich hätte nicht gedacht, dass sich da ein fußballerischer Aspekt dran finden lässt. Aber das Team der BBC-Nachrichtensatireshow „Have I got News For You“ hat sich Mühe gegeben und dann doch einen entdeckt: „England stellt neues Auswärtstrikot für WM in Russland vor“.

⚽ So sehr es sich manchmal anfühlt, als laufe im Fußball im Moment alles nur auf die Weltmeisterschaft hin: Es gibt ein Leben nach der WM, sogar ein fußballerisches. Ja, stimmt, erst mal reist die deutsche Nationalmannschaft im Sommer nach Russland, aus bekannten Gründen. Aber Mitte November gibt es dann einen Gegenbesuch: Russland schickt seine Elf zum Länderspiel nach Deutschland, genau genommen nach Leipzig. Könnt ihr euch ja schon mal in den Kalender eintragen.

⚽ Und dann noch eine Kleinigkeit, die nur indirekt mit Fußball zu tun hat: Seit kurzem bin ich Besitzerin eines Stapels alter Fußballbücher. Design aus der Sowjetzeit, seien es Werbeplakate, Alltagsgegenstände oder Schnittmuster, ist ein Faible von mir.
In dem Bücherstapel ist auch sicher einiges an künftigem Blogmaterial enthalten, aber im Moment bin ich noch perplex und begeistert von drei Fundstücken, die zwischen den Seiten lagen: Olympia-Andenken aus dem Jahr 1980.

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So. Russball ist fertig, bloß der doofe Wartebalken hat es noch nicht mal bis zur Hälfte des Bildschirms geschafft. Vier Stunden lang regelmäßiges Gucken auf diese Info, einschließlich Tippfehler.

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Vier Stunden das Gefühl, dass „more than an hour“ mindestens Schönfärberei ist, vielleicht auch einfach Spott. Mal sehen, ob sich in den nächsten vier Stunden was tut, aber so lange müsst ihr ja nicht warten – wir sprechen uns in einer Woche wieder. Bis dann!