Das hier ist, trotz des Wahlergebnisses von Sonntag, kein politischer Blogpost. Es sei denn, man definiert das Fluchen als einzig mögliche Reaktion auf das Abschneiden der AfD, dann vielleicht schon. Und immerhin geht es um Deutschland.
Eine Woche lang, von Sonntag bis Sonntag, habe ich den Twitter-Account @I_amGermany übernommen. Jede Woche twittert dort ein anderer Mensch aus Deutschland für über 8000 Follower, die Englisch sprechen und sich für Deutschland interessieren. Oft, weil sie in Deutschland leben, Deutsch sprechen oder es zumindest mal gelernt haben.
Wir haben viel übers Wählen gesprochen in der Woche – einige Follower haben zwar ihr Zuhause in Deutschland, dürfen dort aber nicht wählen. Andere haben von wichtigen Abstimmungen in ihren jeweiligen Heimatländern getwittert, mehr als einmal ging es um den Brexit. Wir haben uns darüber unterhalten, was wir „entlernen“ mussten, als wir ins Ausland gezogen sind – es waren fast immer unterschiedliche Auffassungen von Pünktlichkeit, Direktheit und, lustigerweise, Straßenverkehrsregeln. Wir haben, als ich am Flughafen rumsaß, über dieses Gebäckstück diskutiert.
This is a bun made from slightly sweet, fluffy dough. There are raisins in it. What would you call it in German? pic.twitter.com/c63Rti36y6
— I am Germany (@I_amGermany) September 18, 2017
Vor allem aber haben wir zusammen geflucht. Regionale Sprachunterschiede sind eh ein Steckenpferd von mir, siehe das Rosinenbrötchen: Da, wo ich herkomme, ist das ein Mürbchen. Eine halbe Stunde Autobahnfahrt in die eine Richtung, und es ist ein Weckchen. Eine halbe Stunde in die andere, und es ist ein Stütchen. Daraus entstand die Idee, sich mal umzuhören, wie die Follower in den diversen Regionen so fluchen. Das Ergebnis war bunter, kraftvoller und deutlich weniger schmutzig als erwartet.
Und weil heute ein Tag ist, an dem man vielleicht den ein oder anderen Kraftausdruck mehr braucht, hier eine kleine Auswahl.
Heiopei, Trantüte, Bratze, Schwachmat, Flitzpiepe, Pannekopp, Furzknoten, Honk, Saftsack, Trulla,…
— Oliver Wolf (@owolf) September 21, 2017
Hannebambel
— ju_les (@ju_les) September 21, 2017
Schastrommel (f), Wappler (m), Mostschädel (m), Funsn (f), Bissgurn (f), Zipflziager (m), Gfrast (n). Hello from Austria.
— digiom (@digiom) September 21, 2017
My 4yo’s favourite is also mine: Kackefurz.
— Robynn (@woollythinker) September 21, 2017
Wat’n Schiet, hast du Lack gesoffen, du hast doch gelitten, Lappen, Lauch, Flachzange, Kackbratze, Sackgesicht, Hässlette, Dösbaddl
— Swish (@swishfilet) September 21, 2017
Herrgottsack! Swabian, short for ‚God’s sacrament.‘ Profanity, blasphemy and a plosive ending.
— Gingerandbread (@Gingeratwork) September 21, 2017
Spaten. Klappstuhl.
— Witwe Wadman (@WitweWadman) September 21, 2017
Ganz gut zum Dampfablassen, was? Aber so wunderbar originell diese Begriffe auch alle sind, sie werden noch übertroffen von dem, was sich kurz danach auf dem finnischen Gegenstück zu @I_amGermany abspielte.
Sagen wir mal so: Wenn ich jemals das Gefühl habe, den deutschen Fluchwortzschatz komplett durchgespielt zu haben, wird auf jeden Fall ins Finnische gewechselt. Man muss sie nicht mal verstehen – selbst wenn man sich diese Tweets nur laut vorliest, sind diese Schimpfwörter ungemein befriedigend.
Tottajumalautassaatana – truthgodhelpsatan?
— Viisaampi (@viisaampi) September 21, 2017
Ein Gedanke zu „Kackbratze, Mostschädel, Furzknoten: Wie ich einmal Deutschland war“