Vine und Vibe

Seit ein paar Tagen gibt es jetzt Vine, einen Videodienst für und von Twitter. Sechs Sekunden lange Clips kann man damit drehen, nach einem einfachen Prinzip: Finger auf dem Bildschirm halten und Vine nimmt auf. Finger runter und es stoppt. Neues Motiv suchen, wieder Finger auf den Bildschirm und so weiter, bis die sechs Sekunden voll sind (dauert länger, als es klingt). Der Spielwert ist enorm, und nachdem sich die ersten Versuche nicht hochladen ließen, hat es bei dem hier funktioniert:

Der Twittername heißt übrigens richtig @vineapp, nicht @vine, sorry. Und beim nächsten Mal ist dann auch die Musik im Hintergrund aus, weil ein Sechs-Sekunden-Remix der Fleet Foxes dann doch nicht das Zeug zur eigenen Kunstform hat.

Diese Idee, mit Vine digitale Daumenkinos zu drehen, hatten in den paar Tagen seit Start des Programms schon einige Nutzer. Hier ein paar schöne Beispiele:

Von @originalspin

Von @ErinLDoyle

Von @ohmohm

Von @pinot bzw. seiner Tochter

Den Tipp, wie sich Vine-Videos auch ohne einen Tweet einbetten lassen, gibt es übrigens hier.

Update: Etwas verspätet nun auch mit den Links zu den Leuten, die diese Vine-Videos gedreht haben. Der Clip funktioniert bei dieser Art des Einbettens wohl nicht als Link.

Sieben nützliche China-Apps

Was muss aufs Handy eines China-Reisenden? Diese sieben Apps helfen, sich einzuleben, von A nach B zu kommen oder mit anderen ins Gespräch. Die meisten dieser Apps sind kostenlos – und die, die was kosten, ihr Geld wert.

Das Zeichen für „Frau“ in der Schrifterkennung von KTdict

Pleco und KTdict C-D sind von vielen ausprobierten die besten Wörterbuch-Apps. Einfach zu bedienen, großer Wortschatz, Aussprache-Hilfen, alles da. Einmal Chinesisch/Englisch, einmal Chinesisch/Deutsch – wer doch mal eine Vokabel in der einen App nicht findet, kann mit der anderen ausgleichen.

Besonders gut an KTdict: Man kann mit dem Finger auf dem Display Schriftzeichen nachmalen und bekommt sie dann übersetzt.

Hinter Beijing on a Budget steckt Daniel McCrohan, der in China lebt und hier für den „Lonely Planet“ schreibt. In der App gibt er Tipps, wie man kostenlos oder für kleines Geld das Alltagspeking kennenlernt – zum Beispiel das Kaufhaus Tian Yi, in dem Chinesen Schnäppchen shoppen. Schal, Mütze, Notizblöcke, Handy-Hülle – ich bin mit zwei vollen Tüten rausmarschiert. Wer die App offline benutzen möchte, braucht die Bezahlversion.

MotionX-GPS ist keine spezifische China-App, aber seit zwei Jahren meine Begleitung. Nicht nur, weil man so von jedem neuen Ort eine Landkarte in der Tasche hat (vorher im WLAN runterladen). MotionX nutzt das GPS-Signal, um einem auf dieser Karte auch zu zeigen, wo man ist – und zeichnet den gelaufenen Weg auf. Heißt also: Einfach loslaufen in der neuen Stadt. Wenn jegliche Orientierung verschütt geht, kann man immer noch den getrackten Pfad zurücklaufen.

Besonders hohe Werte bei der Luftverschmutzug schickt die App auf Wunsch auch als Push-Meldung

Die Luft in Peking ist vielleicht nicht ganz so schlecht wie in Delhi, aber immer noch so ungesund, dass man es merkt. Brennen im Rachen, juckende Augen. Wie schlimm ist es heute? Atemmaske anziehen? Die Infos liefert CN Air Quality.

Während offizielle Daten zur Luftverschmutzung oft überraschend positiv sind, verwendet diese App als Quelle unter anderem Messwerte der Pekinger US-Botschaft. Die gibt es auch hier bei Twitter.

Von den zahlreichen U-Bahn-Plänen bin ich mit Explore Metro immer gut gefahren. Leicht zu bedienen, übersichtlich – außerdem gibt es Nutzer-Tipps, was man an den einzelnen Haltestellen unternehmen kann. Wenn jetzt bitte jemand noch was ähnlich Gutes für Busse programmieren könnte.

Keine Lust auf Körperkontakt in der U-Bahn? Taxis sind in Peking lächerlich billig. Allerdings müssen Aussprache-Anfänger mit Dialogen wie diesem leben: „Bitte nach Dongzhimen.“ – „Dongzhimen?“ – „Nach Dongzhimen.“ – „Dongzhimen?“ – „Dongzhimen!“ – „Ach DONGzhimen!“ (Folgt Wortschwall, der wohl grob bedeutet: Komische Ausländerin, hätte se ja auch mal direkt sagen können.)

Manchmal ist das lustig, für alle anderen Fälle zeigt TaxiBook gut lesbar auf dem Handybildschirm an: „Guten Tag, bitte bringen Sie mich nach…“ Bei der Liste der Ziele fehlt die Deutsche Botschaft, aber die Kanadische direkt nebenan ist drin.

Und hier ein paar Apps, die ihr euch sparen könnt: City Weekend (zeigt bei der Suche nach Veranstaltungen in Peking welche in Shanghai an), Beijing Guide (arg spärlicher Inhalt), Doodle Chinese (langweilig), Every Trail (hakelige Handhabung, ungenaue Ortung), China Goggles (tut’s nicht), Lost in China (tut’s nur selten).

 

Die vierte China-Woche in Links

Schon vier Wochen von drei Monaten rum – das ging flott. Und weil es eine Recherchewoche war, bin ich viel zum Lesen gekommen. Hier ein paar Texte zu aktuellen und zu hintergründigen Themen.

Censorship Scandal Reaching Over 1,000 Miles Is Exposed On China’s Twitter – Yueran Zhang über einen Fall von Pressezensur, der durch Social Media bekannt wurde. Streisand effect, anyone? „On one hand, the incident unveils the potentially breathtaking extent of China’s already rigid system of news censorship. On the other, the influx of strident netizen reactions evinces the power of social media.“

China Announces Plans To Reform Labor Camp System After Another Huge Controversy Spreads Online – Adam Taylor über die noch recht vagen Akündigungen, er könnte sich etwas an den chinesischen Arbeitslagern ändern. „The news comes just months after online controversy when a mother seeking justice for her raped daughter was herself sentenced to 18 months in a camp.“

China Rich List – Forbes macht ja gerne mal Listen, aktuell eine der 100 reichsten Chinesen.

Go-Abroad Investors Find Deals in Deutschland – Zhang Hong erklärt, warum Deutschland für chinesische Investoren derzeit der attraktivste europäische Markt ist. „Leading the list of popular investment targets are what experts call the nation’s „hidden champions“ – powerhouse companies that lead in specific market segments, such as dye making and special construction machinery. “

Huawei, ZTE Give China Opportunity to Spy, Report Says – Eric Engleman über die Vermutung, dass zwei große chinesische Hersteller von Telefonzubehör Spionage möglich machen. “ “Based on available classified and unclassified information, Huawei and ZTE cannot be trusted to be free of foreign state influence and thus pose a security threat to the United States and to our systems,” says the report.“

 

Dieses Exemplar von „Change“ und eines von „Red Sorghum“ hab ich gestern bei „The Bookworm“ gekauft. Damit war alles von Mo Yan dort ausverkauft.

How did China’s Mo Yan win the Nobel Prize for literature? – Johan Ahlander ordnet für Reuters die Entscheidung ein, dem chinesischen Autor Mo Yan den Literaturnobelpreis zuzusprechen. „Some of his books have been banned as „provocative and vulgar“ by Chinese authorities but he has also been criticised as being too close to the Communist Party.“

How did Mo Yan win China’s first Nobel Prize in Literature? – ähnliche Überschrift, gleiches Thema, komplett andere Perspektive: Yan Hao schreibt für den englischen Dienst der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua über den Nobelpreisträger: „The breakthrough of the Nobel Prize in Literature also came ahead of a key national congress of the Communist Party of China (CPC), which has called for cultural self-consciousness and self-confidence of the Chinese nation.

Spur der Steine – in Shanghai – Nina Trentmann über Pläne, das frühere jüdische Viertel von Shanghai zu retten. „Tilanqiao soll nun, später als andere Viertel Shanghais, hergerichtet werden. Doch statt Bagger und Abrissbirne soll der Restaurator kommen – die Stadtverwaltung und zwei Universitäten wollen so den historischen Charakter des ehemaligen jüdischen Gettos bewahren.“

Time’s Hannah Beech Discusses China’s Next Leader Xi Jinping – den „nächsten Führer der unfreien Welt“ nennt die Zeitschrift TIME den kommenden KP-Generalsekretär Xi Jinping. Hannah Beech berichtet über ihre Recherchen zu der Titelgeschichte.

Video of autistic child being beaten provokes Internet outrage – Jaime FlorCruz über ein Video, in dem offenbar ein autistisches Mädchen von einer Kindergärtnerin geschlagen wird. „Prevalence of autism (…)  is largely underestimated because many Chinese doctors, parents and teachers typically do not know enough about the condition to be able to identify and diagnose it.“

What Famous Blogger’s New iPhone & iPad App Means for Censorship in China – Liz Carter stellt Han Hans neue App vor und erklärt, warum Apps ein Weg sein können, die Zensur in China zu umgehen. „Because of the speed and quantity of online content, authorities have been incapable of enforcing complete information blackouts.“