Woran die Stadt Moskau alles Anteile hat

Open Data Stadt Moskau

Offenheit ist jetzt nicht das erste, was einem zu russischen Behörden und Institutionen einfällt. Dass die Stadt Moskau ein eigenes Portal für Open Data hat, war also zumindest für mich neu und überraschend.

Einige der Daten erfüllen mit Mühe das Kriterium „leidlich nützlich“, wie etwa diese Adressliste aller Moskauer Archiveoder eine Auflistung aller Busbahnhöfe auf dem Stadtgebiet (Spoiler: es sind acht). Eine Übersicht der Ausstellungen mit Eisfiguren, der mobilen Toilettenhäuschen – kann sein, dass das alles gelegentlich mal wem weiterhilft. Ist als Datensatz aber eher unspektakulär.

Sehr viel ergiebiger ist da doch die Liste der Unternehmen, an denen die Stadt Moskau Anteile hält. 155 sind das immerhin, und während sich manche sofort erschließen (Planetarium, Wasserwerk, Handelskammer, Ringbahn, Straßenbeleuchtung), sind andere durchaus bemerkenswert. Ein paar Highlights:

    – die Öffentliche Aktiengesellschaft für Informationstechnologie, Telekommunikation und Informationsmanagement im Bauwesen, an der vor allem ihr Akronym bemerkenswert ist: „INTUS“
    – die Öffentliche Aktiengesellschaft „Холодильник N 11″, was auf Deutsch nichts anderes heißt als „Kühlschrank Nummer 11“
    – wo wir schon so schön durchzählen: die Öffentliche Aktiengesellschaft „Wäscherei-Fabrik Nr. 55“
    „Amo Plant“, eine Autofabrik in der lettischen Stadt Jelgava, 2004 erbaut, zehn Jahre später insolvent, steht zum Verkauf
    – die Öffentliche Aktiengesellschaft „Selenograder Quelle“, die Trinkwasser verkauft (und deren Produkte ich hier noch kein einziges Mal im Laden gesehen habe)
    – ein Steinbruch in Pitkjaranta, nahe der finnischen Grenze. Produktpalette: Granit, Schotter und Sand

Es wäre eine allzu billige Überleitung, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass die Stadt Moskau ohnehin genug Schotter hat, Steinbruch oder nicht. Eine Metropole, die an 155 Unternehmen beteiligt ist, vor der aktuellen Krise fast ein Viertel des russischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet hat und heute immer noch ein knappes Fünftel beiträgt.

Wenn man sich aber einmal erholen will von all dem Stress, der mit Geld in solchen Dimensionen einhergeht, was tut man dann? Natürlich, man gönnt sich ein paar Wochen im Sanatorium. Schön am Schwarzen Meer, in modernen Gebäuden, mit Sportkomplex direkt dran. Das Ressort „Kamtschija“ in Bulgarien bietet sich an, mit seinem Strand und Bootsfahrten auf dem Fluss als Unterhaltungsprogramm. Eigentümer auch hier, 1500 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt: die Stadt Moskau.

SOK Kamchia Bulgarien Moskau

Moskaus neue kleine Wladimirs

In der aktuellen Moscow Times schreibt Eva Hartog über Meinungsumfragen in Russland: Warum kann man nur schwer abschätzen, wie groß die Unterstützung für Putin und seine Politik wirklich ist? Was hält Menschen davon ab, eine ehrliche Antwort zu geben, wenn jemand anruft, um sie zu befragen? Als „zynische Apathie“ benennt sie die aktuelle Stimmungslage in Russland – beide Teile des Begriffs zeigen, wie schwer Aussagen über Putins Popularität derzeit sind.

Vielleicht sagt das, was die Menschen tun, ja mehr aus als das, was sie sagen. Also: Wie viele Menschen waren 2015 gewillt, ihren neu geborenen Sohn denselben Vornamen zu geben, den damals auch Mama und Papa Putin ausgesucht haben? Zumindest aus Moskau gibt es dazu Zahlen.

Die Zahl der neu geborenen Wladimirs hält sich, wie man sieht, meist so knapp über 100. Nicht so populär wie Alexander oder Michail, von denen schnell mal 250 neue in einem Monat zur Moskauer Bevölkerung hinzukommen, aber doch deutlich beliebter als Semjon, Pjotr, Sergey, Nikolaj oder, Gott behüte, Ramsan.

Eh jetzt einer moppert: Natürlich weiß man nicht, ob diese Leute ihr Kind tatsächlich nach Putin benannt haben. Genau so gut kann der kleine Wladimir nach seinem Opa heißen, oder den Eltern gefiel der Name einfach. Was man aber sicher sagen, ist, dass Präsident Putin für sie kein Argument war, diesen Namen nicht auszuwählen. Anders gesagt: Wer heute in Deutschland seine Tochter Angela nennt, der tut das ja auch im Bewusstsein, dass es da diese berühmte Namensvetterin gibt.

Aber zurück zu den neuen Wladimirs. Am höchsten ist ihre Zahl im Monat Oktober, und das ist nun wirklich unmissverssändlich: Am 7. Oktober hat Präsident Putin Geburtstag – und ist dann in der öffentlichen Wahrnehmung noch präsenter als ohnehin schon.

(Danke an Jörgen für den Tipp zu infogr.am.)