Cybercrime, der Podcast zu Verbrechen im Netz

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Neulich WannaCry, jetzt Petya – das erinnert mich, dass ich hier noch über das Thema Cyberkriminalität bloggen wollte. Dazu muss ich allerdings ein bisschen ausholen.

Einmal im Jahr fahren wir in die Pampa. Wir, das sind eine Handvoll Freunde aus Uni-Zeiten, die gemeinsam zu Journalisten wurden; begleitet von ihren Partnern und Kinder. Die Pampa, das ist irgendwo recht mittig in Deutschland, wo es grün ist, neben einem Fluss. Fußball, Lagerfeuer, Lesen im Garten, Tischtennis. Reden, Essen, Reden, Trinken, Reden. Die großen Kinder ziehen als sich selbst verwaltende Horde durch die Pampa und machen zu meiner bleibenden Verwunderung manchmal den Abwasch. Die kleinen wandern von Schoß zu Schoß und beschallen uns abends zum Bier durchs Babyfon. Einer kocht immer Milchreis. Einer brät immer Burger. Es ist komplett unspektakuläre Routine und eines der Highlights des Jahres.

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Dieses Jahr musste ich daran denken, wie das war, als wir uns alle kennengelernt haben, als Erstsemester in Dortmund. Irgendein Dozent machte damals diesen Spruch, sinngemäß: „Das, was ihr hier lernt, hat sich in ein paar Jahren eh alles überholt. Ihr werdet in eurer Karriere zwei- bis dreimal komplett neue Berufe lernen müssen.“ Ich fand das damals gruselig, der eine Beruf schien schon so weit weg. Das noch mal und noch mal? Und noch mal?

Heute weiß ich: Gut gekocht, schlecht serviert. Die These, dass man immer wieder dazulernen muss – die stimmt. Aber das Aufbauschen, dass das dann schon ein neuer Beruf sein soll – kompletter Unsinn. Von den Uni-Freunden sind die allermeisten auch heute noch Journalisten. Aber im Moment heißt das zum Beispiel, dass immer mehr von ihnen Podcasts machen. Das wäre vor ein paar Jahren noch nicht so gewesen (Zahlen zum rasanten Wachstum von Podcasts in jüngster Zeit gibt es bei Pew Research, die taz stellt exemplarisch ein paar deutsche Podcasts und ihr Millieu vor.).

Manche Podcasts von früheren Mit-Dortmundern hab ich hier ja schon mal erwähnt. Die Seriendialoge (hier reden Ulrike und ich über The West Wing) und die Seriensprechstunde. Der Anhalter. Diesmal schließlich habe ich im Auto unterwegs in die Pampa „Cybercrime“ gehört. Darin zeigen Oliver Günther und Henning Steiner in drei Erzählsträngen unterschiedliche Aspekte der Kriminalität im Netz auf.

Es geht um BKA-Ermittlungen in einem Fall von Kinderpornografie, um einen Hacker-Angriff auf ein DAX-Unternehmen, und, besonders spannend, um das Leben von Anna, einer Hackerin. Anschaulich, konkret und mit vielen Aha-Momenten. Für mich hätte das ganze zwar etwas zügiger erzählt werden können, aber klar, es müssen ja alle Hörer folgen können. Egal, wie gut sie sich mit Internetthemen auskennen.

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Beim Einblick in die Polizeiarbeit hat mich vor allem das Kleinklein der Ermittlungsarbeit beeindruckt. Das war in vielen Situationen sehr viel weniger High Tech und sehr viel mehr Fleißarbeit, als ich vermutet hatte. Bei dem Hackerangriff lag die Faszination in der Figur des Security-Experten Avi Kravitz: ein Glücksfall von einem Protagonisten, sympathisch, eloquent, engagiert.

Aber am meisten Spaß hatte ich wie gesagt an den Interviews mit Anna, an der Kombination aus ihrer nüchternen Art, ihrem lakonischen Humor und der Parallelwelt, in der sie sich bewegt und mit Illegalem gutes Geld verdient. Irritiert hat mich allerdings, dass die Interview-Protokolle von einer Computerstimme und nicht von einer normalen, menschlichen Sprecherin eingesprochen wurden. Das klang für mich, als ginge es eher um künstliche Intelligenz als um Hacker.

Interessant fand ich auch, wie sehr einerseits viele Leute, die derzeit mit Podcasts zu tun haben, ständig auf Serial verweisen. Und wie sich die Macher von „Cybercrime“ trotzdem verkniffen haben, das eins zu eins ins Deutsche zu übertragen. Denn Journalisten als Protagonisten, die permanent laut reflektieren, was gerade in ihnen vorgeht, das ist für deutsche Hörer eher ungewohnt und kippt leicht ins Absurde. Erst recht in der Dialogform: Was du nicht sagst. Das ist ja bemerkenswert. Oh mein Gott, ich muss mir an den Kopf fassen.

Bei „Cybercrime“ treten die beiden Autoren zwar als Erzähler auf, die Struktur der Folgen ist durchaus auf Dialog angelegt. Trotzdem nehmen die beiden sich zurück. In einem Bereich, der für viele Neuland ist, sind sie die Reiseführer, nicht die Attraktionen.

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Vier Podcast-Folgen hab ich vor dem langen Wochenende in der Pampa gehört, fünf nach und nach im Anschluss. Darum hat das mit diesem Blogpost auch ein bisschen gedauert. Aber ihr versteht schon: Lagerfeuer, Tischtennis, Reden, Trinken, Milchreis. Ich war halt anderweitig ausgelastet.

Ein Podcast-Gespräch über „The West Wing“

Ringe ausziehen, das Kabel zu einer Schleife um die Hand drehen und so in den Sessel setzen, dass das hibbelige Knie nirgendwo dranstößt: Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich ein Mikro in der Hand habe, jedenfalls aus journalistischen Gründen. Kiki und ich, wir waren mal die Hälfte einer Vierer-WG im Dortmunder Studentenwohnheim an der Emil-Figge-Straße, damals noch beide Journalistinnen-im-Werden.

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Heute bloggt sie unter Ulrikeklode.de und macht außerdem gerade für DWDL.de eine Podcast-Reihe, in der sie mit Leuten über ihre Lieblingsserien spricht. Eventuell habe ich ihr gegenüber in der Vergangenheit ein- bis zwölfmal erwähnt, wie großartig ich „The West Wing“ finde. Dass ich nun also mit leicht unentspanntem Zwerchfell auf diesem Sessel in Moskau sitze, hab ich mir selbst eingebrockt.

Wir waren schon damals, das kann man sicher sagen, beide nicht so ganz ohne Ehrgeiz. Der Anspruch, dass das hier ein halbwegs interessanter Podcast wird, macht sich also im Hinterkopf breit – auch wenn ich nur Fan bin, einige der anderen Gesprächspartner sind Experten. Immerhin habe ich mich vorbereitet und ein paar West-Wing-Momente noch einmal geguckt.

Den, wo man merkt, wie wenig die Leute damals übers Internet und seine Trolle wussten.

Den mit dem Adrenalinschub im Wahlkampf, mit Dank an die First Lady.

Den, wo plötzlich eine Republikanerin im demokratischen Weißen Haus arbeitet.

Den, wo zur Weihnachtsfolge die großen Gefühle dran sind.

Und den, wo Josh und Donna endlich, endlich, endlich

Wer will, kann die Podcast-Folge hier anhören, einfach per Klick auf den Play-Button in Orange. Noch kurz rätseln, welche Serienmusik Joachim da am Anfang pfeift, und dann geht es los:

Weiteren Hintergrund zur Serie und was man drumherum noch gucken könnte, gibt es hier. Und wer jetzt immer noch nicht den Impuls hat, „The West Wing“ zumindest mal ein paar Folgen lang auszuprobieren – nun ja:

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There’s a special place on Twitter for Madeleine Albright

Von den Dreharbeiten zur ersten Staffel von „The West Wing“ wird kolportiert: Der Dreh war nachts, er war laut, und plötzlich stand dem Team rund um Autor Aaron Sorkin eine Dame im Bademantel gegenüber. Was denn der Lärm solle, sie brauche ihren Schlaf, wichtiger Termin morgen früh. Ach, Aufnahmen für „The West Wing“? Der Serie fehle ja wohl eine hochrangige Politikerin, sagen wir mal, eine Außenministerin. In der nächsten „West Wing“-Staffel gab es dann die Rolle der NSA-Chefin Nancy McNally.

Die Frau im Bademantel war Madeleine Albright, und wer an einem Ort lebt, wo man die frühere US-Außenministerin nicht einfach schlaftrunken auf der Straße antrifft, hat als zweitbeste Möglichkeit nun Twitter, wo Albright von der Gründerin der Huffington Post gleich mit einem passenden Zitat (mehr dazu hier oder hier) begrüßt wurde:

Seit dem Tag nach der Bundestagswahl twittert Albright – das ist noch nicht lang, aber es hat schon für ein paar sehr unterhaltsame Tweets gereicht. Sie überlegt, Henry Kissinger zu Twitter zu locken, postet ein Video, auf dem sie den Trompeter Chris Botti am Schlagzeug begleitet.

Am interessanten aber ist ihr Schulzeugnis anno 1952, als Albright 15 war: „Gut in Englisch, bis auf die Zeichensetzung“, ausgezeichnet in Geschichte, aber in Französisch nur mittelprächtig – Madeleine soll mehr auf die richtigen Formen achten. „Sie übernimmt Verantwortung in der Gruppe für Internationale Beziehungen“, heißt es dann noch. Der Rest ist Geschichte.

(Sowas Ähnliches wie dieser Text stand auch als „Netzhaut“-Kolumne in der Wochenendbeilage der WAZ.)

Schreib das auf, Sorkin!

„Let Bartlet Be Bartlet“ – The West Wing, Staffel 1, Folge 19

14. Juli. Ein guter Tag, um eine Beobachtung aufzuschreiben – nach sieben Staffeln „The West Wing„, einer Staffel „Studio 60 on the Sunset Strip“ und bisher einer Staffel „The Newsroom„. Alle sind sie von Aaron Sorkin, und alle belegen: Sorkin liebt Text, und zwar auf Papier.

„Tomorrow“ – The West Wing, Staffel 7, Folge 154

Wenn in einer dieser Serien („Sports Night“ kenne ich nicht gut genug) etwas so richtig wichtig ist. Wenn es den Plot vorantreibt. Wenn eine Hauptfigur eine Motivation braucht, eine Beziehung einen Gründungsmythos, dann ist das ein Fall für Stift und Papier. Ein Politiker weiß, wie er einen guten O-Ton anbringt. Aaron Sorkin lässt solche Statements aufschreiben.

Bei The West Wing ist das auf Anhieb plausibel. Schließlich geht es hier ständig um Texte – die Gettysburg Address, die Declaration of Independence, die Bibel, die vielen Amendments. Jede Rede, die Sam, Toby und später Will verfassen. Es gilt das geschriebene Wort.

Und damit Du, lieber Zuschauer, nicht verpasst, was hier gerade wichtig ist, nimmt sich Leo McGarry eine Serviette und einen Kuli: „Bartlet for America“, die Idee zur Kandidatur. Und später, damit der Präsident aufhört, Kompromisse zu schließen, und wieder für seine Überzeugungen einsteht: „Let Bartlet Be Bartlet“.

„The Harriet Dinner, Part 2“ – Studio 60 on the Sunset Strip, Staffel 1, Folge 14

Bei „Studio 60“ geht es um eine Fernseh-Show, die Texte hier sind keine Dokumente für die Ewigkeit, sondern Skripte für die nächste Folge. Und doch: Sender-Chefin Jordan jubelt Produzent Danny einen Zettel unter, geschrieben mit Eyeliner: „I’m crazy about you.“ Die Serie hatte nur eine Staffel, die Liebesgeschichte von Jordan und Danny hätte mehr Zeit verdient gehabt. Aber die Szene mit dem Zettel auf dem Dach fühlt sich im Tempo genau richtig an – und gibt der Show einen Dreh, der bis zum Finale reicht.

„We Just Decided To“ – The Newsroom, Staffel 1, Folge 1

Und dann „The Newsroom“. In der ersten Folge lässt sich die Hauptfigur Will MacAvoy bei einer Podiums-Diskussion zu einer Wutrede hinreißen über den Zustand der USA. Auslöser war eine reichlich naive Frage aus dem Publikum („Können Sie sagen, warum Amerika das beste Land der Welt ist?“) und eine Frau, die Will daraufhin im Publikum zu sehen glaubt.

„We Just Decided To“ – The Newsroom, Staffel 1, Folge 1

Sie schreibt ihm Zettel, auf denen steht: „It’s not. But it can be.“ Will hält die Frau später für eine Halluzination. Dass sie keine war, sondern seine Ex-Freundin, bedingt und prägt fast alles, was danach in der Serie geschieht. Wie die Papierserviette, auf der zum ersten Mal die Idee stand, dass Jed Bartlett US-Präsident werden könnte.

14. Juli. Heute Abend beginnt die zweite Staffel „The Newsroom“.