Du willst also nach Moskau ziehen

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Dieser Text entsteht zu einem Soundtrack aus RATSCH! RATSCH! RATSCH! Seit einer knappen Stunde sind die Möbelpacker da, einer tut nichts anderes, als Kartons zu falten und sie unten mit Klebeband von einem dieser Profi-Riesenabroller zu verstärken. RATSCH! RATSCH! RATSCH! Zwischendurch kann ich gelegentlich ein oder zwei Gedanken hören, die ich mir hier so mache: Laptop auf der Fensterbank, Hocker davor, während alles hinter mir verschwindet.

Weil heute die Packer da sind, bestanden die letzten Tage aus Aufräumen, Aussortieren, Wegschenken. Irgendwann stand ich in der Abstellkammer (also: in der größeren der beiden Abstellkammern – ach Russland, dein Stauraum wird mir fehlen!) und musste lächeln. Extra für Moskau haben wir die Gummistiefel vor fünf Jahren gekauft, auf eindringlichen RATSCH!; nein: Rat einer Bekannten, die Moskau verließ, als wir kamen.

Gekauft, ja – aber nie getragen. Und jetzt, wo wir – RATSCH! RATSCH! RATSCH! – gehen und andere kommen, kann ja vielleicht ein kleiner Blogpost den Neu-Moskauern helfen. Was man hier so in Sachen Papierkram vorsorglich erledigen sollte, darum ging’s ja neulich schon. Bleibt heute noch: eine Liste der Dinge, die das Leben in Moskau leichter machen.

Warme, wasserfeste Schuhe

Kein schlechter Ratschlag eigentlich, das mit den Gummistiefeln. Moskau hat zwar eine ausgezeichnete U-Bahn, aber eine miserable Kanalisation. Wenn ihr euch dann noch vorstellt, was hier im Winter an Schnee runterkommt, und wie lange das im Frühjahr vor sich hin taut, wisst ihr ungefähr, wie viele Wochen lang man nicht durch die Stadt läuft, sondern watet. Es gibt also eine große Auswahl schicker Gummistiefel im Geschäft, mit pinken Totenköpfen, im Burberry-Muster, all das.

Dass ich meine nie benutzt habe, liegt daran, dass ich wie eine brave Deutsche vor dem Umzug natürlich in einem Outdoor-Laden war, kältetaugliche Schuhe kaufen. Ergebnis: knöchelhohe Wanderschuhe aus Irgendwastex™, die sowohl warm als auch wasserfest sind. Das erste Paar war nach dem zweieinhalbten Winter hinüber, (Winter dauern hier ja durchaus mal von Mitte Oktober bis Mitte April), das zweite Paar hält bis heute. Was soll ich zwischendurch auf Gummistiefel wechseln und in denen dann frieren und keinen Halt haben? Von Winterschuhen aus Leder kann man hier übrigens auch nur abraten. Im Winter wird in Moskau so viel Chemie auf die Straßen gesprüht und gestreut, dass selbst das robusteste Leder schnell ruiniert ist. RATSCH!

Gutes Shampoo. Gute Creme. Viel gute Creme.

Worüber ich mir vor Russland keine großen Gedanken gemacht habe: Dass Shampoo irgendwas anderes tun sollte als Haare sauber, kämmbar und im Idealfall schön zu machen. Das änderte sich mit dem ersten Kontakt mit Moskaus ultrahartem Wasser. Dazu die Winterkälte draußen, die überheizten Wohnungen und Büros, und die Haare fühlen sich plötzlich strohig an. Seitdem ist alle paar Tage das Luxusshampoo dran – empfohlen vom Dortmunder Friseurladen des Vertrauens, in der Literflasche online bestellt, für den täglichen Gebrauch zu teuer, darum die Mischkalkulation.

Dasselbe gilt für alles, was mit Hautpflege zu tun hat: Raus in die Kälte – das Gesicht spannt, rein ins Wohnzimmer – die Haut wird ordentlich ausgetrocknet, ab unter die Dusche – es spannt schon wieder. Eincremen, das geht hier so: Bodylotion auf die Hand, verteilen auf dem Arm – oh Moment, Bürste hingefallen, kurz wieder aufheben – hmmm, welchen Arm hatte ich jetzt schon eingecremt? RATSCH! Alles schon aufgesaugt. Dass die Haut kein Schlürfgeräusch macht, ist alles.

Und ja, das Luxusshampoo und die Gesichtscreme kaufe ich nach fünf Jahren immer noch in Deutschland. Am Anfang vor allem aus Vorsicht, in Erinnerung an einen Chinaufenthalt. Da wollte ich ganz „When in Rome“-mäßig natürlich chinesische Waren kaufen, was auch genau so lange eine tolle Sache war, bis sich herausstellte, dass der örtliche Damenhygieneartikelfabrikant Menthol in seine Slipeinlagen tat. Ministry of funny walks, hier komme ich! Seitdem bin ich bei allem, was direkt an die Haut rankommt, stramm markentreu. Die Marke darf dann auch gerne Billig-Balea sein – Hauptsache, sie fällt irgendwie unter europäische Regeln für zugelassene Inhaltsstoffe. Später ist dann noch ein zweiter Grund hinzugekommen: Inzwischen weiß ich zwar, wo ich in Moskau meine Lieblingscreme bekomme. Sie ist aber hier halt bekloppt teuer.

Luftbefeuchter

„Was ist das denn“, sagt meine irische Freundin G. und zeigt auf den grauen Kasten, der in der Ecke vor sich hinsummt. „Ein Luftbefeuchter“, sage ich, was sie gleichzeitig fasziniert und amüsiert: „In Irland haben alle Luftentfeuchter in ihren Häusern, und ihr macht euch die Luft extra feucht?“ Aber ja, jedenfalls in den sechs Wintermonaten, siehe oben: trockene Heizungsluft jeden Tag, zuhause, bei der Arbeit, in der Bücherei und im Bus.

Wenn einem in Moskau die Gesprächsthemen ausgehen, kann man, jedenfalls unter Deutschen, immer über Luftbefeuchter reden: Heizt eurer das Wasser auf, oder arbeitet er mit kaltem? Wie oft macht ihr den sauber? Habt ihr in jedem Zimmer einen? Stört euch das Geräusch beim Schlafen?

Was übrigens auch hilft, um nicht alle paar Tage Nasenbluten zu haben, weil die Schleimhäute so trocken sind: Nasencreme! Abends rein, durch den Mund atmend schnell einschlafen, morgens wachwerden und die Haut ist ein klein wenig heiler. Ergebnis: Nasenbluten nur noch einmal pro Monat, yeah!

Stulpen

Viele Leute machen sich seltsame Vorstellungen davon, was Moskauer Kälte so bedeutet. Ja, wir haben hier durchaus öfter mal -20 Grad, für ein paar Tage im Jahr vielleicht sogar -30. Trotzdem ist das nichts, wofür man Skiunterwäsche kaufen müsste, Schuhe mit beheizbaren Einlagen oder Sturmhauben. Wichtig sind, hier wie immer, die verschiedenen Schichten, und da hält eine normale Leggings unter einer normalen Jeans schon ordentlich warm, erst recht kombiniert mit Kniestrümpfen und Wollsocken. Mit der Strategie sind wir selbst am Polarkreis noch ganz gut durchgekommen.

Das eine, was wirklich einen spürbaren Unterschied gemacht hat, waren die Stulpen. Geschenkt von meiner Essener CvD-Nachfolgerin (Danke!), getragen wirklich so gut wie jeden Wintertag. Mütze, Handschuhe, Schal, das sind alles Schulkinderstrategien. Strategisch dafür sorgen, dass es zwischen Handschuhen und Jackenärmeln nicht durchpfeift, das hält Körpertemperatur und Laune oben. Jeden Winter hatte ich die Dinger dabei, fünf Jahre Lang. Vor ein paar Tagen sind sie in einem Taxi liegengeblieben, auf der Zielgeraden.

Das sind sie also, die Dinge, die mir das Leben hier ganz grundsätzlich erleichtert haben. Klar gibt es auch noch kleinere wie die Büroklammer im Pass, und die vielen Lebensmittel, die jeder so aus persönlicher Liebhaberei importiert. Fünf Jahre lang ist es mir hier zum Beispiel nicht gelungen, einen Supermarkt zu finden, in dem es Vanillepuddingpulver gibt. Aber gut – man muss denen, die nach einem kommen, ja auch noch die ein oder andere Rechercheaufgabe übriglassen. RATSCH! RATSCH! RATSCH!

So viel rohe Gewalt steckt in einem Spitzenschuh

Vor einigen Wochen habe ich mir ein paar Ballettschuhe gekauft. Spitzenschuhe. Apricotfarbene.

(An dieser Stelle eine kurze Pause, damit alle persönlichen Bekannten ihr Gelächter loswerden können. Das gilt auch und vor allem für Freunde aus Schulzeiten, die sich an meine naturgegebene Grazie und an meinen Enthusiasmus für sportliche Leistungen erinnern – kollektiv manifestiert in einem akuten Schwindelanfall mit Beinahe-Sturz vom Schwebebalken.)

Fertig? Gut. Es ist nämlich so, dass Russland nicht nur ein Land mit großer, glänzender Balletttradition ist, sondern auch die Heimat von Grishko, einem der Hersteller von Spitzenschuhen. Ich wusste das auch nicht, eh ich hierher gezogen bin, dann Besuch von einer ballettkundigen Freundin bekam und inzwischen mit Ballettänzern und -mitarbeitern befreundet bin. Russland, das bedeutet eine schleichende Ballettifizierung des Lebens. Aber auf die Idee, mir selber so ein paar Schuhe zu kaufen, wäre ich bis zu diesem Tag trotzdem nie gekommen.

Die Grishko-Fabrik, die wir uns hier als kleine Gruppe anschauen dürfen, ist zunächst einmal kleiner als das Bild, das man bei „Fabrik“ im Kopf hat. Eine Manufaktur vielleicht? Eine Werkstatt? Jedenfalls wird hier Stoff in diesem speziellen Farbton, den die Firma sich extra hat schützen lassen, zurechtgeschnitten – immer direkt ein ganzer Stapel aufeinanderliegender Stoffbahnen. Es wird genäht, geformt, geleimt, geklopft, getrocknet. Aber das Interessanteste sind die Kirgisen.

Man muss das vielleicht kurz erklären. Grishko ist, wie gesagt, in Russland ein großer Name. Es gibt ganze Ballettcompagnien, die nichts anderes als Grishko-Schuhe an die Füße ihrer Tänzer lassen. Die Frau, die uns durch die Werkstatt führt, erzählt von einer Star-Ballerina am Bolschoi, die in einem Monat mehr als 30 Paar Grishko-Schuhe durchtanzt, weil sie so viel probt und auftritt.

Als wir vor dem Regal mit den Pappkisten stehen, jede schön mit Namensschild, ist mir also völlig klar: Das sind wohl die Namen berühmter Tänzer, für die hier gerade die paar Dutzend Schuhe für den nächsten Monat entstehen.

Grishko Pappkartons Namensschilder

Komplett falsch. Die Namen auf den Pappkisten gehören den Leuten, die hier die Schuhe herstellen. Manche Tänzer, erzählt unsere Werkstattführerin, finden, wenn ein Spitzenschuh besonders gut sitzt, den Namen des Menschen heraus, der ihn – nach vielen anderen Produktionsschritten – fertigstellt und in Form bringt: „Dann bekommen wir eine Bestellung, auf der steht: Unbedingt nur von Meister Soundso.“ Und diese Meister sind, jedenfalls bei Grishko, oft Kirgisen.

Warum, kann keiner so richtig erklären. Gastarbeiter aus Zentralasien sind in Russland keine Seltenheit, aber warum gerade Kirgisen, und gerade in dieser Werkstatt – niemand weiß es. Was man aber wissen kann, und was ich definitiv nicht wusste, ist, dass die Herstellung von Spitzenschuhen nach all dem glänzenden Satinzuschnitt, all den akkuraten Näharbeiten, den pastellfarbenen Bändelchen und sorgfältig aufeinandergeklebten Stoffschichten am Ende vor allem eines braucht: brutale, brachiale Kraft.

Grishko Spitzenschuh 1

Wir haben Glück und stehen daneben, als ein Schuh mit Gewalt in seine endgültige Form geprügelt wird, von einem schlanken, konzentrierten Kirgisen. Auf der Oberfläche der Arbeitsplatte, an der er sitzt, ist an der Ecke eine Metallplatte angebracht. Er nimmt den Schuh, hält ihn mit der Spitze nach unten, hebt ihn mit beiden Armen hoch – und knallt ihn dann mit maximaler Kraft senkrecht auf die Platte.

Grishko Spitzenschuh 2

Stille. Dann nimmt der Meister die Hände weg, und der Schuh bleibt stehen. So muss das sein – eine absolut gerade Fläche an der Spitze des Spitzenschuhs. Nur wenn der alleine stehen kann, darf er auch an den Fuß einer Tänzerin.

Grishko Spitzenschuh 3

Wir gehen dann noch ein bisschen weiter – in die Küche, wo die Blecheimer mit der ramponierten Emaille-Oberfläche noch ganz warm sind von dem Leim, der gerade erst angerührt wurde. Auf dem Fensterbrett liegt eine Katze. Wären nicht so viele fremde Leute da, könnte sie sich wieder gemütlich auf einem Eimerdeckel zusammenrollen. Wir gehen durch einen Raum, in dem ein halbes Dutzend Männer von Hand Nähnadeln durch die Ledersohlen stechen, um sie am Schuh zu befestigen.

Grishko Werkstatt Moskau Näher

Träfe man einen dieser Männer auf der Straße, man würde vermuten, dass er sein Geld als Rausschmeißer verdient, mit einem Nebenjob als einhändiger Sandsackschlepper. Diese Pranken, riesig, rauh und tätowiert. Um die Knöchel dicke Ledermanschetten, damit die Sohle nicht versehentlich an der eigenen Hand festgenäht wird.

Grishko Lederschutz für Knöchel

Zum Schluss noch ein Schlenker durch die Marketingabteilung. Frauen an Tischen, auf manchen steht neben dem Telefon ein einzelner Schuh als Stifteständer. Wer will, darf jetzt noch schnell selbst ein Paar anprobieren – und ganz ehrlich, wer kann das nicht wollen? Ein pastellseidig glänzendes Stück russischer Tradition, entstanden durch Fingerfertigkeit und Muckis?

Grishko Spitzenschuh als Stiftständer

Mit dem Hintern auf dem Stuhl und den Füßen auf dem Boden schmücken die Schuhe ganz ungemein. Aufstehen? Gar auf die Spitze? Schon der Versuch, im Sitzen die Füße auf die Zehenspitzen zu stellen, schmerzt. Es drückt, überall.

Nicht nur, weil die Schuhe so neu sind (Videos, in denen Ballerinas ihre neuen Spitzenschuhe weichklopfen, sei es mit dem Hammer oder gegen eine Wand, sind in Tänzerkreisen ein populäres Genre). Nichttänzerfüße sind den Ansprüchen, die diese Schuhe an sie stellen, einfach nicht gewachsen.

Grishko Schuhe anprobieren

Trotzdem kaufe ich mein Paar nach dem Anprobieren – 500 Rubel, ein Schnäppchen, im Laden kosten sie mindestens das Vierfache. Diese Schuhe werden niemals tanzen. Aber jetzt, wo ich weiß, wie viel Unverhofftes in ihnen steckt, bin ich mir sicher: Auch ihrem neuen Job neben dem Fernseher werden sie gewachsen sein.

Grishko Spitzenschuh mit Fernbedienung

Was tut die Sowjetfrau, wenn Mode sie überfordert?

Hier sollte eigentlich ein Blogpost stehen über ein Heft mit Schnittmustern, das 1970 in der Sowjetunion veröffentlicht wurde. Gefunden hatte ich das schon vor Monaten, immer mal wieder versucht, darüber zu schreiben, und war immer unzufrieden. Bis mir auffiel: Ich bin hier eigentlich überflüssig.

Die Illustrationen sind so wundervoll typisch für die Siebziger – die Frisuren, die Wimpern, die Brillen, die Stoffe! Und auch den Begleittext, den die schneidernde Sowjetfrau da an die Hand bekommt, kann man in seinem professionellen „Komm, Mädchen, ich erklär dir die Welt“-Ton auch nicht toppen. Also: Hier eine kleine Collage.

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„Immer noch verirren wir uns recht oft in der Vielfalt neuer Modelle in Illustrierten, zeitweise ohne für uns selbst etwas Neues zu finden. Sich einfach für Mode zu interessieren und dabei nichts für sich zu finden ist wirklich zu wenig. Wir möchten, dass die Mode uns dient, und wir können es erreichen. Aber wie?“

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„In diesem Heft bieten für uns die Künstler nicht nur einzelne, selbständige Modelle an, sondern zeigen uns, wie man mit Hilfe von Einzelteilen und Ergänzungen ein ,einsames‘ Kleid, einen Anzug, einen Kleiderrock so umwandeln oder variieren kann, dass man im Laufe der Woche jeden Tag anders aussieht.“

kscheib sowjetmode mäntel

„Ein Pullover, den man heutzutage mit einem Rock trägt, wirkt sehr originell, wenn Sie dazu ihren Lieblingsschmuck anlegen.“

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„Wenn eine junge Frau 20 Jahre alt und eine Studentin ist, so denkt sie wahrscheinlich daran, wie man aus ein paar Sachen solche Bekleidungsmöglichkeiten erstellt, die ihr Aussehen siebenmal pro Woche verändern könnten.“

kscheib sowjetmode kleid

„Dafür muss man nur zwei Kleidungssätze besitzen: erstens – einen schrägkarierten Rock und eine Weste, und zweitens – einen weißen Faltenrock und eine ärmellose Tunika, sowie als Ergänzung dazu einen feinen, z. B. schwarzen, blauen oder braunen Pullover, zwei Blusen, kariert und einfarbig, am besten in Weiß, einen langen Seidenschal, ein gemustertes Tuch (als Halstuch) und einen einfarbigen Wollschal für die Herbsttage.“

kscheib sowjetmode muster

„Es wäre gut, dazu noch zwei Gürtel zu besitzen: einen breiten Ledergürtel und einen aus Metallringen.“

kscheib sowjetmode tailliert

„Anziehungskraft und Weiblichkeit liegen in Ihren Händen. Der Schlüssel dazu – Vielfältigkeit und Wandelbarkeit der Bekleidung.“

kscheib Sowjetmode karo

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Fertig – damit stellt sich endlich nie wieder die Frage, welches meiner karierten Kleiderstücke ich morgen anziehen soll! Wer jetzt noch lesen will, was eine geübte Selbstnäherin aus diesen Schnittmustern alles herauslesen kann, findet die Antwort bei Kakakiri im Blog.

Putin der Woche XXXVI

putin der woche häuptling

Gesehen: Bei Twitter, dort gepostet von Dennis Stjaschkin.

Begleitung: Ein ausgehölter Bär und ein Preisschild – 750 Rubel, das sind aktuell 10,50 Euro.

Text: „Häuptling“

Subtext: Wie hieß das noch mal? Dings im Dingspelz? „Der ganze Stamm muss diese Kapuzenpullis tragen“, hat Dennis als süffisanten Kommentar dazu getwittert. Und was wäre für einen Russenhäuptling schon treffender als ein Bär, Russlands Wappentier. Das Land ist bis zur inneren Leere ausgehöhlt, und drin steckt nichts als Putin? Ziemlich klare Metapher für ein Hoodie.

Oben-Ohne-Punkte: 8/10

Putin der Woche (XXX)

Putin der Woche USA Muskelshirt

Gesehen: Bei Myprintbar.ru, so einer Art Spreadshirt für den russischen Markt.

Begleitung: Halbwegs muskulöse Arme, halbwegs bärtiges Kinn.

Text: Keiner.

Subtext:Regionalmacht“ hat er uns genannt. Ich geb dem gleich „Regionalmacht“! Regionalmächte haben ja wohl keine so schicken Muskelshirts! Regionalmächte tragen auch keine coolen Pilotenbrillen! Und Regionalmächte schauen nicht lachend zu, wie die Flagge ihrer Gegenspieler in Flammen aufgeht. Regionalmacht. Pfff.

Oben-Ohne-Punkte: Freie Oberarme, immerhin – 4/10

Putin der Woche (XIX)

putin der woche siegespark

Gesehen: Im Moskauer Siegespark.

Begleitung: Ein Bär. Wechselnde Menschen, die für ein Foto posieren – so viele, dass man keine Gelegenheit hat, Putin und den Bären mal allein zu fotografieren.

Text: “Ich bin ein Freund von Putin” und „T-Shirts mit dem Präsidenten“, dazu ein Hashtag, der sich als „Herzen von Russland“ übersetzen lässt.

Subtext: Weißt Du, Bär, ich selber bin ja total gegen diese Vermarkterei. Aber hey, wenn es wirklich einer schafft, den Leute für ein Shirt mit mir drauf 999 Rubel abzunehmen – Respekt. Da kann ich dann auch mal ein Auge zudrücken. Verstehste, Bär? Lustig, ne, „Auge zudrücken“, wie wir zwei auf dem Bild? Und jetzt hör endlich auf „Nichts geht über Bärenmarke“ zu summen. Die Marke hier bin immer noch ich.

Oben-Ohne-Punkte: 0/10.

Putin der Woche (VIII)

putin antimaidan jacke

Gesehen: Nach der „Antimaidan„-Demo am vergangenen Wochenende vor dem Bolschoi-Theater.

Begleitung: Eine Frau und noch ein Mann in der gleichen Jacke.

Text:Der Bär gibt seine Taiga nicht her“.

Subtext: Eben sind wir noch im Pulk mitmarschiert, der Transparente wie „Heute Maidan, morgen Krieg“ hoch hielt. Im Rahmen dieser tief pazifistischen Gesinnung, die für uns eine Herzenssache ist, machen wir jetzt noch schnell ein paar Fotos voneinander vor allerlei Militärgerät.

Oben-Ohne-Punkte: 0/10.