Putin der Woche (XXXIV)

Putin der Woche Panda

Gesehen: Auf dem Oktoberblatt des aktuellen Kalenders von Andrej Budajew.

Begleitung: Chinas Präsident Xi Jinping, wie Putin verkleidet als Panda. Das ganze Blatt (bitte jetzt hier einmal klicken und zum Oktober durchblättern) zeigt eine Szene im Zoo: Die Familie Obama lachend am Rande eines Panda-Geheges. Zwei Pandas liegen faul auf dem Rücken, zwei weitere haben sich gerade als Putin und Xi enttarnt. Ein fünfter kommt aus dem Hintergrund angelaufen und entpuppt sich als Jiang Zemin mit der typischen Riesenbrille.

Text: „Doppelgesichtiger Janus“ hat Budajew das Bild genannt.

Subtext: Seit Monatsbeginn gucke ich mir dieses Motiv an und kann seine Metapher nicht entschlüsseln. „Die Obamas sind ja doof, dass sie glauben, das wären echte Pandas“? „Vorsicht, Putin ist ein Wolf im Pandapelz“? „Russland will enger mit China zusammenarbeiten – da können die USA nur lachen“? „Zoo-Pandas pflanzen sich nicht fort, weil sie in Wirklichkeit Staatschefs sind“? Ich. Habe. Keine. Ahnung.

Oben-Ohne-Punkte: 2/10 für den abgenommenen Kopf des Pandakostüms.

Fluteric – mein Moskauer Lieblings-Instagrammer

So weit ist es also gekommen, dass ich einen Moskauer Lieblings-Instagrammer habe. Instagram, das sollte man vielleicht vorweg schicken, ist hier groß. Sehr groß. Riesig, gerade bei russischen Freunden, oder vielmehr: Freundinnen.

Die Ausdauer, mit der der Alltag dokumentiert wird, jedes neue Kleidungstück präsentiert, jeder Ort zum Hintergrund für die eigene Selbstinszenierung erkoren – das ist mindestens bemerkenswert, manchmal regelrecht ermüdend. Instagram mag viele Filter haben, manchen Nutzern hier fehlt dagegen ein ganz grundsätzlicher.

Eric Shakhnazaryan ist die Ausnahme, vielleicht auch, weil sein Leben keiner Inszenierung bedarf, um abwechslungsreich und interessant zu sein: Als Solo-Flötist des Bolschoi geht er regelmäßig auf Tour in aller Welt; er ist dabei, wenn das berühmte Ballett probt. Daraus entstehen regelmäßig Bilder irgendwo zwischen Märchen und Werkstatt-Atmosphäre:

Noch besser als die Ballerinas (sorry, Mädels) gefallen mir aber Erics Treppenhäuser. „Ich gehe gerne spazieren auf der Suche nach interessanten Orten,“ sagt er, in Moskau haben es ihm vor allem alte Häuser angetan, mit ihren Stufen, Fenstern, der ganzen Inneneinrichtung.

Das Ergebnis sind Aufnahmen – alle mit dem iPhone gemacht – in denen das Treppenhaus, sonst nur Mittel zum Zweck, plötzlich im Mittelpunkt steht. Meist aus Moskau selbst, manchmal aber auch von anderswo.

An der Uliza Spiridonowka in Moskau:

Am Alten Arbat:

In der Tschernigowski-Gasse:

In Sankt Petersburg:

Im Michailowski-Theater, ebenfalls in St. Petersburg:

Stoleschnikow-Gasse, Moskau:

Im Moskauer „Hotel National“:

An der Puschetschnaja Uliza, Moskau:

Im Bolschoi-Theater:

Und noch einmal in St. Petersburg:

Wer regelmäßig russische Architektur bewundern will, kann Eric hier bei Instagram folgen – oder mit dem Hashtag #fluteric_walks die Beute seiner Spaziergänge durchstöbern.

Putin der Woche (XXXIII)

putin der woche putinwallet

Gesehen: In meinem Spam-Ordner. Endlich ist es so weit, dass der „Putin der Woche“ zu mir kommt, statt dass ich nach ihm die Augen offen halten muss. Russifizierung erfolgreich abgeschlossen!

Begleitung: Ein Bär und die Initialen von Wladimir Wladimirowitsch Putin. Das Werbevideo (siehe unten) zeigt außerdem: In der Geldbörse stecken stapelweise 5000-Rubel-Scheine

Text: „Putin-Wallet. Porte­mon­naie-Sonderausgabe mit männlichem Charakter.“ Weiter unten im langen, langen Begleittext findet sich auch noch der wichtige Hinweis, dass „dieses Accessoire es vermag, die Aufmerksamkeit des schönen Geschlechts auf sich zu ziehen.“

Subtext: Nichts sagt „Kaufkraft“ wie ein Porte­mon­naie mit dem Bildnis des Mannes, unter dem sich der Rubel so tippitoppi entwickelt hat. Von wegen „einem nackten Mann in die Tasche greifen“ – Putin ist schließlich nur halbnackt, und in seiner Tasche stecken lauter große Scheine. Müssen sie ja auch, wegen der Inflation.

Oben-Ohne-Punkte: 10/10

Mein Chor, mein Moskau, meine Katakomben

Sänger kommen dahin, wo andere nicht hinkommen. Ob Proben oder Auftritt, der Chor darf in die Hinterzimmer, die Katakomben, die Bereiche für Befugte. Zwischen Einschulung und Abitur hätte man mich mit verbundenen Augen und Watte in den Ohren in den Keller der Hildener Stadthalle schicken können und ich hätte trotzdem gewusst, wo ich zum Einsingen hin muss – oder, im Karneval, zum Schminken. Unser Eingang war der auf der Rückseite, wo auch die Feuerwehrleute ihr Kabuff hatten.

Bis heute gilt darum: Klar, in den Konzertsaal kommt jedermann rein, für den Preis eines Tickets. Aber wir sind die, die sich hinter der Bühne rumdrücken, wo in einem halben Dutzend Sprachen „bitte Ruhe“ an der Wand steht. Wir kennen den schnellsten Weg von ganz oben auf der Orgelempore nach ganz unten in den Orchesterprobensaal, zu dem wir natürlich nie etwas anderes sagen würden als OPS. Wir machen auf dieser Bühne unsere Stellprobe und unsere Hauptprobe, am nächsten Tag die Generalprobe mit Lichtprobe und am Tag drauf, kurz vorm Konzert, noch eine schnelle Anspielprobe. Danke, wir wissen, wo wir stehen. Das hier gehört uns.

Diese Art, von einem Ort Besitz zu ergreifen, ist von Stadt zu Stadt geblieben. Edinburgh gehört mir ein bisschen mehr wegen eines „Messias“ in St. Giles‘ Cathedral, Köln wegen eines „Roberto Devereux“ in der Philharmonie, Berlin wegen eines Konzertes im Dom, von dem ich nur noch weiß, dass es irgendwie um Wasser und Fluten ging und dass wir eine besonders kreative Aufstellung hatten.

In England sind es die Royal Albert Hall und Milton Abbey, in Peking irgendein Schulgebäude vor den Toren der Stadt – weil so ein Auftritt, mit der Probenarbeit davor, einem eben eine besondere Berechtigung gibt, sich hier aufzuhalten. Man nimmt am Leben in dieser Stadt mehr als nur oberflächlich teil und muss sich im Gegenzug nicht angesprochen fühlen, wenn Leonard Cohen singt: „Don’t be a tourist.“

Mit dem Moscow International Choir zu musizieren bedeutete bisher vor allem Besitzansprüche auf die St. Andrew’s Church, wo wir proben und zwei Konzerte im Jahr geben. Dass einigen von uns bald auch der Große Saal des Konservatoriums ein klein wenig gehören wird, sorgt seit Wochen für vorfreudiges Grundrauschen (und sehr viel diszipliniertere Proben). Und gestern Abend gab es noch was obendrauf: eine Probe da, wo unser Dirigent sonst mit seinem anderen Ensemble auftritt, in Moskaus riesiger, prächtiger Christ-Erlöser-Kathedrale.

Nicht im Kirchenschiff, da kann ja jeder rein, der ein Kopftuch anzieht und sich ein bisschen von den missmutigen Wachmännern anraunzen lässt. Nein, in den Gewölben unter der Kirche, wo im Gang gerade frisch gestrichen wird, wo eine Art Jugendherbergsküche auf die Mitarbeiter des Patriarchen wartet und wo vier von unseren Bässen noch kurz abgeworben werden, um ein golden gerahmtes Bild von A nach B zu schleppen. Kein so schlechter Ort. Der gehört jetzt also auch uns.

Putin der Woche (XXXII)

putin der woche timati

Gesehen: In einem Musikvideo von Rapper Timati, veröffentlicht am Geburtstag des Präsidenten. Wem der Name nichts sagt, der kennt Timati vielleicht von „Welcome to St. Tropez.“

Begleitung: Eine Frau, die vor einem Putinbild tanzt. Gelangweilte Partypeople, die erst abgehen, als Putin auflegt. Straßenakrobaten, von denen einer Putins harte Männerbrust hochläuft und von dort abspringt.

Text: „Mein bester Freund ist Präsident Putin“, so heißt die Nummer, den vollständigen Text kann man hier nachlesen. Es reicht aber eigentlich auch, zu wissen, dass die großen Pathosvokabeln auftauchen – Freiheit, Fahne, Superheld. Immerhin, für einen Hauch von Ironie darf kurz ein Lada durchs Bild fahren.

Subtext: Wenn Deutsche über ihren besten Freund singen, klingt das so. Gottseidank sind wir Russen nicht solche Luschen. Wenn schon Musikvideo, dann auch mit ordentlich Beats und Testosteron. Und jetzt lass mich in Ruhe, ich muss Jetski fahren, auf der Straße tanzen und im Club auflegen. Wie? Ja, natürlich bin ich der echte Putin. Maske? Welche Maske?

Oben-Ohne-Punkte: 0/10

Der Haken an Facebooks neuem Karussell

Seit Anfang des Monats ist immer mal wieder die Rede von einem neuen Look, der Facebookseiten für ihre Post demnächst zur Verfügung stehen soll. Bei AdWeek bzw SocialTimes durfte dieses Karussell-Format schon mal jemand ausprobieren, Allfacebook.de hat versucht, es mit einem Hack nachzubauen.

Für die Facebook-Seite der Moscow-Times wurde mir das neue Format am 1. Oktober zum ersten Mal angeboten – am World Ballet Day. Ballett ist in Russland eine große Sache, wir haben dazu einiges an Texten und Fotos. Der erste Post im neuen Design sah also so aus* – verschiedene Bilder, die sich durchblättern lassen und alle zum selben Link auf der Seite führen.:

On #WorldBalletDay, a look at the hard work involved in becoming a ballerina.

Posted by The Moscow Times on Thursday, October 1, 2015

Wie man als Admin solch einen Post anlegt, habe ich heute mal dokumentiert. Gestern ist „Круг Света“ zuende gegangen, der „Lichterkreis“, bei dem Bilder und Animationen auf berühmte Moskauer Gebäude projiziert werden, Leuchtskulpturen die Teiche schmücken und ständig irgendwo Feuerwerk ist. Ein klassisches Fotothema eben, also rein ins Status-Feld mit dem Link.

facebook karussell moscow times 1

Wie man sieht, zieht sich Facebook drei Motive von selbst, nach welchen Kriterien auch immer. Von zehn Motiven der Galerie hat es sich hier die Nummern zwei, vier und neun ausgesucht. Über die kleinen Symbole unter dem Post kann die Haken entfernen und so die angezeigten Fotos ändern, hier lassen sich auch neue Bilder hinzufügen. Die Obergrenze liegt bei fünf Motiven, ein kleiner Scrollbalken erleichtert die Auswahl.

facebook karussell moscow times 2

Noch kurz antexten, posten und voilà:

Moscow's "Circle of Lights" festival may be over, but these stunning photos still shine bright.

Posted by The Moscow Times on Monday, October 5, 2015

Kurzer Anreißer, fünf Bilder mit je demselben Text, außerdem fügt Facebook selbst als sechstes Motiv ein Logo der Seite hinzu. Eine schöne Ansicht, dieser Karussell-Post, die sich bestimmt nicht nur für Fotogalerien eignet. Auch Reisereportagen, Produktbesprechungen (hallo, iPhone!) und andere bildlastige Formate kann man sich so gut vorstellen. Wie schön, wenn es das Karussell schon gegeben hätte, als diese Analyse zur Ost-Ukraine entstand!

Einen Haken allerdings hat das neue Format, und der ist gar nicht mal so klein. Denn Facebook geht, zumindest im Moment, davon aus, dass nun jeder neue Eintrag ein Karussell werden soll. Plant man also einen nachrichtlichen Text, der nur ein einziges Bild hat, greift es sich aus dem Umfeld des Artikels weitere Motive, die nicht unbedingt mit seinem Thema zu tun haben. So zu sehen bei diesem Text zu den russischen Luftangriffen in Syrien:

facebook karussell moscow times 3

Klar, man muss nur schnell die zwei Haken bei Bild zwei und drei entfernen. Aber bei einer Nachrichtenseite, wo Meldungen, Kommentare und andere Artikel mit nur einem Bild die klare Mehrheit der Inhalte stellen, läppert sich das ganz schön: Von Montag bis Freitag plane ich über den Daumen etwa 100 Facebook-Post mit Link, darunter sind mit Glück 20, bei denen sich das Karussell anbietet. Bei den anderen 80 muss ich also jedes Mal diese Häkchen wegklicken.

Definitiv Grund genug, ins Nachtgebet die Bitte aufzunehmen, Facebook möge sein wirklich schönes neues Karussell in Zukunft als Option anbieten, die der Admin auswählen kann – aber nicht als automatisch voreingestellte Variante.

*irgendwas ruckelt da gerade beim Zusammenspiel zwischen WordPress und den Embed-Codes von Facebook. Um den Post zu sehen, einfach aufs Datum klicken, bitte.

(Danke an Lars für Allfacebook-Link & Denkanstoß)

Parallelwelten

moscow st andrews jumble sale распродажа

Manchmal fügen sich plötzlich Facetten zu einem Bild zusammen, sortiert sich Wissen im Kopf neu zu Zusammenhängen. Neulich hatte ich so einen Moment, in dem plötzlich ein wenig klarer wurde, wie dieses Moskau funktioniert. Es ist eine Geschichte von Angebot und Nachfrage, von Neuem und Gebrauchtem, von zwei parallelen Welten, die sich an mehr als nur einer Stelle berühren.

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Alle drei Monate gibt es am Wosnessenski Pereulok 8 einen kleinen Flohmarkt, je nach Wetter entweder auf dem Hof der St. Andrew’s Church oder drinnen im Gebäude. Kinderkleidung auf Klapptischen, Schuhpaare auf dem Boden, Bücherstapel vorm Altar. Es ist die Kirche der anglikanischen Gemeinde von Moskau, zu der vor allem Briten und Amerikaner gehören. Viele von ihnen arbeiten für große Unternehmen, die sie für einige Jahre nach Russland geschickt haben, ehe ein neuer Einsatzort folgt.

Wenn diese Expats vor dem nächsten Umzug wieder mal ihren Hausstand eindampfen müssen, wird vieles aussortiert, was nicht billig war und kaum Gebrauchsspuren hat. Ein lieber Gast aus Deutschland hat hier im Sommer eine blaue Ikea-Tasche voller Babyklamotten für den noch zu gebärenden Sohn zusammengekauft. Mancher Strampler sah aus wie noch nie getragen. Das wusste ich alles.

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Jeden Donnerstag klingelt es bei uns an der Tür, dann kommt M. Sie ist Filipina und hat diese Wohnung schon sauber gehalten, als es noch nicht unsere war. Sie tut dasselbe mit den Wohnungen mehrerer Freunde und Kollegen. Am Anfang, in der Kennenlern-Phase, hat sie uns mit „Ma’am“ und „Sir“ anzusprechen versucht. Es fühlte sich alles unangenehm kolonial an, bis wir uns aneinander gewöhnt und einen normalen Umgangston gefunden hatten.

Bei den Freunden, deren Wohnungen nicht von M. saubergemacht werden, übernimmt das R. Oder, wenn R. ausgebucht ist, B. Es ist eine Schar philippinischer Frauen, die unsere Böden wischen und unsere Kinder hüten. Ja, noch mehr: Ich habe noch von niemandem hier gehört, dessen Putzfrau keine Filipina wäre.

Kommt jemand neu aus Deutschland nach Moskau, empfehlen wir M. und R. und B. weiter. Von dem Geld, das sie hier verdienen, geht das meiste zurück auf die Philippinen. Fängt das neue Semester an, braucht M. manchmal einen Vorschuss, um die Studiengebühren ihrer Tochter zu bezahlen. Das wusste ich auch.

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„Weißt Du eigentlich, wie wir den Termin für die Flohmärkte festlegen,“ fragt eine Bekannte aus der St-Andrew’s-Gemeinde, während ich meine gerade gekauften Bücher einpacke und mich frage, ob es wohl auch Halstücher gibt. „Wir richten uns nach dem Philippinen-Container.“ Es stellt sich raus, dass jedes Vierteljahr jemand einen Container organisiert, der von Moskau nach Manila verschifft wird. Für 50 Dollar, sagt sie, darf man einen vollen Karton in diesen Container packen.

Tatsächlich sieht man, wenn der Flohmarkt gerade begonnen hat, Frauen mit dunklen Haaren, die in kleinen Grüppchen und mit System die Trödelwaren durchsuchen. Jede Hosennaht wird überprüft, die Räder am Spielzeugauto noch mal gedreht, das Buch vorsichtig am Rücken angehoben, ob auch keine losen Seiten rausfallen. 50 Dollar für einen Karton, da ist Platz kostbar.

„Wenn der Termin für den nächsten Container feststeht, setze ich für zwei Wochen vorher einen Flohmarkt an und poste die Info in den Internet-Foren, wo die Leute von den Philippinen das sehen,“ erzählt die Bekannte weiter. „Was wir heute verkaufen, ist zu Weihnachten dort.“

***

Als ich M. ein paar Tage später darauf anspreche, nickt sie schon nach der halben Frage. Ja, das sei praktisch mit dem Container, schließlich ist die russische Post notorisch unzuverlässig. „Da kommt sogar ein Mann vorbei und holt den Karton ab,“ sagt sie. Populär sei übrigens nicht nur der Kirchenverkauf, sagt sie noch, sondern auch ein Online-Trödelmarkt. „Die Internetadresse weiß ich gerade nicht. Aber ich guck’s zuhause nach und schick Dir eine SMS.“

Putin der Woche (XXXI)

Card

Gesehen: Auf der VKontakte-Seite von „Studio 13“, die sich auf Pro-Putin-Cartoons spezialisiert.

Begleitung: Ein Rasenmäher und Gärtnerhandschuhe.

Text: „Du fasst es nicht! Putin mäht unseren Rasen!“

Subtext: Da seht ihr, was passert, wenn ich international den starken Mann gebe. Sie zeichnen zuhause Cartoons, in denen ich aggressiv und clever rüberkomme. Das hebt das Image ungemein. „Schwerter zu Pflugscharen“ war früher, heute ist „Zielscheibe per Rasenmäher.“ Wenn das sogar die Orthodoxe Kirche super findet, dann stört mich auch nicht, dass ich auf dem Cartoon eine von Obamas „mom jeans“ anhabe.

Oben-Ohne-Punkte: 1/10 für die kurzen Ärmel.

Moskaus Zoologisches Museum – Zeitreise mit Tierskeletten

Zoologisches Museum Moskau 1

Und plötzlich steht dir ein Kleinsäuger gegenüber, die Pfoten in Ich-ergebe-mich-Haltung nach oben gereckt. Genutzt hat das dem Tier (vielleicht ein Katzenbaby?) nichts, die Wissenschaft hatte nun mal ein Anliegen. Und so steht das Tierchen nun in einer Vitrine, sein flauschiges Fell vom Bauch zu den Seiten weggefaltet, und zeigt seine inneren Organe. Euch trennt eine Glaswand.

Draußen ist die Bolschaja Nikitskaja, eine von Moskaus schönsten Straßen, die gerade aufgehübscht wurde. Fahrbahn frisch verengt, Bürgersteige frisch verbreitert, Fahrradwege frisch angelegt, viele Gebäude frisch gestrichen. Hier drinnen im Zoologischen Museum dagegen ist alles alt, altertümlich, altmodisch. Im Treppenhaus ein Mammutskelett, an den Wänden arg nachgedunkelte Gemälde von Tieren in der Wildnis. Oben dann zwei Säle, im einen Glasvitrinen mit ausgestopften Tieren, im anderen Glasvitrinen mit Tierskeletten und dem ein oder anderen Tierteil in Formaldehyd.

Gerade wird eine Kindergruppe durchgeschleust, vorbei an den lebensgroßen Büffeln, den lebensgroßen Pinguinen und dem eher lieblos arrangierten Satz Schwalben, die ausgestopft auf einem Brett liegen. Seit 1791 gibt es das Museum, damals lernten hier Studenten Anatomie. Nach dem Umzug an die Bolschaja Nikitskaja Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es zwar in den späten Siebzigern noch mal renoviert, doch das Wort „Museumspädogik“ scheint damals noch keiner gekannt zu haben.* Kinder, die hier quengeln, haben Recht.

Trotzdem waren die 200 Rubel für das Ticket keine schlechte Investition. Ein Schädel unter einer goldverzierten Glaskuppel neben zwei Chamäleons, die über die Jahre all ihre Farben verloren haben. Ein Vogelskelett, aufgebaut wie eine Aufforderung zum Ententanz. Und vor allem dieses alte, düstere Gebäude mit dem abgeschrappten Fliesenboden und den straßendrecksgrauen Gardinen. Es ist ein Panoptikum, nicht mehr und nicht weniger. Ein Kuriositätenkabinett aus einer anderen Zeit, das man heute noch durchstöbern kann.

*Ein Blick in Googles Ngram Viewer zeigt, dass der Begriff „Museumspädagogik“ im Deutschen tatsächlich schon in den Sechzigern populär wurde. Auch in Russland könnte man es also bei der jüngsten Überarbeitung des Museums gekannt haben. Könnte.

Putin der Woche (XXX)

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Gesehen: Bei Imgur.

Begleitung: Angela Merkel und eine (Heiligendammer?) Fassade.

Text: keiner

Subtext: „Was, nen Fleck am Revers? Wo denn? Aua! Okay, Angela, Du hast es nicht anders gewollt. Wenn wir uns demnächst in Paris treffen, dann bring ich wieder den Hund mit. Und dann machen wir da auch lauter lustige GIFs draus, mit Deinem Gesicht in Großaufnahme!“

Oben-Ohne-Punkte: 0/10