Durchs wilde Kirgistan

Eine Jurte mit der kirgisischen Flagge, auf der wiederum ein Teil eines Jurtendachs abgebildet ist
Eine Jurte mit der kirgisischen Flagge, auf der wiederum ein Teil eines Jurtendachs abgebildet ist

Landschaftsformen: 5 bis 6

Was da alles drinsteckt, in diesem gar nicht so großen Land! Mal sind es Bergwiesen, satt und grün und lieblich, mit rauschendem Wasser, wilden Pferden und hier und da einer Jurte. Dann ein Canyon, knallrot und heiß, auf dessen staubtrockenen Felsen sich Eidechsen sonnen. Der Yssykköl, zweitgrößter Gebirgssee der Welt, ein paar Angler oder Badende am Rand und sonst nur Wasser bis zum Horizont. Steppe hier. Halbwüste dort. Und immer das Bedüfrnis: noch ein bisschen bleiben, noch etwas länger gucken, noch ein paar Fotos machen.

Im Skaska-Canyon sollen die Felsen an Märchenfiguren erinnern
Im Skaska-Canyon sollen die Felsen an Märchenfiguren erinnern

Mitgebrachte Infusionsbestecke: 3

Wenn auf der Kofferpackliste neben festen Schuhen, Fleecejacke und Sonnenschutz auch Einwegspritzen und Infusionsbestecke stehen, dann hat das Auswärtige Amt mitgeschrieben. Erst fühlte sich das ein bisschen übervorsichtig an – ich werd mir ja wohl nicht zwei Jahre in Folge im Urlaub was brechen. Dann saßen wir abends mit ein paar Freunden zusammen, die alle selbst gerne reisen und teilweise auch für Unternehmen arbeiten, wo Aufenthalte in Ländern mit nicht so guter ärztlicher Versorgung zum Job gehören.

„Spritzen und Infusionsbestecke, das ist ja gar nichts. Bei uns ist neulich ein Kollege nach Indien gereist, dem hat der Betriebsarzt ein komplettes sterilisiertes OP-Besteck mitgegeben.“ – „Ist bei uns auch so, und du kriegst das alles nur, wenn du auch gleichzeitig die Kondome mitnimmst, die er dir mitgibt.“ – „Stimmt, das hatte ich auch schon mal, drei Stück waren das damals.“ – „Nee, heute nur noch eines, wir müssen ja sparen.“

Die russisch-orthodoxe Kirche von Karakol
Die russisch-orthodoxe Kirche von Karakol

Gelesene Buchseiten: unter 100

Sonst war es immer so einfach: Einer fährt, der andere liest und guckt zwischendurch in die Landschaft. Wenn allerdings aus der Straße eine Schotterpiste wird, aus der Schotterpiste ein Trampelpfad und aus dem Trampelpfad irgendwann fast blanker Felsboden, ist er schwer, den Blick auf der Zeile zu halten. Einerseits.

Andererseits soll das nicht heißen, dass der Urlaub frei war von literarischen Stilmitteln, ganz konkret: dem inneren Monolog: Oh mein Gott, da sollen wir rauf? In einem Auto? Ist das nicht ziemlich steil, und schmal, und dann zur Seite plötzlich… okay, der da drüben macht das in einem alten Golf, und ich fahr hier einen Jeep. Aber der ist auch Kirgise! Der hat Übung, Gene… ach guck, hat doch geklappt. Und das da vorne über den Fluss, das soll also eine Brücke… aber… haben Brücken nicht normalerweise Geländer? Und eine ebene Oberfläche statt grob nebeneinander montierte Baumstämme? Das wird nichts. Das kann ich nicht. Wir werden alle sterben, oder zumindest umkippen, oder…

Und laut dann: „Oh Mann, der Blick hier oben. Toll, oder?“ – „Ja, toll.“

Felsen am Südufer des Yssykköl
Felsen am Südufer des Yssykköl

Gescheiterte Polizei-Abzocken: 1

Die Polizei in Kirgistan ist legendär korrupt. Autovermieter, Reiseblogger, Bekannte, alle waren sich einig in ihrer Warnung. Wir hatten uns also vorbereitet: bloß ein paar kleine Som-Scheine ins Portemonnaie und, Faustregel: Wir können heute leider mal so gar kein Russisch. Gesehen haben wir täglich zwei, drei Geschwindigkeitskontrollen, rausgewunken wurden wir erst am vorletzten Tag, in einer 40-km/h-Zone.

Ich wusste, mehr als 35 war ich nicht gefahren – schon wegen der Schlaglöcher. Der Polizeimann sah das anders, tippte Zahlen auf seinem Handy-Taschenrechner und erklärte auf Russisch: „Hier ist 40. Sie sind 52 gefahren. 3000 Som Strafe.“ Ich: „Why?“ Er: „Hier ist 40. Sie sind 52 gefahren. 3000 Som Strafe.“ Ich: „I don’t understand.“ Nächste Eskalationsstufe: Er malt die 40 und die 52 auf einen Zettel (vielleicht liegt’s am Medium, dass die komische Ausländerin nichts versteht?) und fordert nun auch nur noch 2000 Som.

Ein paar Runden haben wir das Spiel noch gespielt, er mit seinen Zahlen, ich mit „Why“, „I don’t understand“, „I don’t speak Russian“. Dann war es ihm irgendwann zu viel kostbare Zeit, in der man gefügigere, sprachkompetentere Autofahrer hätte abzocken können. Wir fuhren weiter. Mit 35, höchstens.

Der Strand in Bosteri am Nordufer, fotografiert aus der Gondel eines Riesenrads
Der Strand in Bosteri am Nordufer, fotografiert aus der Gondel eines Riesenrads

Staatstragende Motivationskampagnen: 1

Im Vergleich zu vielen anderen -Stanen ist Kirgistan etwas demokratischer, es gab hier seit dem Ende der Sowjetunion schon eine ganze Reihe Präsidenten, einmal sogar eine Präsidentin. Der aktuelle Amtsinhaber, Almasbek Atambajew, wird denn auch nicht so sehr wie seine Kollegen aus den Nachbarländern als omnipräsenter, sonnengleicher Führer inszeniert. Nur einmal ist uns eines seiner Porträts begegnet, am Zaun zu einem Museumsgelände.

Durchaus postsowjetisch fühlt sich dagegen die Plakatkampagne an, deren zahlreiche Motive an den größeren Straßen stehen: Mal sind es uniformierte Soldaten, mal ein Mähdrescher, mal Ärzte im OP, mal Frauen in der Landwirtschaft. Begleitet werden sie vom immer gleichen knappen Slogan, auf Kirgisisch und Russisch: „Wir arbeiten!“ Ob das nun eher „Komm, pack an!“ vermitteln soll oder „Es gibt auch hier Arbeitsplätze, nicht alle müssen nach Russland abwandern“ – schwer zu sagen. 

Frauen verkaufen Kurut auf dem Osch-Basar in Bischkek
Frauen verkaufen Kurut auf dem Osch-Basar in Bischkek

Tage, die mit Kascha begannen: 7

Tage, die mit Lagman – dicken Nudeln mit Gemüse, serviert im Sud und mit vielen Kräutern – endeten: 5. Auch sonst war beim Essen einiges neu fur uns: „Koreanischer Möhrensalat“ zum Beispiel, der ungefähr so koreanisch ist wie Spaghetti-Eis italienisch. Kurut, kleine harte Knubbel, für die Joghurt getrocknet, gesalzen und gerollt wird.

Geröstete Bohnen vom Basar, die man wie Pistazien aus ihrer Schale fischt und dann knabbert. Und Tschalap, ein Getränk wie Ayran, nur salziger und mit viel Kohlensäure. In Bischkek sitzt an jeder zweiten Straßenecke eine Frau mit einem Tschalap-Fass. Vor allem bei 36 Grad zu Beginn unserer Reise genau das richtige Getränk.

Das Ortseingangsschild von Rotfront
Das Ortseingangsschild von Rotfront

Deutsche Spuren: viele

Der Ort „Rotfront“, gegründet von deutschen Mennoniten im Jahr 1927 als „Bergtal“. Die vielen Marx- und Engels- sowie gelegentlichen Thälmannstraßen. Vor allem aber: Autos. Was in Deutschland fürchten musste, nicht mehr durch den TÜV zu kommen oder einfach durch neuere Modelle ersetzt wurde, fährt nun über die Straßen von Kirgistan.

Was haben wir alte Audis gesehen, die sich tapfer über Schotterpisten kämpften. Und die Klein- und Großlaster erst, oft noch mit den ursprünglichen Werbeaufschriften: „www.Reifers-Reisen.de“ – „Otte: Qualitätsgemüse frisch aus deutschen Landen – schmackhaft und gesund“. Nur der Mercedes Sprinter vom Hüpfburgverleih, der kam aus Holland.

Unterwegs mit zwei PS
Unterwegs mit zwei PS

Ungelöste Globalisierungsrätsel: 2

Alte Frachtcontainer sind hier als Baumaterial, sogar als Wohngebäude populär. Wir sind an großen Geländen vorbeigefahren, die komplett mit Containerwänden umzäunt waren, Kirchen mit einem Container als Nebengebäude, sogar ein Haus, das einfach aus sechs gestapelten Containern bestand. Ob das billiger ist als Mauern? Hier, wo doch an vielen Orten Ziegelsteine hergestellt werden?

Vor allem aber, Rätsel Nummer zwei: Warum sieht man hier ständig Plastiktüten von Morrisons, der britischen Supermarktkette? Obst auf dem Basar – in der Morrisonstüte. Mineralwasser im Laden – in der Morrisonstüte. Selbst im Hotelbadezimmer hängt eine Morrisonstüte im Mülleimer, eine obdachlose Frau in Bischkek trägt ihre Habseligkeiten in drei Morrisonstüten rum. Morrisons hat keine Filialen in Kirgistan, es reicht außerhalb der britischen Inseln gerade mal für Gibraltar. Also, werden die Tüten nebenan in China hergestellt und beim Transport über Land ist regelmäßig ordentlich Schwund? Oder kann es daran liegen, dass es alles Tüten mit dem alten Logo sind, die in Großbritannien keiner mehr haben wollte? Und dann wurden die irgendwie nach Kirgistan verramscht?

Angeln mit Bergpanorama
Angeln mit Bergpanorama

Fotografierte Bushaltestellen: 8

Ob alte deutsche Audis oder neue japanische Modelle: ein Auto ist etwas, das sich bei weitem nicht jeder in Kirgistan leisten kann. Tatsächlich sieht man ab und an noch Eselskarren, wirklich entscheidend für die Fortbewegung sind aber Marschrutki, die weißen Sammeltaxis. Egal, ob du vom Stadtzentrum von Bischkek schnell mal zum Basar willst oder von einer Stadt hunderte Kilometer in die nächste: Die Marschrutka bringt dich hin. Und wo Busse fahren, braucht man Bushaltestellen.

Die Exemplare an unserer Route waren, immer wieder, Kompromisse zwischen Beton und Spieltrieb. Seltsam, wie viele unterschiedliche Formen man finden kann für ein Dach mit Stützen und eventuell noch einer Rückwand. Fliesen, Mosaike, Putz, alles nicht mehr ganz neu. Aber in all seinem bröckeligen, verspielten Charme doch immer wieder ein Grund, langsam zu fahren, anzuhalten und etwas zu fotografieren, das in keinem Reiseführer als Sehenswürdigkeit vorkommt.

Jurtenlager in Bokonbajewo
Jurtenlager in Bokonbajewo

Die Fotos hat übrigens Markus gemacht, mehr hier.

Russball, Folge 8: Was betrunkene Fans bei der WM erwartet

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Die neue Russball-Folge beginnt mit der Gewissheit, dass Slapstick immer noch existiert und funktioniert. Beweis: der Versuch von Juri Sjomin, Trainer von Lokomotive Moskau, eine Wasserflasche wegzukicken. Die Flasche war danach weg, Sjomins Schuh allerdings auch. Gibt es das auch als GIF? Aber natürlich gibt es das auch als GIF.

Schön auch: Der Twitter-Account @welcome_2018, der Vorfreude auf die Fußball-WM im kommenden Jahr schüren soll, berichtet oft und gerne davon, wie gut alles beim Bau der Stadien vorangeht. Diesmal gab es ein echtes Knüllerbild: Im Stadion in Rostow sprießen die ersten Grashalme!

Gut, dass das mal einer dokumentiert hat.

⚽⚽⚽

⚽ Jewgeni Brjun hat einen Plan. Der Mann ist (wörtlich übersetzt) oberster Psychiater-Narkologe des russischen Gesundheitsministerium, kennt sich also aus mit Betäubungsmitteln und ihren Auswirkungen auf die Psyche des gemeinen Fußballfans. Und da bei der Fußballweltmeisterschaft „die Anwesenheit betrunkener Fans unvermeidlich ist“, will das Ministerium laut Westi eine Einrichtung wiederbeleben, die vor allem in der Sowjetunion verbreitet war: die Ausnüchterungszentren.

Wer in Deutschland so betrunken ist, dass er der Polizei auffällt, landet vielleicht in einer Ausnüchterungszelle oder, in extremen Fällen, im Krankenhaus. In Russland dagegen gab es seit dem frühen 20. Jahrhundert die вытрезвители (Wytreswiteli), spezielle Einrichtungen für die nicht lebensgefährlich Betrunkenen. Abwarten, kalte Dusche, den Rausch ausschlafen, oft in Gruppenzimmern, anschließend dafür bezahlen (in den Achtzigern in Moskau zum Beispiel zwei Kopeken).

Erst vor wenigen Jahren wurden alle Ausnüchterungszentren geschlossen, nun soll es sie also bald wieder geben, jedenfalls in den WM-Gastgeberstädten. In einem TASS -Text umreißt ein anderer Offizieller den Zweck der Zentren so: „Ausnüchtern, eine Strafe bezahlen  (…) und nach Hause gehen.“

⚽  „Lorem ipsum dolor sit amet.“ Wer einfach irgendeinen Fülltext braucht, nimmt gerne diesen. Schwieriger wird es schon, wenn der Text nach etwas Bestimmten aussehen soll und von ihm abhängt, ob Fernsehzuschauer einen Plot glaubwürdig finden. In der Serie „The Americans“ etwa kommt in Folge 11 der aktuellen Staffel eine Kladde vor, in der eine Russin, die unter Korruptionsverdacht steht, die Namen ihrer Kontaktpersonen festgehalten hat.

Was schreibt man da rein, damit es hübsch authentisch-russisch aussieht? Die Antwort machte diese Woche hier in Russland bei Twitter die Runde: lauter Namen russischer Fußballspieler und -trainer.  Wladimir Granat, Wiktor Wassin,  Rolan Gussew… wer die komplette Liste der Fußballschurken selbst entziffern möchte, kann das hier:

⚽ Bombardir.ru will wissen, welcher russische Spitzenverein auch bei Social Media spitze ist und hat sich darum acht Vereine vorgenommen: Zenit St. Petersburg, Spartak Moskau, ZSKA Moskau, Lokomotive Moskau, Dynamo Moskau, Rostow, Krasnodar und Rubin Kasan. Beim Ranking nach Followern liegt Zenit ganz vorne: 979.358 bei Facebook, 844.344 bei VKontakte, 840.000 bei Twitter und 288.000 bei Instagram, das ist der Sieg in allen Disziplinen des digitalen Vierkampfs.

Auch gemessen an den Interaktionen der Fans gewinnt Zenit deutlich: die meisten Likes, die meisten Shares. Wer sich für die genauen Zahlen und Platzierungen der einzelnen Vereine interessiert, findet den detaillierten Artikel hier. Außerdem gibt es kurze Einzelkritiken dazu, wie sich die acht Clubs inhaltlich in sozialen Netzwerken positionieren. 

⚽ „Wie sich zeigt, kommt der beste Torschütze der Europa League aus Russland“, freut sich Sport.ru, und ich musste spontan erst mal nachgucken, wer eigentlich alles zur UEFA gehört, also bei der Europa League prinzipiell teilnehmen darf. Klar, die west- und mitteleuropäischen Länder – aber wie weit nach Asien reicht eigentlich das „E“ von „UEFA“? Ziemlich weit, wie sich rausstellt. Armenien, Aserbaidschan und Georgien im Kaukuasus, dann Kasachstan in Zentralasien und, ja, auch Russland. Insgesamt sind es aktuell acht Länder, an die Wikipedia ein dezentes Sternchen macht: „Mitgliedsland liegt vollständig oder zum größten Teil in Asien.“

Aus Russland sind dieses Mal Lokomotive Moskau, Zenit St. Petersburg und der FK Krasnodar bei der Europa League dabei, der erfolgreichste Torschütze spielt allerdings bei keinem dieser drei Vereine. Maxim Maximow ist zwar Russe, trifft aber für den FK Trakai aus Litauen – in der Europa League bisher siebenmal. Sein Trainer lässt bereits durchblicken, dass diverse Vereine Interesse an Maximow angemeldet haben, auch aus Russland.

⚽ Als Schiedsrichter bist du natürlich neutral, das steht in der Arbeitsplatzbeschreibung. Außer vielleicht, es fällt ein Tor, du stehst an der Seitenlinie und das Jubelrudel aus glücklichen Spielern bildet sich direkt vor dir. Da könntest du doch mal… nur ganz kurz… und diskret. Ha! Abgeklatscht! Hat ja keiner gesehen, oder?

⚽ Arsenal Tula hat neulich den FK SKA-Energija Chabarowsk mit 1:0 geschlagen. Ein Freistoß-Tor, alles nicht besonders spektakulär. Dass das Match hier trotzdem eine Erwähnung wert ist, liegt an einer Begebenheit vor dem Spiel, die Tula eine Strafe von 10.000 Rubel (etwa 140 Euro) eingebracht hat: Tulas Spieler haben den Fehler begangen, beim Aussteigen alle Türen des Mannschaftsbus zu benutzen. Dabei ist doch klar festgeschrieben, wie das mit dem Aussteigen zu gehen hat: „Die Fußballer sollen nur durch die vordere Tür aussteigen, und zwar in Abständen von drei bis fünf Sekunden.“

⚽ Seit Trainer Mircea Lucescu wegen Erfolglosigkeit bei Zenit St. Petersburg rausgeflogen ist, hat er Zeit. Zeit, um in langen Interviews Theorien zu entwickeln, warum russische Vereine international nicht mithalten können. Russische Klubs müssten, so Lucescu, ihre eigenen Stars heranziehen – schließlich seien ihre Einnahmen nicht so hoch, dass sie ernsthaft auf dem internationalen Transfermarkt mitbieten könnten.

„Ich war beim deutschen Pokalfinale, Bayern gegen Dortmund,“ erinnert sich der Trainer, 100 Euro habe er gezahlt für eine ganz normale Eintrittskarte. „Der Lebensstandard in Russland ermöglicht es heutzutage nicht, Tickets zu solchen Preisen zu verkaufen“, auch die Einnahmen durch Fernsehrechte seien in Russland deutlich niedriger als anderswo. Dann noch die UEFA-Regeln fürs Financial Fair Play, die begrenzen, wie sehr sich Vereine verschulden dürfen – für Lucescu alles Gründe, warum es russischen Clubs schwerfällt, Spitzenspieler einzukaufen

⚽ Lokomotive Moskau hat sein Stadion aufgehübscht – neue Leinwände, bessere VIP-Logen, mehr Souvenirstände, bald soll es auch kostenloses WLAN geben. Etwa tausend Menschen weniger passen nun ins Stadion, aber akute Überfüllung ist für den Verein ohnehin nur selten ein Problem.

Gekostet hat der ganze Spaß laut Präsident ‎Ilja Gerkus ein paar Millionen Euro, da waren dann auch noch neue Sitze und einmal frisch Anstreichen drin, beides in der Vereinsfarben – dieser Kombi aus Rot und Grün, die bei mir sofort Hunger auf Chipsfrisch von Funny-Frisch auslösen. Ilja Gerkus ist jedenfalls mächtig verliebt in seine neuen Leinwände und instagrammt darum neuerdings gerne mal sowas hier (Vorsicht, auch ihr könntet Sehnsucht nach dem Chipsregal kriegen):

⚽ Weniger begeistert haben sich im Stadion zuletzt einige Fans von Zenit St. Petersburg umgesehen. Es waren die wirklich treuen Anhänger. Die, die Geld in die Hand nehmen und sich eine Dauerkarte kaufen. Dumm nur, dass es die Plätze, die zu den Karten gehören, im Stadion dann gar nicht gab. „Wir hatten Karten für Sektor A 207, Reihe 11, Platz 16, 17 und 18“, erzählt ein Fan. Im Stadion musste er dann feststellen, dass Reihe 11 nur bis Platz 15 geht.

Erst nach mehreren Beschwerden habe der Verein sich des Problems angenommen und die Dauerkarten auf andere Plätze umgeschrieben. Wie es dazu kommen konnte? Vermutlich, weil während des Confed Cups zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung standen und diese Information im Buchungssystem nach dem Ende des Turniers nicht korrigiert wurde.

⚽⚽⚽

Zum Abschluss ein Foto. James Hill hat es gemacht, wie so viele großartige Bilder aus Russland. Da steht ein zotteliges Pferd auf etwas, das mal ein Fußballplatz gewesen sein muss. Man sieht noch ein Tor, ein Klotz Birkenholz hält eine der Stangen aufrecht, das Netz ist zerfleddert. Eine Szene aus Baruta, so weit westlich in Russland, dass man fast schon in Lettland ist.

Die New York Times erzählt an diesem Dorf entlang die Geschichte vom Schrumpfen der russischen Bevölkerung, vor allem auf dem Land. Kein Fußballtext, trotzdem unbedingt lesenswert. Bis nächste Woche!



 

Baikalsee – die große Ruhe (und ein paar Chinesen)

Baikalsee Uferbogen

Deutsche kommen an den Baikalsee wegen der Natur. Chinesen kommen wegen dieses einen Lieds aus dieser einen Fernsehshow. Ein Lied über Liebe, über Sehnsucht und über Gefühle, die so stark sind, dass sie Schnee schmelzen lassen. Ein Lied, das schon mehr als eine Million mal bei Youtube angesehen wurde, mit Zeilen wie „Du bist kristallklar und geheimnisvoll, wie das Ufer des Baikalsee.“ Die Melodie klebt nicht nur wie Zuckerguss im Gehörgang, sie sorgt auch dafür, dass beim Naturgucken am Baikal die nächste chinesische Reisegruppe nie weit entfernt ist. Ein Running Gag zwischen all der Schönheit und Stille.

Um 6 Uhr in Irkutsk aufstehen, zum Bus laufen, mit dem Bus zur Fähre, mit der Fähre zum Bahnhof und von da an sieben Stunden mit dem Zug am Ufer entlangzuckeln, bei 20 km/h: eine ganz wunderbare Art, an- und runterzukommen zum Start in den Urlaub. Auf Wasser zu gucken entspannt ja ohnehin, und wenn sich dann auch noch die Perspektive permanent, aber behutsam wandelt, erst recht: Felsen, Wald, Wasser, Tunnel. Blumenwiese, Wald, Wasser, Tunnel.

Die Gelassenheit macht sich so breit, dass es schon beim dritten Halt unseres Zuges fast vollkommen egal ist, dass die chinesische Mitreisegruppe mit großer Hingabe „Komm, ich bin dein Vordergrund“ spielt. Einmal mache ich den Test und gehe einfach mal nicht zur Seite, weiche dem Fotografierenden nicht aus, sage aber auch nichts. Er stellt sich so nah wie andere nicht mal im Fahrstuhl. Auf meinem Foto sehe ich später: Chinese, Wald, Wasser, Tunnel.

Noch langsamer als auf der Zuckelzugtour ist das Leben auf Olchon, der größten Insel im Baikalsee. Straßen gibt es hier keine, jedenfalls nicht in der Definition, dass sich irgendwas mit Asphaltoberfläche durch die Landschaft zöge. Stattdessen hat Olchon Pisten aus Schotter oder einfach aus von Reifen festgedrückter Erde. Es ist eine Welt, an der das Wichtigste an einem Auto seine Stoßdämpfer sind und das wichtigste an den Touristenfüßen feste Schuhe.

Ja, auch hier sind die Gruppenchinesen da, und nein, das allmorgendliche Konzert aus Schleimhochziehen und Aufdenbodenrotzen vor der Tür der Reihenholzhütte müsste nicht sein. Aber den restlichen Tag hört man bloß mal eine Möwe, eine Kuh, den Regen auf dem Dach oder eventuell die Brandung. Beim Weg durchs Gelände stieben alle paar Schritte Grashüpfer weg. Der Kiefernwald steht licht und schweiget. Man kann im Baikalsee schwimmen (und Gott, ist das kalt, bis der Kreislauf anspringt und aus dem kalten Wasser rote Wangen macht), man kann aber auch einfach nur vor sich hin schauen. Und was hast du heute so gemacht? Ich habe geguckt.

An einem Tag ist in der Nähe Jahreshauptversammlung der Schamanen, die in einer Prozession zu Gesängen und Trommelschlägen mehrere geschmückte Birkenbäume um einen Platz tragen und sie anschließend zum Lagerfeuer schichten. Obendrauf kommen große Teile eines Schafskadavers, wir Zuschauer ziehen mit den Gläubigen im Kreis ums Feuer und lassen uns von dem Rauch umwabern. Später bespritzen die Schamanen ihre Anhänger mit heißem Wasser und wir sollen uns abwenden. Nicht, um die Privatsphäre der hemdlosen Täuflinge zu schützen, erklärt eine Frau mit Megafon. Sondern weil, wenn das Wasser die Menschen trifft, alles Unreine aus ihnen flieht – und wir Gefahr laufen, dass es sich stattdessen auf uns Besuchern niederlässt.

Abends dann eine Bootstour, die mit Verwirrung beginnt: Hier soll das losgehen? Aber hier ist doch nicht mal ein Anleger. Doch dem Boot, auch wenn es groß ist, ist das egal – es schiebt sich einfach halb auf den Strand und die Passagiere klettern an Bord. Zwei Deutsche und (war ja klar) 30 Chinesen, im Abendrot vereint unterwegs zu einer hohen Felseninsel, auf der Möwen darauf warten, mit Brot zu malerischen Sturzflügen veranlasst zu werden.

Der chinesische Reiseleiter hat ordentlich Toast mitgebracht und verteilt ihn, auch an die beiden Nichtchinesen. Wir werfen mit Brot um uns, fotografieren Möwendetails und Möwentotalen. Das Wasser ist rot. Das Wasser ist violett. Das Wasser ist blaugrau. Das Wasser ist kristallklar und geheimnisvoll.

Das Tass-Archiv auf Instagram


Das sollte einer dieser Arbeitstage werden, wo man so richtig was wegschafft. Ein fleißiger Dienstag, an dem erst mal ordentlich Facebook-Kommentare moderiert werden, dann „On this day“-Kalenderblätter recherchiert und geschrieben, auf Vorrat, mindestens bis Monatsende.

Danach Mails, anschließend mal gucken, welche Kollegen-Accounts bei Twitter zum Verifizieren eingereicht werden sollen. Bisschen Planung für morgen, denn Mittwoch ist Produktionstag bei der Moscow Times, da gibt es immer so ein paar Grafiken, die auch bei Social Media ganz gut…

Nun ja.

Kurz nach den Facebook-Kommentaren und noch vor den Kalenderblättern ist was dazwischen gekommen. Ein Tweet nämlich, in dem ein Moskauer Kollege auf ein TASS-Archivbild hinwies. Mit Hashtag. Dem man ja mal folgen könnte, erst bei Twitter, dann weiter drüben bei Instagram.

Eine Stunde später ist dieser Blogpost fertig – weil solche Bilder bestimmt auch für andere faszinierend sind. Die TASS ist im Staatsbesitz, die Inszenierung von sowjetischer und russischer Wirklichkeit auf ihren Fotos fällt also manchmal eher idyllisch als kritisch aus. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist der Hashtag архив_тасс aber durchaus interessant:

Einer der Moskauer Zuckerbäckerbauten in den Fünfzigern, effektvoll beleuchtet.


Studenten der Lomonossow-Universität als begeistertes Publikum einer Rede von Fidel Castro.


Ein Ausflug ins Neuland der Telekommunikation. Aufgenommen wurde das Bild in einer Fabrik in Riga, und natürlich passt das Haarband perfekt zur präsentierten Produktreihe.


Bären und Schnee – zwei Russlandklischees auf einmal abgehakt!


Mode im Herbst 1975 (Die Haare! Der Eyeliner!). Und täusche ich mich, oder wurde mehr Herbstlaub fotografiert, als das mit den Farbfotos noch neu und aufregend war?


Ein Mann bringt 1979 in einem Überschwemmungsgebiet in Baschkortostan gerettete Hasen in Sicherheit. In Uniform. Natürlich.


Vereiste Wimpern, gefrorene Atemluft am Schal: Eine Vorstellung davon, wie kalt es in der Region Krasnojarsk wird, gibt dieses Bild aus dem Jahr 1988.


In den russischen Krisenzeiten Anfang der Neunziger versucht ein Junge, als Autowäscher am Straßenrand Geld zu verdienen.

Liebe in der Luft

Love is in the air, dafür hat Wassily Kirsanow gesorgt. Die Millionen von Menschen, die täglich mit der Moskauer Metro fahren, mögen seinen Namen nicht kennen, aber viele verdanken ihm ein Lächeln oder einen Schnappschuss. Denn wenn sie in der Eingangshalle der Haltestelle „Park Kultury“ einen Blick hinauf in die Kuppel werfen, hängen da rote, herzförmige Luftballons. Wassily hat sie dort hochgeschickt.

„Alles fing damit an, dass ich vor zwei Jahren mit der Metro unterwegs war und bei Park Kultury zufällig hochgeguckt habe,“ erzählt er. Zwei Herzballons hingen unter der Decke, er machte ein Foto für den in Russland fast schon obligatorischen Instagram-Account und freute sich. „Es hat sich angefühlt wie die Sorte Glück, die man eigentlich nur als Kind kennt. Ein Glaube an Wunder und Liebe.“ Als er ein paar Tage später wieder vorbeikam, waren die Ballons weg. „Aber da stand mein Entschluss schon fest: Ich werde diese Kuppel mit Herzen füllen!“ Kein philosophischer Überbau, kein komplexes Kunstprojekt. Einfach mal etwas tun, weil man es kann – und weil es anderen Metropassagieren den Alltag ein bisschen bunter macht. Es folgten zwei Jahre Warten, Planen, Sparen – die Ballons kosten zwischen 50 Cent und einem Euro, und dann ist noch kein Gas drin. Inzwischen steht im Zimmer von Wassily , der seit zwei Jahren einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften hat, seine eigene Heliumflasche. Im Dezember, als Moskau besonders grau war, ließ er die ersten Ballons in die Kuppel steigen – mit ordentlich Herzklopfen wegen des Sicherheitspersonals. „Wir leben in schwierigen Zeiten, und vieles, was man in Russland tut, bekommt dann irgendwer in den falschen Hals.“

Die Aufpasser entpuppten sich als entspannt, manchmal erzählte einer von ihnen Wassily, wenn wieder besonders viele Leute zum Fotografieren da gewesen waren. Die Instagram-Bilder, die andere von seinen Herzen machen, sammelt Wassily dort auf dem Account @undergroundhearts. Egal, welche Perspektive und welcher Filter: Wenn sich in der Kassettenstruktur der Decke jeder Ballon seine eigene Vertiefung gesucht hat, wirkt die Kuppel wie ein riesiger Setzkasten. Und Wassily arbeitet daran, ihn weiter zu füllen.

Einen Monat lang kam täglich ein Herz hinzu, ihr Absender sammelte unterdessen Erfahrungen: Wie lange hält sich so ein Herz wohl in der Luft? Eins weiß er jetzt: Das hängt nicht nur von dem Ballon und dem Helium darin ab. 30 Ballons kamen in vier Wochen zusammen – und verschwanden dann auf einen Schlag. „Man hat mir gesagt, dass die Metro-Mitarbeiter die Ballons alle runtergeholt haben, mit einer Zwille. Davon gab es sogar einen kleinen Clip im Fernsehen.“

Sauer sei er am Anfang schon gewesen, sagt Wassily, aber den Metro-Leuten nehme er das nicht übel. „Die machen ja nur ihren Job. Und mein Job ist eben, Ballons da hochzuschicken. Also habe ich am nächsten Tag ein neues Herz in die leere Kuppel aufsteigen lassen.“ Knapp 20 Euro gibt er dafür im Monat aus, zum Geldverdienen jobbt er in einem Souvenirladen.  Wie es weitergeht mit den Ballons? Vielleicht ja mit einem Flashmob, der gleich eine ganze Wolke Ballons auf einmal aufsteigen lässt. Wassily hat genug Ideen, die Frage ist eher, wie lange ihm Zeit für die Umsetzung bleibt. „Wer weiß, vielleicht verbieten sie irgendwann, in der Metro Ballons steigen zu lassen. Kann sein, wir leben in Russland.“ Bis dahin aber werden über den Köpfen der Metro-Passagiere weiter rote Herzen hängen. Vor kurzem ist Wassily trotz Wirtschaftskrise auf teurere, größere Ballons umgestiegen. „Die können die Leute besser sehen.“

Russland 1862 – eine Zeitreise mit Umweg über New York

Bevölkerung Pensa Russland 1862 NYPL 8

Pensa muss man nicht kennen. Eine mittelgroße Stadt acht Autostunden von Moskau, mit einer mittelguten Eishockeymannschaft. Historiker kennen Lenins Telegramm an seine Verbündeten in Pensa, in dem er blutigen Terror gegen politische Gegner anordnete. Wer sich für russische Literatur interessiert, weiß vielleicht, dass Michail Lermontow in der Nähe aufgewachsen ist. Die Stadt hat es als einzige in Russland auf die Wikipedia-Liste der Orte mit überdimensionierten Kuckucksuhren geschafft. Das war’s dann aber auch schon wieder.

Was Pensa dennoch besonders macht: Im Jahr 1862 hat sich jemand die Mühe gemacht, die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die dort leben, zu dokumentieren. Das Ergebnis sind Fotos, teils ein wenig verwackelt, dafür aber von Hand koloriert – was vor allem die verschiedenen Trachten zur Geltung bringt.

Russen sind auf den alten Aufnahmen zu sehen, aber auch Tataren und Mordwinen. Man kann vergleichen, wie sich die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen kleideten, wie sie sich für den Fotografen aufstellten. Der Bildhintergrund lässt manchmal auch Schlüsse darüber zu, wie sie lebten. An dem Foto ganz oben gefällt mir besonders, dass hinter dem Fenster noch ein paar Menschen zu sehen sind, die wohl auch gerne für die Nachwelt posiert hätten.

Dass diese Bilder jetzt nicht nur zugänglich sind, sondern man sie weiterverbreiten kann, sie bloggen, sie in neue Zusammenhänge stellen, ist der New York Public Library zu verdanken. Sie hat zum neuen Jahr mehr als 180.000 Bilder aus ihren Archiven veröffentlicht, die alle in der Public Domain sind.

Tausende Dokumente zu Russland gibt es in den Bibliotheksbeständen – und einen schön verspielten Suchansatz bei diesem Remix, der das Archivmaterial nach Farbe sortiert.

Eier, wir brauchen Eier

Im MAMM, dem Moskauer Multimedia Art Museum, stellen junge Fotografen der Rodtschenko-Schule gerade ihre Werke aus. Aufgefallen ist mir dort ein Video von Polina Kanis, es ist fast 20 Minuten lang.

Man muss dazu keinen Hintergrund wissen oder irgendeinen Subtext ausdeuten. Einfach angucken, und schon ist da – gerade im Herbst, gerade in Moskau – dieses Gefühl von Wiedererkennen: Ja, so einen Tag hatte ich auch schon mal.

Fluteric – mein Moskauer Lieblings-Instagrammer

So weit ist es also gekommen, dass ich einen Moskauer Lieblings-Instagrammer habe. Instagram, das sollte man vielleicht vorweg schicken, ist hier groß. Sehr groß. Riesig, gerade bei russischen Freunden, oder vielmehr: Freundinnen.

Die Ausdauer, mit der der Alltag dokumentiert wird, jedes neue Kleidungstück präsentiert, jeder Ort zum Hintergrund für die eigene Selbstinszenierung erkoren – das ist mindestens bemerkenswert, manchmal regelrecht ermüdend. Instagram mag viele Filter haben, manchen Nutzern hier fehlt dagegen ein ganz grundsätzlicher.

Eric Shakhnazaryan ist die Ausnahme, vielleicht auch, weil sein Leben keiner Inszenierung bedarf, um abwechslungsreich und interessant zu sein: Als Solo-Flötist des Bolschoi geht er regelmäßig auf Tour in aller Welt; er ist dabei, wenn das berühmte Ballett probt. Daraus entstehen regelmäßig Bilder irgendwo zwischen Märchen und Werkstatt-Atmosphäre:

Noch besser als die Ballerinas (sorry, Mädels) gefallen mir aber Erics Treppenhäuser. „Ich gehe gerne spazieren auf der Suche nach interessanten Orten,“ sagt er, in Moskau haben es ihm vor allem alte Häuser angetan, mit ihren Stufen, Fenstern, der ganzen Inneneinrichtung.

Das Ergebnis sind Aufnahmen – alle mit dem iPhone gemacht – in denen das Treppenhaus, sonst nur Mittel zum Zweck, plötzlich im Mittelpunkt steht. Meist aus Moskau selbst, manchmal aber auch von anderswo.

An der Uliza Spiridonowka in Moskau:

Am Alten Arbat:

In der Tschernigowski-Gasse:

In Sankt Petersburg:

Im Michailowski-Theater, ebenfalls in St. Petersburg:

Stoleschnikow-Gasse, Moskau:

Im Moskauer „Hotel National“:

An der Puschetschnaja Uliza, Moskau:

Im Bolschoi-Theater:

Und noch einmal in St. Petersburg:

Wer regelmäßig russische Architektur bewundern will, kann Eric hier bei Instagram folgen – oder mit dem Hashtag #fluteric_walks die Beute seiner Spaziergänge durchstöbern.

Fifty Shades of Moskau

Mausgrau, Staubgrau, Aschgrau. Moskau hat, nicht nur im Winter, viele Grautöne zu bieten. Die folgende Idee zum Filmstart von „Fifty Shades of Grey“ bot sich also an. Das Ziel war dabei auch, zu zeigen, dass grau und öde nicht dasselbe ist. Grau kann opulent sein, wie die Tapete in Breschnews Haus, oder warm wie der Untergrund, auf der die Schnecken beim Datscha-Besuch herumschnecken.

Außerdem habe ich bei der Umsetzung öfter über Freunde und Kollegen nachgedacht und über die Freude, gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Die Idee entstand im Gespräch mit Lars Wienand, Peter Schink hat bei der Umsetzung geholfen, Fotos kamen von Moskauer Freunden und früheren Moskau-Besuchern (alle Bildhinweise hier), der Code ist von Sara Soueidan. Die wenigsten von ihnen stehen auf der Gehaltsliste der Moscow Times, aber sie hatten Spaß an der Idee und ihrer Verwirklichung. Dafür danke in alle Richtungen!

Eine Woche Instadvent

Advent, Advent, was man so kennt. Immerhin, eines ist dieses Jahr neu: der Instadvent. Freunde, Kollegen, Bekannte von Ex-Kollegen, die heute Freunde sind – seit einer Woche posten wir Tag für Tag ein weihnachtliches Foto bei Instagram, schön verhashtagt mit #instadvent und dem Datum, also #1von24, #2von24 und so weiter.

Eine gute Fingerübung, die dazu zwingt, täglich die Augen offen zu halten nach Motiven. Noch hält es sich auch gut die Waage zwischen Wärme, Gemütlichkeit, Vorfreude und Kitsch, Ironie, Distanz. Den fetten Besinnlichkeitshebel hat noch keiner umgelegt, stattdessen schleicht sich das Weihnachtsgefühl allmählich ins Bild – was ja auch die Idee ist beim Advent.

#instadvent #1von24

Ein von N Dave (@ruhrpoet) gepostetes Foto am

Weihnachtsdeko à la Karstadt. #instadvent #2von24 #Dortmund #ifttt

Ein von Katharina Kierig (@kakakiri) gepostetes Foto am

Schrottwichteln. Spannend. #instadvent #3von24

Ein von @kaehler_s gepostetes Foto am

#5von24 #instadvent Rotes Türchen für die Fünf

Ein von @peterssan gepostetes Foto am

#Winterleuchten #Westfalenpark #nofilter #instadvent #6von24

Ein von @anni_kari gepostetes Foto am

"Sag, wenn er wieder weg ist!" #instadvent #7von24

Ein von @textaufgabe gepostetes Foto am

Wer noch mitmachen will: Montag geht es weiter mit #8von24.