Sluzki als WM-Experte: Hat da etwa jemand „Nawalny“ gesagt?

sluzki nawalny

Mit Alexej Nawalny geht das russische Staatsfernsehen normalerweise nach dem Voldemort-Prinzip um. „He who must not be named,“ der Oppositionspolitiker findet nicht oder kaum statt, und wenn, dann selten unter seinem Namen. Wenn dich keiner kennt, kann dich auch keiner unterstützen – so einfach ist die Logik, an die sich selbst Präsident Putin hält: Muss er, zum Beispiel bei einer direkten Frage, sich zu Nawalny äußern, vermeidet er trotzdem jegliche Namensnennung.

Aus dem Eifer der Behörden, Nawalny aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden zu lassen, entstand im letzten Winter hier in Moskau sogar ein Trick: Menschen, vor deren Häusern oder in deren Innenhöfen der Schnee nicht geräumt wurden, gingen dazu über, Nawalnys Namen in den Schnee zu schreiben und schwupps – schon sorgte jemand dafür, dass der Schnee verschwand. Zauberei!

Und dann plötzlich das: Leonid Sluzki, früher mal Trainer der russischen Fußball-Nationalmannschaft, ist während der Fußball-Weltmeisterschaft als Experte beim Perwy Kanal im Einsatz, dem Sender, den regelmäßig die meisten russischen Fernsehzuschauer einschalten. Während des Spiels zwischen Deutschland und Mexiko zählte Sportjournalist Kyrill Dementjew gerade auf, welche Alternativen der deutsche Kader noch so hergeben würde (Marco Reus, Mario Gomez), wenn man „nawalnij futbol“ spielen wollte, also alles auf Angriff setzen. Da warf Sluzki ein: „Ob Nawalny wohl Fußball spielt? Na, das wäre doch mal interessant zu sehen.“

Seitdem feiern einige Fernsehzuschauer Sluzki für seinen unverhofften Bruch mit der Voldemort-Regel. „Am besten bei der WM sind bisher Russland, Belgien, Mexiko und Sluzki“, wird er gefeiert, und die Journalistin Tania Felgengauer schreibt: „Der Moment ist gekommen, in dem auf dem Perwy Kanal der Name Nawalny in einem positiven Zusammenhang genannt wurde. Danke, Leonid Sluzki, so ein guter Mann! Ich bin begeistert! Das war sehr lustig!“

Damit nicht genug: Sluzkis Spruch hat etwas ausgelöst. Vor allem bei Twitter wird nun laut überlegt, welche anderen Themen, die sonst im Staatsfernsehen praktisch nicht thematisiert werden, Sluzki als nächstes ansprechen könnte. Das klingt dann so:

Kyrill Dementjew: „Englands 3-4-3-System sieht zweifelhaft aus.“
Leonid Sluzki: „Zweifelhaft sieht (auch) das Referendum auf der Krim aus.“

Kyrill Dementjew: „Ich glaube, das war gar kein Elfmeter.“
Leonid Sluzki: „Genau, es waren ja auch keine russischen Soldaten in der Ukraine.“

Kyrill Dementjew: „Das war ein sehr spätes Abspiel auf Kane.“
Leonid Sluzki: „So spät wie wir jetzt in Rente gehen werden.“

Kyrill Dementjew: „Ein Wechsel bei der tunesischen Mannschaft.“
Leonid Sluzki: „Und bei uns schon 18 Jahre ohne (Macht)wechsel.“

Kyrill Dementjew: „Das werden heute schwierige 90 Minuten für Russland.“
Leonid Sluzki: „So wie die nächsten sechs Jahre.“

Hab ich schon gesagt, wie sehr ich den Humor hier mag?

Foto: Дмитрий Голубович, CSKA-MC (5), Bildschnitt von kscheib.de, CC BY-SA 3.0

Chinas Staatsmedien und die Ironie

Der Eingang zum Xinhua-Komplex in Peking
Der Eingang zum Xinhua-Komplex in Peking

Dass die staatlich kontrollierten Medien in China nicht immer gut darin sind, Ironie zu erkennen, war hier schon mal Thema. Als The People’s Daily eine satirische Lobeshymne auf Kim jong Un für bare Münze nahm und weiter verbreitete, ging ein Lachen um die Welt.

Bisher noch nicht ausreichend gewürdigt wurde dagegen die Rolle derselben Staatsmedien als Ironie-Lieferant. Als Beispiel taugt dafür die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, bei der ich 2012 über das Medienbotschafter-Programm der Bosch-Stiftung ein paar Tage hospitieren durfte. Eigentlich sollte der Zeitraum länger werden, aber es kam ein Parteitag dazwischen, währenddessen viele chinesische Redaktionen lieber keine Gäste im Haus haben wollten.

Der „Stift“, das Xinhua-Redaktionshochhaus
Am Anfang ist die Marschmusik. Quer über den Innenhof des Xinhua-Geländes ist sie bis zur Schranke am Eingang zu hören, dazu eine Lautsprecherstimme: eins-zwei, eins-zwei, eins-zwei. Daneben steht aufrecht das Haupthaus, das angeblich an einen Bleistift erinnern soll.

Xinhua ist die große, die einzige und vor allem: die staatliche Nachrichtenagentur in China. Andere Länder haben Sperrfristen, China hat Xinhua. Erst, wenn sie etwas berichtet, ist eine Meldung auf dem Markt – so ist es immer noch oft. Hier wird entschieden, was wahr ist und was öffentlich.

Vom Redaktionsalltag soll nichts Konkretes nach außen dringen, den Zettel muss ich noch vor Praktikumsbeginn unterschreiben. Das ist an sich nicht unüblich, auch in demokratischen Ländern unterschreiben Mitarbeiter solche Klauseln, wenn Firmen ihre Geschäftsgeheimnisse schützen wollen. Hier ist es allerdings doppelt bedeutsam, denn nicht nur Xinhua will sich schützen. Auch das Austauschprogramm beruht auf dieser Vertraulichkeit; wenn ein Medienbotschafter-Jahrgang sie ramponiert, erschwert er dem nächsten die Chance zum Einblick – und brockt den chinesischen Kollegen Ärger ein.

Zur Infrastruktur auf dem Xinhua-Gelände gehören auch Wohnblocks und ein eigenes Hotel.
Um vieles kann es darum in diesem Blogpost nicht gehen. Nicht um die redaktionelle Praxis, die gerade so kurz nach den neuen Beschlüssen des Parteitags interessant war. Nicht um die kritisch-flapsigen Sprüche beim Gang übers Firmengelände, das ein eigener kleiner Kosmos ist, mit Supermarkt, Hotel, Wohnblocks für pensionierte Mitarbeiter, einer Post und dem Souvenir-Shop, in dem der Schnaps der Marke Xinhua leider gerade aus dem Sortiment genommen wurde. Nicht darum, wie man beim Gespräch über den WLAN-Zugang merkt: Ach guck, Nerd ist Nerd, bei uns und bei euch.

Stattdessen eine Beobachtung, für die man nie bei Xinhua gewesen sein muss. Man kann das von außen mitbekommen, wie die Marschmusik, ehe man das Gelände betritt.

Greatfirewallofchina.orgViele Internetseiten, die der Regierung in Peking gefährlich scheinen oder ihr auch nur lästig fallen, sind in China blockiert, gelegentlich kommen neue hinzu. Unter Greatfirewallofchina.org lässt sich das leicht testen: einfach eine URL eingeben und die Seite versucht, sie von China aus aufzurufen. Google? Fail. Twitter? Fail. Facebook? Fail. Amnesty International, Reporter ohne Grenzen, Wikileaks? Fail, fail, fail.

Und was macht Xinhua? Betreibt einen eigenen Twitter-Account mit derzeit fast 800.000 Followern, mit offiziellem Verifizierungs-Häkchen. Dort posten die Redakteure zum Beispiel Fotos vom aktuellen Militärmanöver. Von einem Schönheitswettbewerb in Peking. Chinas eigenes Computerbetriebssystem soll im Oktober vorgestellt werden. Mehr private Investoren für die chinesische Eisenbahn gesucht. Chinesische Promis machen mit bei der Ice Bucket Challenge. Die Schlagzahl der Tweets ist hoch, oft sind es mehrere pro Stunde.

Technisch ist es kein Problem, trotz geblockter Seite auch von Peking aus zu twittern. Das geht bequem per VPN oder, etwas umständlicher, auch mit einem IFTTT-Recipe nach dem Prinzip „Wenn ich eine Mail von diesem Account an jenen Account schicke, dann poste deren Inhalt auf meinen Twitter-Account.“

Wie gesagt, technisch keine große Nummer. Aber in Sachen Ironie ist eine staatliche Nachrichtenagentur, die jeden Tag ein paar Dutzend Mal die Zensurmaßnahmen ihrer eigenen Regierung umschifft, schon bemerkenswert. Erst recht, wenn sie dabei auch direkt noch auf „China View“, ihren Auftritt bei YouTube hinweist.

Auch YouTube ist in China geblockt.

Bloggen ist schön, macht aber viel Arbeit. Unter dem Motto “Schönes bleibt” nutze ich deshalb den Moskauer Sommer, um ein paar Dinge aufzuschreiben, für die sonst immer die Zeit fehlte.

Von hier an Katzenbloggerin

Katzenblogger

Liebe russische Behörden, nur damit da keine Zweifel aufkommen: Ich bin ja Katzenbloggerin. Echt jetzt.

Das nur als Hinweis, während ihr weiter an der Schraube dreht, um Meinungsäußerung und Meinungsvielfalt im Netz einzuschränken. Wie, kann man hier nachlesen. Aber, da das laut jüngsten Angaben eurer Internet-Aufsichtsbehörde ja Katzenblogger nicht betrifft, nehmt dieses Foto.

(Mehr zum Thema Internet-Zensur in Russland auch bei The Verge, in der Süddeutschen und bei Zeit Online. Danke an Anja für das Foto.)

Die elfte China-Woche in Links

Kann das bitte aufhören, dass die Zeit so rennt? Gerade erst die zehnte China-Woche in Links fertiggemacht, jetzt schon das hier. Die zwölfte dann heute Nachmittag oder was?

Chen Guangcheng’s nephew found guilty of assault in China; sentenced to 39 months – nachdem sein Onkel in die USA ausreisen durfte, wurde Chen Kegui vor Gericht gebracht. Keith B. Richburg schreibt: „How Chen Guangcheng’s relatives fared back in Shandong province has been seen as a test of whether the Beijing government would honor its verbal commitment to Chen to (…) protect his family from the vengeance of local officials.“

„China ist das friedlichste Land der Weltgeschichte“ – hoffen wir, dass Helmut Schmidt mit seiner Äußerung beim Hamburg Summit Recht hat und sich nicht in die Reihe der Zitatgeber à la „lupenreiner Demokrat“ eingereiht hat. „Die Chinesen haben niemals ein fremdes Land kolonialisiert‘, sagte er. Er nannte als Einschränkung Tibet und die chinesische Provinz Xinjiang, wo eine ethnische Minderheit unterdrückt wird.“

Chinas Lust auf deutsches Schwein – 2011 hat Nina Trentmann aufgeschrieben, wie deutsche Schweinefüße, -rüssel und -schwänze nach China exportiert werden. Der Text ist auch heute noch lesenswert; diese Woche hat sie dafür den Holtzbrinck-Preis für Wirtschaftspublizistik bekommen: „Dabei verstehen die Chinesen unter ‚Fleisch‘ zur Freude der ausländischen Konzerne etwas anderes als Kunden in Europa: Sie lieben sehnige, fettreiche Teile, gerne mit Knorpel und Knochen. Jene Sorte Fleisch also, die lange gekaut werden muss, bis sie sich schlucken lässt.“

Händler verstauen ihre Waren auf dem Markt in Yiwu
Foreign traders order and run – neulich haben wir den Markt in Yiwu besucht, wo über 9000 Händler auf mehreren Etagen Konsumgüter verkaufen. Dinge, Krams, Tinnef. Schneebesen, Haargummis, Modellboote, Koffer, Kuscheltiere, Strickpullover, Perlenketten, Klobrillen. An Großhändler, für China und für den Export. Wang Jiamei berichtet, dass sich ausländische Einkäufer zunehmend ums Zahlen drücken, „a development which local traders say is due in large part to risky local trading modes and global financial woes.“

Nordkorea hat die Sexbombe – Chinas „People’s Daily“ fällt mit seinem Online-Portal auf eine Satire von „The Onion“ rein, das Kim Jong Un zum „Sexiest Man Alive“ erklärt. Spiegel Online schreibt „‚Mit seinem umwerfend hübschen, runden Gesicht, seinem jungenhaften Charme und seiner starken, stämmigen Figur ist dieser Herzensbrecher aus Pjöngjang der wahrgewordene Traum aller Frauen‘, zitierte die chinesische Zeitung aus dem Originaltext der Satire-Webseite.“

To the Netizens of China, 致中国网民, From Pakistan – droht Pakistan eine ähnliche Netzzensur wie in China, und mit chinesischer Hilfe? Ein offener Brief von Sana Saleem von der Bürgerrechts-Organisation „Bolo Bhi“: „We hope that you will stand by us and strengthen our appeal to Chinese surveillance companies and the government of China to not aid the Government in Pakistan in shrinking our space and eventually silencing our voices.“

Twitter CEO Dick Costolo: Users Can Download Their Entire Archive By Year-End; Now Sees 1B Tweets Every 2.5 Days – die Überschrift bei Techcrunch ist schon länglich, den China-Aspekt hat Sarah Perez allerdings nicht auch noch reingequetscht. Der finden sich weiter unten: Twitter möchte nach dem Machtwechsel in China auch dort Nutzer finden, bisher ist der Dienst hier gesperrt. „‚But we won’t compromise the way Twitter works in order to operate within a country,‘ said Costolo.“

Und als Rausschmeißer: Nachdem das chinesische Militär die erfolgreiche Landung auf einem Flugzeugträger feiert, sind die Signale der Lotsen an Deck zum Meme geworden. „Aircraft Carrier Style“, erklärt in einem Video von Xinhuas Web-Format „China View“:

Andrea Yu macht was mit Medien

Der wichtigste Name beim Parteikongress in Peking? Xi Jinping, natürlich. Der mit der skurrilsten Geschichte? Möglicherweise Andrea Yu aus Australien. Vier mal durfte sie bei Kongress-Pressekonferenzen eine Frage stellen – „ganz bestimmt ein Rekord für ausländische Journalisten“, frotzelt die New York Times. Denn normalerweise kommt vor allem der mit einer Frage zu Wort, der nicht allzu kritisch ist, sondern den Mächtigen eine gute Vorlage zum Schaulaufen gibt.

Bisher waren das meist chinesische Journalisten, nun also Andrea Yu. Warum? Weil sie immer am selben Platz sitzt und Blickkontakt hält – so hat Yu das dem Wall Street Journal begründet. Dann aber doch nachgelegt: „Sie wissen, dass meine Fragen sicher sind.“ Denn ihr Arbeitgeber, CAMG, klingt ausländischer, als er es ist. Stephen McDonell, China-Korrespondent des australischen Fernsehsenders ABC, hat Yu interviewt, und in dem Gespräch bestätigt sie: Das Unternehmen ist in chinesischem Besitz. Kollegen geben Yu die Fragen vor, die sie zu stellen hat – auch das räumt sie ein. Das ganze Interview von McDonnell mit Yu zeigt deutlich: Hier sind zwei Gesprächspartner. Einer davon ist Journalist.

Eine Regierung, die sich nun also auch ausländische „Journalisten“ als Stichwortgeber heran holt. Eine junge „Journalistin“, die sich als westliches Gesicht zur Legitimation einer Schau-PK hergibt. Und, als wäre das nicht absurd genug, auch noch ein Unternehmen, das diese seine Angestellte via Twitter als „what a babe!“ feiert, weil sie – unter anderem Namen – auf einem Zeitschriftencover posieren darf.

Ob nun Andrea Yu oder als Andrea Hodgkinson – sollte sie eine journalistische Karriere anstreben, muss sie ab jetzt damit leben, dass diese Episode findet, wer ihren Namen googelt. Der Tweet, der ihren Einsatz als Cover-Girl feiert, ist inzwischen gelöscht. Bei der staatlichen Zeitung „People’s Daily“ sind sie allerdings wohl derselben Meinung wie bei CAMG, was Yus Babe-ness angeht. Hier landete sie in der Fotostrecke „Beautiful Scenery“ (Bild 7). Schöne Kulisse, definiert vom Staatsmedium als: „Hostessen, Reporterinnen und Delegierte.“

 

Die achte China-Woche in Links

Eine China-Linksammlung in einer Woche, in der deutsche Medien so viel über das Land berichten wie wahrscheinlich seit den Olympischen Spielen nicht mehr. Die großen Parteitagsthemen und -personalien müssen hier deshalb nicht noch mal stehen. Aber bei folgenden Texten wäre es schade, wenn sie vor lauter Machtwechselberichten unbeachtet blieben:

China’s Security Ministry Suspected Slain Businessman Was a Spy –  Jonathan Ansfield und Ian Johnson über eine neue Entwicklung im Mordfall Neil Heywood: „A scholar with high-level ties to (B Xilai) and the ministry said Mr. Bo had known of the ministry’s official suspicions before Mr. Heywood’s death, as had other leaders.“

Google access returns to China after brief blocking – Michael Kan über Chinas zwischenzeitliche Google-Blockade. „The blocking appeared to last for about 12 hours, with Internet traffic resuming to the sites after 6 a.m. local time, according to Google’s Transparency Report, which monitors company’s services worldwide.“

Greece to bring privatization plan to China – He Wei schreibt über eine griechische Werbetour nach Shanghai, mit der Investoren geworben werden sollen: „A group of high-ranking Greek officials will visit Shanghai on Nov 30 as part of a road show to promote the sale of the Greek assets, aiming to „dissipate negative impressions by presenting the true economic potential of Greece“, said Evgenios Kalpyris, consul general of Greece in Shanghai.“

If Chinese Citizens Had a Vote, Here’s One Possible Election Map – Rachel Wang dokumentiert die Weibo-Debatte rund um eine fiktive Wahlkarte Chinas. „Despite the near certainty that Chinese censors are aware of this discussion thread, many users publicly stated that they would vote for the Kuomintang, while Communist Party supporters largely stayed away from the discussion.“

Mr. Xi, Tear Down This Firewall! – eine Bloomberg-Analyse der Netz-Zensur in China. Manche reden hier vor lauter Abschottung von einem „Intranet“ anstelle des Internets. „At Sina Weibo, China’s most popular microblogging site, users are given 80 points, which can be deducted for various anti-social offenses; hundreds of its employees are engaged 24/7 in deleting posts or rendering them invisible to followers, closing accounts, or doctoring search results.

Party congress responds positively to age of InternetJi Shaoting beschreibt für die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, welche Rolle das Internet beim Parteitag spielt und zitiert einen Journalistik-Professor so: „There is one thing that you can be sure of — that is many Party officials are not as scared as before when talking about the Internet.

Quest for fatherhood – Yang Jinghao über schwule Paare in China, die gerne Eltern wären. „A statement issued in 2005 by the China Center of Adoption Affairs, the Chinese government-authorized organ responsible for both international and domestic adoption, clearly stated that the center ‚doesn’t seek homosexuals as adoption candidates.‘ “

Searching for News, Journalists Covering China’s Leadership Transition Get Hats Instead – wer sich für die Arbeitsbedingungen internationaler Journalisten beim KP-Parteitag interessiert, sollte diesen Text von Hannah Beech lesen: „We have also been given (…) backpacks with stickers that indicate they may have cost more than $60, along with instructions noting in English that ‚the straps of both sides top and bottom are used for bring map, umbrella and mats, water bottle, keys, ice ax.‘ “

Takko produzierte in chinesischen Gefängnissen – wer immer bei Spiegel Online mit nck kürzelt deckt auf, dass der Billig-Klamottenladen von Häftlingen hergestellte Kleidung verkauft hat. „Takko bestätigte dem Spiegel die Aufträge. Man habe bisher nur eine postalische Adresse der beiden Produktionsorte gekannt und nicht gewusst, dass es sich dabei um Gefängnisse handle.“

Bergfest

Sich „um acht bei den Knoblauchschälern“ verabreden. Wissen, dass 50 Yuan für zehn Minuten Taxifahrt zu viel sind. Die Batterien im Dunkeln aus dem Roller montieren können. Endlich das chinesische Wort für „Sprite“ so aussprechen können, dass man auch eine Sprite bekommt. Mit einer Hand die Zahlen bis 10 zeigen können. Eine Atemmaske besitzen.

Nicht mehr darauf hoffen, dass einen die Leute auf dem U-Bahnsteig aussteigen lassen, ehe sie reindrängen. Wissen, dass sich alles, aber auch alles per Dreirad transportieren lässt. Zweimal täglich die Handtasche durchleuchten lassen. In jedem noch so kleinen Café Wifi erwarten. Seit sechs Wochen nicht ein Mal gekocht haben. Leute im Schlafanzug auf der Straße normal finden.

Ein kaltes Zimmer mit Luft aus der Klimaanlage heizen. Klopapier in einem Eimer neben der Toilette entsorgen. Feststellen, dass sich die chinesische Staatszensur und die Gema-Sperren bei Youtube nach demselben Prinzip umsurfen lassen. Vom Kellner aus dem Lieblingscafé abends in einem anderen Stadtteil erkannt und gegrüßt werden. Alleine ein Zugticket kaufen können. Ampeln als ausschließlich dekorative Elemente in der Stadtplanung begreifen.

Mit der Selbstverständlichkeit, mit der man zuhause „beim Italiener“ ist, am Telefon sagen: „Wir sind grad beim Uiguren, komm doch vorbei.“ Wissen, wo in der Nachbarschaft der nächste Schalke-Fan wohnt. Und wie man im Stadion den Schiedsrichter behutsam zu mehr Akkuratesse ermahnt.

Nicht mehr alles toll finden. Nicht mehr alles nervig finden.

Bergfest.

Die sechste China-Woche in Links

Keine Frage, das große Thema diese Woche war der Artikel in der New York Times über das Vermögen der Familie von Wen Jiabao. Mehr dazu hier und hier. In diesem Post zur sechsten Medienbotschafter-Woche in China folgt also eine Runde Links, bei denen es schade wäre, wenn sie durch den Wirbel um die Times-Berichterstattung unbeachtet blieben.

China’s ‘Leftover’ Women – Leta Hong Fincher über Chinas „alte Jungfern“, zu denen man bereits gehört, wenn man gar nicht mal so alt ist: „In 2007, the Women’s Federation defined “leftover” women (sheng nu) as unmarried women over the age of 27 and China’s Ministry of Education added the term to its official lexicon.“

Me and My Censor – so eine anschauliche Beschreibung, wie Zensur im chinesischen Redaktionsalltag funktioniert, habe ich bei Eveline Chao zum ersten Mal gelesen. „Occasionally, Snow would send something back with none of her colorful commentary or explanations, and simply write: ‚Wrong opinion.‘ “

Porsche vs Bicycle – mit welchem kommt man besser durch Pekings Berufsverkehr? Hier das Versuchsvideo von Bloomberg:

The mop haired British entrepreneur soon to become an official part of China’s first family – die Zeile ist ein bisschen sehr lockig, aber Tom Phillips, Malcolm Moore und Sam Marsden haben mit dem angeheiraten britischen Neffen von Xi Jinping ganz offensichtlich eine interessante Figur entdeckt. Eine Figur, die anfangs nur durch „Ihren Namen und ihre ’schlecht sitzenden Jacketts‘ auffiel“.

Time to loosen family planning policy: think tank – wenn die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass ein Think Tank der Regierung für eine Lockerung der Einkindpolitik plädiert, dann tut sich was. „The CDRF said China will have an ultra-low fertility rate after 2026 and that the government should start encouraging families to have more children.

Warum Frau Liu allein in die Kantine gehen musste – Nina Trentmann porträtiert Mingming Liu, die das Asiengeschäft einer deutschen Papierfirma verantwortet. “ ‚In Deutschland sagte man mir, Sie können ja Sachbearbeiterin oder Sekretärin werden. Das kam natürlich nicht in Frage.‘ “

Wer zu spät eintritt, bleibt unten – Felix Lee hat mit drei berufstätigen Chinesen darüber gesprochen, was es ihnen bringt, in der Kommunistischen Partei zu sein. „Wer als Beamter oder auf sonst eine Weise in den Staatsdienst möchte, kommt um eine Mitgliedschaft nicht herum. Aber auch wer in einem Staatsunternehmen aufsteigen will – und davon gibt es in der Volksrepublik jede Menge – braucht ein Parteibuch.“

 

Tweets zum NYT-Artikel über Wen Jiabaos Familienvermögen

Am Tag nach dem New-York-Times-Artikel über das Vermögen von Wen Jiabaos Familie ist die Homepage der New York Times in China weiterhin geblockt. Wie solche Blockaden funktionieren und wo die Zensur genau ansetzt, kann man hier nachlesen.

Auch in chinesischen Mikroblogs greift die Zensur durch. „Tea Leaf Nation“ hat einige der gesperrten Suchbegriffe gesammelt, gibt aber auch Weibo-Posts zu dem Thema wieder. Manche Nutzer sind erschüttert, andere kritisieren, die New York Times habe sich von Wens Gegnern instrumentalisieren lassen.

Was bedeuten der Artikel und die folgende Sperre für die New York Times, für kritischen Journalismus und für den Umgang mit staatlicher und mit Wirtschaftsmacht? Margaret Sullivan, Public Editor der Times, greift diese Aspekte auf.

Dass Sullivan den Druck der chinesischen Regierung so offen anspricht, hat auch Leta Hong Fincher zu einem Tweet bewegt. Hong ist Soziologie-Doktorandin an der Tsinghua-Universität und mit einem Pekinger Bloomberg-Journalisten vereiratet.