Die Bibliothek an der Haltestelle „Lenin-Bibliothek“

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Preisfrage: Welche Bibliothek liegt in Moskau an der Metro-Haltestelle „Lenin-Bibliothek“? Wer jetzt „die Russische Staatsbibliothek“ sagt, der hat natürlich völlig Recht. Kein Lenin mehr im Namen, schon seit Anfang der Neunziger nicht mehr – wobei er nur bei der Bibliothek gestrichen wurde, die Metrostation darf weiter nach ihm heißen: „Библиотека имени Ленина“ – „eine Bibliothek namens Lenin“, quasi.

Auch drinnen ist reichlich Lenin, fast so viel wie Stuck. Aber vor allem eine riesige Prachthalle mit dem umfassendsten Zettelkastensystem, das ich je gesehen habe. Großartig zum Stöbern, und beim Blättern in den teils noch handgeschriebenen Zetteln kommt die Erkenntnis: Keine Ahnung, was „ausleihen“ heißt, „Frist“ oder „raussuchen“. Aber die Schilder auf den einzelnen Kästen erschließen sich sofort. Ah ja, Zellkunde. Mikrobiologie. Fotosynthese. Gott segne die Lehnwörter.

Beim Stöbern stört keiner, beim Rumlaufen auch nicht. Gänge entlang, Treppen rauf und runter. Lesesäle, Vitrinen, ein Flur, in dem ein Mann im Anzug sitzt und laut mit einem kleinen Kind skypt. Lesetische mit grünen Lampen, die Lichtschalter aus Holz. Tiefe Ledersessel, Sofas, spisselige Grünpflanzen. Studenten. Hinter einer Tür, nicht weiter ausgeschildert, eine kleine Ausstellung mit historischen Werbeplakaten. Esst mehr Würstchen. Esst mehr Speiseeis. Esst mehr Apfelmus. Ich würde mich hier klaglos über Nacht einschließen lassen.

So lange das keine Option ist, lohnt sich auch ein Besuch über Tag. Eintrittskarten kosten kein Geld, bloß Zeit und Nerv. Mehr zu den Formalitäten, um ein Ticket zu bekommen, hier.

Ach so, und was „ausleihen“ oder „Frist“ heißt, ist übrigens furchtbar egal. Die frühere Lenin- und heutige Staats- ist eine Präsenzbibliothek.

Ein Verwaltungsakt

Nummern ziehen

1. Durch den Haupteingang ins Gebäude rein. Kurz ratlos umgucken, schon steht ein Sicherheitsmann auf und kommt rüber: „Sie sprechen Englisch? Dann bitte dort hinein.“

2. Hinter der Tür wartet eine ältere Dame, freundlich und tatsächlich englischsprachig. Sie erklärt: Aus dem Gebäude wieder raus. Links rum, Eingang Nummer zwei. Ob wir unsere Pässe dabei haben? Gut, dann bis gleich.

3. Eingang Nummer zwei führt zu weiteren Sicherheitsleuten, einer gelangweilten Garderobiere und einigen Kabuffs mit verdunkelten Scheiben. Über den Türen leuchten Nummern. Wir ziehen jeder eine und warten.

4. Als die Nummer blinkt, ins Kabuff rein. Pass? Hier, bitte. Karte ausgefüllt? Nein, was für eine Karte? Die Frau verschwindet, kommt wieder mit einem Kärtchen in Urlaubspostgröße. Vorname, Nachname, Adresse, Staatsangehörigkeit. Aber auch: Ausbildung? Genauere Fachrichtung? Arbeitgeber? Einiges ausgefüllt, manches freigelassen. Die Frau guckt nicht mal drauf, tauscht aber das Kartenformular gegen ein Plastikkärtchen.

5. Zurück zum Haupteingang, diesmal direkt zur englischsprachigen Frau. Guten Tag, wie haben hier jetzt zwei Plastikkärtchen. Und nun? Sie läuft mit bis zur Sicherheitsschleuse, zeigt, wo man sie mit der Karte aufpiepst. Und durch.

6. Jacke abgeben, Rucksack auch. Dann weiter zur verglasten Kabine an der Treppe. Plastikkärtchen zeigen. Pass zeigen. Die Frau in der Kabine blättert, bis sie das Visum findet. Füllt einen schmalen Papierstreifen aus und reicht ihn hinaus.

7. Drin!

8. Später, auf dem Weg raus, zur Kabine gegenüber der ersten. Plastikkärtchen abgeben reicht nicht, der Papierstreifen vom Einlass muss es sein. Linke Hosentasche, rechte Hosentasche. Bitteschön. Stempel drauf. Kärtchen und Streifen bleiben bei der Kabinenfrau.

9. Jetzt nur noch rauspiepsen an der Schleuse. Wie, Sie haben kein Plastikkärtchen? Aber wie sind Sie denn dann…ach, Ausländer? Na, ich mach Ihnen schnell auf. Hier entlang. Schönen Tag noch.

(Was gab’s drinnen, was so ein Tamtam rechtfertigt? Akkreditierung für den direkten Zutritt zum Kreml, kostenlose Krankenversicherung, neue Staatsangehörigkeit? Morgen mehr.)

Random Acts Of Pizza – ein voller Magen dank Reddit

Graue Tage haben nicht immer mit der Jahreszeit zu tun. Knietief im Dispo, frisch gekündigt/getrennt, Heizung kaputt – Gründe, sich elend zu fühlen, gibt es satt. Wer dann noch hungrig ist, den heitert Reddit auf: Das Soziale Netzwerk hat einen eigenen Bereich, in dem Nutzern an grauen Tagen geholfen wird – mit Pizza.

Random acts of Pizza“ heißt denn auch die Unterseite, auf der sich die geballte Hilfsbereitschaft manifestiert. Abgeleitet ist das von „random acts of kindness“, dem Begriff, für den es (bezeichnenderweise?) kein deutsches Gegenstück gibt. „Willkürliche Freundlichkeit“ trifft es grob, oder „Nettigkeit aus heiterem Himmel“. Leute, denen es gut geht, helfen anderen, denen es nicht gut geht. Ein Wunder, dass noch keiner von der Tea Party „Kommunismus!“ gerufen hat.

Ob gegen Hunger oder als Trost – wer seine Situation bei Reddit kurz beschreibt, steigert die Chancen, dass ihm jemand einen Online-Gutschein für die nächste Pizzakette kauft. Deutsche Pizza-Empfänger sind allerdings rar, im Moment kommen die meisten Esser und Spender noch aus den USA, gelegentlich ist auch mal ein Brite dazwischen.

Einige von ihnen bieten auch ein kleines Dankeschön an – das Spektrum reicht von „ich mal Dir ein Bild“ über „ich komponier ein Musikstück“ bis „ich mail Dir ein Foto von meinen Brüsten“. Am häufigsten aber ist das Versprechen, die gute Tat bei Gelegenheit nachzumachen: „Wenn ich besser dran bin, kauf ich jemand anderem ne Pizza.“

(Dieser Text ist so ähnlich auch in der Wochenendbeilage der WAZ erschienen.)

Liebe Waldorfschüler, wir müssen reden

Liebe Waldorfschüler, es ist Zeit. Zeit für eine Entschuldigung. Für jedes Mal, wenn ich über Gags mit „seinen Namen tanzen“ gelacht habe – oder sie selber gemacht. Für jedes Mal, wenn ich einen Tweet wie diesen hier retweetet habe.

Viele von euch lernen in der Schule Russisch. Damit, und mit dem Namentanzen, habt ihr im Moment mir gegenüber gleich einen doppelten Vorteil. Denn das mit den Vokabeln, das funktioniert hier auch nach vier Wochen eher so lala. Und weil ich nie gelernt habe, Wörter durch Tanz auszudrücken, bleibt nur die Pantomime.

Darum, als tätige Reue, hier eine kleine Liste der Wörter, die ich seit der Ankunft in Moskau in Gesten darstellen musste, weil es per Sprache noch nicht ging.

утюг
утюг
Bügeleisen/утюг. Wie in „Entschuldigung, gibt es hier auch ein Bügeleisen?“ Gesagt zur Putzfrau in der Übergangswohnung, Geste ungefähr: rechte Hand zur Faust geballt, auf Hüfthöhe vor dem Körper hin- und hergeschoben. „Utjuk?“, fragt sie. Nie gehört, aber schauen Sie mal, ich hab hier ein zerknautschtes Hemd als Requisite, wenn ich das hochhalte…“Da, Utjuk.“ Sie zeigt aufs Regal, direkt neben der Türe. Oh.

Glühbirne/лампочка. Wie in „Haben Sie noch eine Glühbirne? Die Lampe funktioniert nicht.“ Geste, klar: rechte Hand hält etwas hoch und dreht es in ein imaginäres Gewinde. Als Reaktion nur ein Nicken, aber kurz darauf klopft ein Mann an die Tür, und fünf Minuten später ist im Bad wieder Licht über dem Spiegel.

mitnehmen/брать с собой. Wie in „Kann ich das Sushi bitte mitnehmen?“. Geste anfangs wie oben beim Bügeleisen. Dann aber statt Hin- und Hergeschiebe die Hand anheben und nach rechts aus dem Bild schwenken. Freundliche Kellnerin nickt: „Takeaway? Of course.“

einpacken/завертывать.Wie in „Können Sie das bitte einpacken“, gesagt zur der Kassiererin bei Yves Rocher (beziehungsweise Ив Роше, und wirklich, wie die Russen französische Wörter übertragen ist eine ganz besondere Freude und einen separaten Post wert). Geste: beide Hände mit den Innenflächen zum gerade gekauften Geburtstagsgeschenk gedreht. Dann Hände daran entlang nach oben führen, mittig darüber zusammen, schließlich eine imaginäre Schleife binden. Das Ergebnis ist eine mäßig hübsche Papiertüte, aber gut.

Nächster Plan also: Lernen, was „hübsch einpacken“ heißt. Falls es einer weiß, gerne Bescheid sagen. Oder einfach vortanzen.

Janukowytsch ist nicht Coriolanus

Coriolanus hat noch keinen Satz gesagt, da weht eine ukrainische Flagge. Das National Theatre in London, das seit einigen Jahren seine Produktionen aufzeichnet und dann weltweit im Kino zeigt, schickt einen kleinen Film vorneweg.

Regisseurin Josie Rourke und ihre Schauspieler reden darin über Rom, als es noch kein Machtzentrum war, über Patrizier und Plebejer, darüber, wie Meinungsverschiedenheiten ausgefochten werden. Ein paar Sekunden lang sehen die Zuschauer im Moskauer Dokumentarfilmzentrum also Prügeleien in Parlamenten rund um die Welt, unter anderem in Kiew.

Und nein, eh es hier jemand einfach möchte, Wiktor Fedorowytsch Janukowytsch ist nicht Caius Marcius Coriolanus. So weit kommt’s noch. Aber einen Tag nach dem Sturz und Fluchtversuch des ukrainischen Präsidenten, nachdem sich Eltern mit ihren Kindern wieder auf den Maidan trauen und Julia Timoschenko frei ist, wäre es schon seltsam, bei diesem Stück nicht an die Ukraine zu denken.

Schließlich geht es in „Coriolanus“ um Macht (okay, wann nicht), genau genommen darum, wie sie sich legitimiert. Wie muss ein Herrscher sein, was muss er können? Welche Rechte hat das Volk? Darf jemand herrschen, wenn er das Volk – abseits der eigenen Klasse – verachtet? Darf das Volk reagieren, indem es ihn in Schande wegjagt? Wenn die einen böse sind, sind die anderen dann gut? Wer ist sichtbar, und wer manipuliert im Hintergrund?

Ein heftiger Abend, mit viel Blut und wenig Bühnenbild, mit großen Namen auf kleinem Raum. Bei Tom Hiddleston war ich froh, dass er mir vorher nur vage ein Begriff war – da konnte seine Schauspielerei überzeugen und nicht die Tatsache, dass MTV ihn für den sexiest man (alive? in the world? ever and no kidding? irgendsowas) hält. Andererseits: Mark Gatiss kannte ich (Sherlock geguckt, seine „Lucifer Box„-Trilogie gelesen) und das hat auch nicht weiter gestört. Und so, wie „Macbeth“ öde wäre ohne Lady Macbeth, lebt dieses Stück von Coriolanus‘ Mutter (Deborah Findlay). Alle liefern sie heftigstes Drama und feine Details, stürzen gemeinsam vom einen Ausnahmezustand in den nächsten, ohne dass es sich abnutzt.

Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Theater im Kino funktioniert (bei so Sachen wie „Metropolitan Opera im Kino“ bin ich immer noch skeptisch). Dass die Sache mit der Katharsis tatsächlich stimmt. Und dass es im Shakespeare-Jahr eine gute Idee wäre, mal nachzusehen, welche anderen Shakespeare-Stücke wohl auch noch ungelesen darauf warten, entdeckt zu werden.

Gesichter des #euromaidan

Sochi, Moskau und die Sicherheit

„Wie ist das denn während Sochi mit der Sicherheit in Moskau?“ Die Frage kam jetzt öfter, und die kurze Antwort ist: Weiß ich nicht. Noch nicht lange genug da, noch nicht genug den Blick geschult.

Was ich weiß, ist: Wenn ich zur U-Bahn gehe, sehe ich zwischen Haustür und Bahnsteig immer ein halbes Dutzend Uniformierte, oft mehr. „Uniformierte“ klingt ungelenkt, aber sie sind schwer zu unterscheiden: Polizisten, ja. Schwarze Sheriffs vom einen Einkaufszentrum. Grüngefleckte Sheriffs vom anderen. Manchmal entpuppt sich einer als Schaffner oder als Mensch, der privat Bomberjacke und Stiefel trägt, aber ja, ein halbes Dutzend auf 15 Minuten Fußweg sind es immer.

Ich weiß, dass das nichts Besonderes ist. Schon vor zwei Jahren sah man reichlich Sicherheitskräfte in der Metro – bei Fußballspielen zum Beispiel noch eine ganz eigene Einheit. Oder auch Soldaten, oft noch sehr jung, mit kleinen, kurzhaarigen Köpfen und zu großen Kappen, ein ganz eigenes Kindchenschema. Jedenfalls sind demonstrativ sichtbare Sicherheitskräfte schon deshalb nicht der Zeit der Winterspiele vorbehalten, weil Moskau Moskau ist, mit ständiger Angst vor Anschlägen am Flughafen oder an Metro-Haltestellen.

Sicherheit Metro Moskau Ich weiß, dass es irgendjemand für eine kluge Idee gehalten hat, in der Haltestelle Wystawotschnaja/Delowoi Zentr Fotos von Sicherheitsleuten aufzuhängen. Mit Schäferhund, mit Gewehr im Anschlag, mit Handgranate. Zu Pferd, mit Kindern, das Kreuz eines Priesters küssend. Vermutlich soll man sich davon sicherer fühlen.

Was ich weiß, ist, dass der ersten Tipps einer Russland-Erfahrenen, als sich unser Umzug abzeichnete, war: „Guck in der Metro keine Uniformierten an, das gibt nur Ärger.“ Das widerstrebt mir ganz massiv und weckt die Renitenz – warum soll ich weggucken, sollen die doch weggucken – aber dann hab ich es eilig, den Pass nicht dabei oder sonst einen Grund, gucke also weg und fühle mich irgendwo zwischen feige und pragmatisch.

Was ich inzwischen weiß, ist, dass sie mich wohl eh nur bei akuter Langeweile kontrollieren würden. Denn wer kontrolliert wird, der sieht anders aus.

Zweimal bin ich umgestiegen heute beim Metrofahren. In beiden Fällen standen am Übergang von einer Linie zur anderen Polizisten und überprüften die Papiere von Menschen, die nach Nordkaukasus oder Zentralasien aussehen. (Dazu lohnt es sich auch, diesen Blogpost zu lesen.) Dass Menschen aus dieser Region hier – gelinde gesagt – schief angeguckt werden, beschränkt sich nicht auf den dienstlichen Blick eines Polizisten, es gilt genau so für private Blicke.

Wie es ist während Sochi mit der Sicherheit in Moskau? Ich weiß es nicht.

Mit den Teletubbies im Supermarkt

Teletubbies in Dosen

Teletubbies in Dosen, das war dann doch ungewohnt. Wo doch sonst der Einkauf im Supermarkt hier gar nicht so weit von der deutschen Version entfernt ist, einschließlich der immer gleichen Kassendialoge. Nein, danke, keine Kundenkarte. Ja, bitte, eine Plastiktüte. Bloß Obst und Gemüse abwiegen darf ich Kundin hier nicht. Доверяй, но проверяй. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Die Teletubbies jedenfalls wohnen in der Milchtheke und entpuppen sich als Babynahrung, Geschmacksrichtung Rindfleisch mit Zucchini. Was die These bestätigt, dass es gar nicht so sehr die Waren sind, die einen russischen von einem deutschen Laden unterscheiden. Oft ist es auch – und ich wünschte, ich wüsste ein besseres Wort – die Darreichungsform.

Babynahrung in Konservendosen. Feta im Tetrapack (Fetrapack? Sorry.) Spinat als gefrorene Platte statt in Quadern.

Und dieses schwachsinnige Jungen-vs-Mädchen-Marketing gibt er hier auch. Von Lego, Playmobil und Überraschungseiern kannte ich das schon, hier liegen in der Kühltheke gesonderte Hähnchennuggets für Prinzessinnen und für Piraten. Dank Twitter-Hilfe weiß ich jetzt, dass das Pinkification heißt.

Und noch etwas kommt auf die „neu gelernt“-Liste: Das Datum auf der rusischen Butter, den rusischen Nudeln, dem russischen Käse? Das ist der Tag, an dem sie abgepackt wurden – nicht das Haltbarkeitsdatum. Macht das Einkaufen deutlich leichter, wenn man das weiß.

Was Douglas Adams die Kondome sind, das ist Clare Balding der #Sochitrolley

Anfang der Neunziger hat Douglas Adams in Göttingen aus „Last Chance To See“ gelesen, seinem Buch über bedrohte Tierarten. In einer Anekdote geht es um Delphine im Jangtsekiang. Adams ist mit einem Fernsehteam unterwegs und will Unterwasseraufnahmen machen, um zu verdeutlichen, wie laut es dort im Fluss ist – die Delphine macht der Lärm orientierungslos.

Der BBC-Toningeneur hat kein Unterwassermikro dabei, aber eine Idee. Mit einem Kondom soll ein normales Mikro wasserdicht gemacht werden. Also: Kondomkaufen in Shanghai, ohne Chinesischkenntnisse. Mit Pantomime können sie ihr Anliegen zwar vermitteln, bekommen aber statt Kondomen Verhütungspillen ausgehändigt.

„Not want rubberover, pill better!“ – „No“, Mark said, „we definitely want rubberover, not pills.“ – „Why want rubberover? Pill better!“ – „You tell him“, said Mark. „It’s to record dolphins“, I said, „or, not the actual dolphins, in fact – what we want to record is the noise in the Yangtze that… it’s to do with the microphone…“ – „Oh, just tell him you want to fuck somebody“, he said, „and you can’t wait.“

Am Ende kaufen sie neun Kondome, sicherheitshalber. Die Unterwasseraufnahme gelingt.

Was eine ziemlich lange Anekdote ist, um zu vermitteln, wie kreativ gerade Fernsehleute bei Einsätzen manchmal sein müssen. Und seit gestern weiß ich, wer die legitimen Nachfolgen von Douglas Adams und seinem BBC-Team sind: Reporterin Clare Balding und ihr Team – auch von der BBC. Sie sind in Sochi im Einsatz, samt Arbeitsgerät: dem Sochitrolley.

Irgendeinem Supermarkt fehlt jetzt ein Einkaufswagen. Dafür hat das BBC-Team eine eigene Schaltzentrale auf Rädern, mit Scheinwerfern, Monitor, Getränkehalter, Rucksackhaken, BBC-Logo, Regenschirmen – ein Einsatzwagen. Und neuerdings auch ein Renner bei Twitter.

Mehr als 2500 Tweets mit dem Hashtag #Sochitrolley gab es in den ersten 24 Stunden, seit der Trolley erstmals erwähnt und gezeigt wurde, mindestens einmal war der Begriff auch schon trending topic.

Ziemlich sympathisch, dieser Spaß am Improvisieren und am Möglichmachen. Und klar, dass die BBC nun regelmäßig dafür sorgt, dass der Einkaufswagen im Bild ist. Mal sehen, wie lange der Ruhm des #Sochitrolley noch reicht – der Nachfolger lauert schon.

Ponys, Bücher, Kuscheltiere – ein Hausflur als Wohnzimmer

Seit wir in Moskau wohnen, teilen wir uns mit den Nachbarn ein Wohnzimmer. Anders kann man den Raum nicht nennen, in den man durch die Haustür kommt und durch den es ins Treppenhaus geht. „Hausflur“ ist zu prosaisch für die Kombination aus Pförtnerloge und ungebremstem Gestaltungswillen, der sich hier Bahn bricht.

Das ist zwar nur ein Flur, aber man kann es sich ja trotzdem nett machen – so ähnlich muss die Logik wohl gewesen sein. Dass Wohnblocks Pförtnerlogen oder, weniger edel, -kabuffs haben, ist so unüblich nicht. Aber in Sachen Ausstattung macht unserem Übergangs-Wohnhaus so schnell keiner was vor. Pflanzen (im weitesten Sinne), Tiere (aus Plüsch und Papier), Weltliteratur. Alles da.

Aber seht selbst – ich hab mal mit Thinglink versucht, dem gerecht zu werden. Wem das Foto zu fitzelig ist: Hier geht es zur großen Version.