Dortmund ist ja das beste Beispiel für eine Großstadt am östlichen Rand des Ruhrgebiets. So stand es in einem Buch, das Pflichtlektüre für Dortmunder Journalistik-Studenten war. Hängengeblieben ist der Satz wegen des konstruierten Superlativs, der seltsamen Verortung.
Nach demselben Prinzip funktioniert der Charme eines kleinen Blogs, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Wikipedia zu durchforsten. Immer auf der Suche nach einer Formulierung, die zwar nichts mit Dortmund zu tun hat, aber doch mit einer geografischen Floskel: „Nördlich der Alpen“. Das klingt nach Hannibal und seinen Elefanten, nach der Trapp-Familie, die sich nach der letzten Strophe „Edelweiß“ auf den Weg in die Freiheit macht.
Ein Foto, ein paar Zeilen Text, viel mehr steckt gar nicht drin in so einem Blogpost. Und das Aha, was wir hier nördlich der Alpen doch alles an Unikaten zu bieten haben. Den besterhaltenen römischen Backofen nördlich der Alpen. Den längsten einröhrigen, im Gegenverkehr betriebenen Straßentunnel – nördlich der Alpen. Die früheste Darstellung einer Brille. Nördlich der Alpen.
Gemacht wird das Blog von @colognella, neue Posts erscheinen gleichzeitig auch als Tweets. Seit ich den letzten gesehen habe, frage ich mich, was an einer Nacktdarstellung autonom sein kann:
„erste autonome Nacktdarstellungen nördlich der Alpen“ – noerdlich-der-alpen.tumblr.com/post/450985118… #wikipedia #noerdlichderalpen
— colognella (@colognella) 11. März 2013
Man merkt, das ist lehrreich – wie an der Uni: Die größte Population von Mauereidechsen nördlich der Alpen lebt am Hauptbahnhof in Zürich. Die älteste Kamelie nördlich der Alpen blüht in der Nähe von Dresden. Und die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen liegt in NRW. Wo genau, das kann man hier nachsehen.
(Dieser Text stand so ähnlich auch als “Netzhaut”-Kolumne in der WAZ-Wochenendbeilage.)
Ein Gedanke zu „Das schönste Wikipedia-Blog nördlich der Alpen“