Russball, Folge 37: Bier, das Getränk zivilisierter Fans

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Eins gleich vorneweg: Wir halten uns diese Woche nicht auf mit Stanislaw Manajew. Ja, der Mann aus dem Kader des FK Tosno hat sich tatsächlich mit einem 5000-Rubel-Schein die Nase geputzt. Ja, das ist komplett geschmacklos, wenn man bedenkt, dass jemand, der in Russland den gesetzlichen Mindestlohn verdient, im Monat gerade mal zwei solcher Scheine zur Verfügung hat. Mehr gibt es dazu nicht sagen, höchstens noch: Wer auf dem Platz nicht von sich reden macht, muss eben andere Wege wählen.

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⚽ Der Besitzer der russischen Supermarktkette „Magnit“, Sergei Galizki, ist gerade aus dem Unternehmen ausgestiegen und hat seine Anteile an die Staatsbank VTB verkauft. Warum diese Info in einen Newsletter zum Fußball in Russland gehört? Wegen der Antwort, die Galizki auf die Frage gab, was denn nun für ihn kommt: „Ich werde in Krasnodar leben und mich wohl dort um den Kinder- und Jugendfußball kümmern. Das ist alles, denke ich.“

Der FK Krasnodar gehört zu den Top-Vereinen der Premjer-Liga, Galizki selbst hat ihn vor zehn Jahren gegründet und ist noch heute sein Präsident. Und der Verein ist bemerkenswert, weil er sehr viel mehr Wert auf Nachwuchsförderung legt als seine Mitbewerber (mehr dazu hier). Darum ist der Ausstieg eines Supermarkt-Magnaten aus seinem Unternehmen eben auch ein Thema für Russlands Sportjournalisten: „Das Leben der Nachwuchsspieler des FK Krasnodar wird noch besser“, heißt einer der Kommentare.

⚽ Nicht nur fußballerisch ist die Zeit zwischen dem Confed-Cup im vergangenen Sommer und der WM in diesem Jahr eine Durststrecke, sondern auch ganz wortwörtlich: Abseits solcher großen Turniere darf in Russland kein Alkohol im Stadion verkauft werden, was die Fans naturgemäßig wenig begeistert. Sergej Prjadkin, Chef der obersten russischen Liga, hat darum jetzt mal einen Testballon steigen lassen.

Budweiser oder Klinskoje? In solchen Bechern wurde beim Confed-Cup Bier in den russischen Stadien verkauft.
Budweiser oder Klinskoje? In solchen Bechern wurde beim Confed-Cup Bier in den russischen Stadien verkauft.

Ja, der Kampf gegen den Alkoholismus sei weiter wichtig, so Prjadkin – aber Bierhersteller seien eben auch eine mögliche neue Einnahmequelle für die Fußballvereine. Die Premjer-Liga arbeite deshalb daran, dass Bier im Stadion und Biermarken als Sponsoren bald erlaubt sind. Schließlich, so Prjadkin, ist Bier „ein normales Getränk zivilisierter Fans“. Und die Fußballseite „Bombardir“ weist darauf hin, dass in Deutschland das Stadionbier eine lange Tradition hat. Randale, heißt es dort, werde mit Überwachungskameras verhindert.

⚽ Wo wir gerade beim Alkohol sind: Пробка, gesprochen [PROBka], hieß mal eine Fußballkneipe bei uns um die Ecke. Fußballfans trinken gerne, пробка bedeutet Korken, die Logik war halbwegs einleuchtend. Im übertragenen Sinne ist eine пробка aber auch ein Stau – der Korken also, der verhindert, dass der Verkehr fließt.

An das Themenfeld zwischen Korken knallen lassen und im Stau stehen musste ich bei dieser Meldung hier denken: Damit trotz Moskaus legendär verstopfter Straßen alle WM-Spiele pünktlich anfangen, dürfen die Mannnschaftsbusse auf den Spezialspuren fahren, die auch der ÖPNV in Moskau nutzt. Auch offizielle Delegationen und Journalisten bekommen dieses Privileg – vorausgesetzt, sie sind in Shuttlebussen unterwegs. (Die Regelung gilt auch in den anderen Gastgeberstädten, Details hier.)

⚽ Als Rheinländerin in Russland ist mir das Prinzip, dass vor der Fastenzeit eine Figur verbrannt wird, vertraut. In Köln stirbt für unsere Sünden der Nubbel in den Flammen. In Russland ist – nach den „Masleniza“-Tagen, in denen man so viele Pfannkuchen wie möglich isst – eine große Strohfigur fällig. Traditionell ist das meist eine Frauenfigur in traditioneller Tracht, die als „Frau Masleniza“ für den hoffentlich bald beendeten Winter steht.

In der Stadt Perm haben sich einige Menschen in diesem Jahr auf ein populäres Feindbild geeinigt: Sie zündeten eine Strohpuppe an, der sie das Gesicht von Grigori Rodschenkow angesteckt hatten, dem Doping-Whistleblower. Damit keine Missverständnisse aufkommen, hat der Puppe auch noch jemand ein „WADA“-Schild ans Hemd geheftet.

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Einen lebenden Menschen symbolisch verbrennen und dann um die brennende Figur tanzen. Wo ist das Facepalm-Emoji, wenn man es braucht?

⚽ Welcher russische Verein erreicht in der Europa League die nächste Runde? Sergei Andrejew, sowjetischer Nationalspieler und heute Trainer, macht sich wenig Illusionen: Spartak, Zenit und ZSKA sind nach seiner Einschätzung alle chancenlos, bloß Lokomotive Moskau kommt weiter. So weit, so offensichtlich – Loko ist der einzige Verein, der sein Hinrundenspiel gewonnen hat.

Als ich mir zu Andrejew ein wenig Hintergrund anlesen wollte, bin ich auf ein interessantes Detail gestoßen: Der Mann ist einer von knapp 75 russischen Fußballern im Grigori-Fedotow-Klub. Nun ist das nicht die Sorte Verein, deren Mitglieder sich einmal im Jahr treffen und bei Mineralwasser die Tagesordnung abnicken und den Vorstand endlasten.

Der Fedotow-Klub ist eher eine Liste, eine Art Hall of Fame. Alle russischen Spieler, die in ihrer Profikarriere mindestens 100 Tore geschossen haben, gehören dazu. (Wer Spaß an sowas hat, findet im Kleingedruckten viel Unterhaltsames: So zählen zum Beispiel Tore in der Liga, in der Nationalmannschaft und bei Spartakiaden. Für russische Spieler im Ausland gilt: Tore in der ersten Bundesliga zählen, in der zweiten leider nicht.)

⚽ Nicht ausgestrahlt wird die Fußball-WM in der Ukraine, aus politischen Gründen und vielleicht auch als als Reaktion darauf, dass der Eurovision Song Contest in Kiew nicht im russischen Fernsehen gezeigt wurde.

Für ukrainische Fußballfans dürfte das allerdings kein großes Problem sein – und das nicht nur, weil ihre Mannschaft sich nicht qualifiziert hat. Schließlich sind viele russische TV-Sender zwar in der Ukraine geblockt. Aber wie geübt die Menschen darin sind, solche Blockaden zu umgehen, hat gerade erst diese Statistik gezeigt: VK, Odnoklassniki, Yandex – alle offiziell gesperrt und trotzdem weiterhin unter den populärsten Websites in der Ukraine. Heißt für die WM: Was der Fernseher nicht liefert, liefern halt VPN und Livestream.

⚽ Fünf WM-Spiele werden in Rostow am Don stattfinden, nun lässt sich der stellvertretende Gouverneur dort ins Portemonnaie gucken und zählt auf: 38 Milliarden Rubel für den schicken neuen Flughafen, 18 Milliarden fürs Stadion, dazu noch diverse Brücken- und Straßenbauprojekte, Insgesamt hat die Stadt so laut eigenen Angaben mehr als 100 Milliarden Rubel investiert, um sich weltmeisterschaftstauglich zu machen. Umgerechnet sind das rund 1,4 Milliarden Euro.

⚽ Zum Abschluss noch eine kleine Übersicht, mit welchen neuen Gesetzen sich die russische Regierung auf die WM vorbereitet. Zum einen läuft bis Ende Mai ein Pilotversuch zum steuerfreien Einkaufen für Touristen – bei Erfolg soll es im Anschluss direkt auf alle WM-Austragungsorte ausgedehnt werden. Damit bekämt ihr also die Mehrwertsteuer auf eure WM-Handyhüllen und WM-Hoodies und WM-Federmäppchen und WM-Teekannen zurück (ja, das gibt’s alles wirklich).

Der Verkehrsminister möchte unterdessen bitte ein Gesetz bewilligt bekommen, wonach er (vermutlich nicht persönlich) während des Turniers Drohnen abschießen lassen darf, die zum Beispiel ohne Erlaubnis über ein Stadion fliegen. Es ist nicht die einzige Akte mit WM-Vermerk auf dem Schreibtisch des Ministers: Gerade hat er auch ein Bauunternehmen verklagt, das für zwei der Stadien zuständig war. Knackpunkt ist offenbar die Frage, warum die Projekte so viel teurer wurden als geplant: Lag’s, wie die Firma sagt, an der Inflation? Oder ist da doch der ein oder andere Rubel, na, sagen wir mal: versickert?

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Ein Update gibt es noch nachzureichen zur Russball-Folge 34 – das war die mit der Liste russischer Hotels, die versuchen, WM-Reisende mit überhöhten Preisen abzuzocken. Gerade wurde bekannt, dass sie dafür insgesamt rund 88.000 Euro an Bußgeldern zahlen mussten. Guckt man allerdings genauer, verteilt sich diese Strafe auf fast 400 Hotels bzw. Hotelbesitzer. Im Schnitt also vielleicht 250 Euro pro Fall. Ob das irgendeine abschreckende Wirkung hat?



 

Russball, Folge 35: So klingen die elf WM-Gastgeberstädte

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Erinnert ihr euch an die Korobka? Viele russische Kinder haben in dieser Art Käfig, den man oft in russischen Wohngebieten findet, zum ersten Mal Fußball gespielt. Manchmal hängt dort zusätzlich auch noch ein Basketballkorb – Hauptsache, was mit Bällen. Seit letzter Woche weiß ich nun, wozu so eine Korobka im russischen Winter gut ist: Einfach den Boden fluten, gefrieren lassen, und siehe da: ein Eishockeyfeld! Puck statt Ball – hier ein kleiner Schwenk.

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⚽ Wird eine Heuschreckenplage über die Stadien der Fußball-Weltmeisterschaft herfallen? Ja, sagt ein Abteilungsleiter im russischen Landwirtschaftsministerium. Nein, sagt der Leiter des WM-Organisationskomitees. Welche der beiden Meinungen in mehr Medienberichten zitiert wurde, könnt ihr euch selber denken. Aber gut, Dementis machen halt auch Arbeit und sind eher unsexy.

Darum hier schon mal prophylaktisch meine extrem subjektive Einschätzung: Auch in Blut verwandeltes Wasser, Frösche, eine Viehpest, schwarze Blattern, Hagel, Finsternis und den Tod aller Erstgeborenen werden wir diesen Sommer in Russland eher nicht erleben. Nur bei den Punkten „Stechmücken“ und „Stechfliegen“ sind sich die Propheten noch unsicher. Nein! Doch! Oh!

⚽ Guus Hiddink hat fünf verschiedene Nationalmannschaften trainiert, darunter die russische. Eine gute Ausgangslage, um sich zu den Chancen des russischen Teams bei der WM im eigenen Land zu äußern. Nach dem Confed-Cup neigt Hiddink nicht zu übermäßigem Optimismus: Russland habe gute Momente gehabt, aber auch Schwächen gezeigt. Daraus auf das Abschneiden bei der WM zu schließen, sei also schwierig.

Was Hiddink sonst noch zu sagen hat? Das, was jeder, der den russischen Fußball analysiert, als Knackpunkte ausmacht: Zur professionellen Entwicklung sei es möglicherweise gut, wenn russische Spieler sich auch mal bei ausländischen Vereinen bewähren müssten, wo die Konkurrenz größer ist. Und dass der russische Fußball endlich eine anständige Nachwuchsförderung braucht, das hat Hiddink nach eigenen Worten schon 2010 angeregt. (Den ganzen Artikel gibt es auf Seite 8 in diesem PDF.)

⚽ Gleiches Thema, anderer Gesprächspartner: Kevin Kuranyi, der ja einige Jahre bei Dynamo Moskau gespielt hat, hat sich vom russischen Staatssender RT interviewen lassen. Neben ein paar Höflichkeiten (Kuranyi vermisst Borschtsch und den Roten Platz) geht es auch hier um die Chancen der russischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft.

Großes Potential sehe er beim Team, so Kuranyi, nach „einigen schweren Fehlern“ in der Vergangenheit werde es Russland deshalb definitiv über die Gruppenphase hinaus schaffen – erst recht im eigenen Land, mit den eigenen Fans im Rücken. Und Kuranyis Zukunft? Er kann sich da durchaus eine Rückkehr nach Russland vorstellen, als Trainer oder in einer ähnlichen Rolle.

⚽ Manchmal fühlt es sich an, als hätte inzwischen jede Webseite, jeder Radiosender, jede Zeitung die elf Austragungsorte der Fußball-WM vorgestellt. Aber nun ist mir etwas begegnet, das mir tatsächlich neu war: Eine Musik-Weltkarte. Für 3000 Orte kann man dort nachsehen, was derzeit das meistgehörte Lied bei YouTube ist. Das ist doch vielleicht ganz nützlich für deutsche Fußballfans, um sich ins Gastgeberland schon mal ein bisschen reinzuhören.

Tatsächlich sind die elf Gastgeberstädte genau aufgeteilt: In Kaliningrad, Saransk, Rostow, Sotschi und Wolgograd hören die Leute am liebsten „Troll“:

In Kasan, Samara, St. Petersburg, Jekaterinburg und Nischni Nowgorod liegt dagegen „Rosowoje Wino“ vorne, was übersetzt „Rosé(wein)“ bedeutet.

Was ist nun besser, komischer, absurder? Das „Troll“-Video, in dem ein Mann am Bananentelefon mit einer Frau am Hummertelefon spricht? Oder doch der „Rosowoje Wino“, wo ein Mann mal mit durchsichtigem Regenschirm und mal mit Ramennudeln und Essstäbchen in der Hand singt und tanzt? Macht es einen Unterschied, dass der erste Clip wahrscheinlich absichtlich lustig ist und der zweite möglicherweise ernst gemeint? Schwer zu sagen, ich fühle mich da wie Moskau, die elfte WM-Stadt. Die liegt auf der Landkarte genau im Grenzgebiet zwischen Troll-Land und Rosé-Land.

⚽ Die Zeitung „Wedomosti“ hat diese Woche einen Text veröffentlicht, der einen guten Einblick in die Weltmeisterschafts-Logistik gibt. Es geht vor allem um die Firma „Match Accommodation“, die für die FIFA – also für Offizielle, für Mannschaften, für Dienstleister – Hotelunterkünfte während des Turniers organisiert. Gut vier Monate vor dem Eröffnungsspiel hat Match Accommodation nun ein Drittel der ursprünglich reservierten Hotelbetten wieder freigegeben, weil inzwischen klarer wird, welche Teams, und damit auch welche Mitarbeiter, sich wann in welcher Stadt aufhalten.

Für Otto Normalfan macht das beim Hotelbuchen keinen großen Unterschied, dazu ist die absolute Zahl der jetzt frei gewordenen Betten zu niedrig. Als detaillierter Einblick in einen Bereich der WM-Vorbereitungen lohnt der ganze Artikel dennoch das Lesen.

⚽ Angenommen, ihr habt Pech. Angenommen, ihr habt Geld. Trifft beides zusammen, dann seid ihr unterm Strich immer noch fein raus, jedenfalls in Sachen WM-Tickets: Wer auf dem regulären Weg nicht an Karten für sein Lieblingsspiel kommt (weil zum Beispiel zu viele andere das Spiel ebenfalls sehen wollen), kann dieses Problem lösen, indem er es mit ordentlich Geld bewirft. Das Zauberwort – okay, die beiden Zauberwörter – heißen: „Hospitality Package“.

Wer gewillt ist, rund 1300 Euro in die Hand zu nehmen, kann beispielsweise jetzt sofort eine Karte für Deutschland – Mexiko am 17. Juni buchen. Dafür kriegt der solvente Gast dann nicht nur einen Sitzplatz, sondern wird an einem separaten Eingang von lächelnden Hostessen persönlich eingewunken, bekommt Getränke und Essen (vermutlich nicht gerade auf Bier-und-Bratwurst-Niveau) und am Schluss noch ein Geschenk zum Mitnehmen. Das mit den 1300 Euro pro Ticket ist übrigens nur die niedrigste „Hospitality“-Stufe. Wer Deutschland beim Spiel gegen Mexiko lieber aus einer privaten Suite zujubeln will, kann das für 43.000 Euro pro Ticket tun.

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⚽ Wechselnde Bauunternehmen. Verzögerter Baubeginn. Sumpfiger Boden. Schlechtes Baumaterial. Nicht gezahlte Löhne. Streikende Bauarbeiter. Sports.ru schreibt über „Das problematischste Stadion der WM 2018“ und meint damit das in Kaliningrad. Allein schon die Infografik dazu – man scrollt und scrollt, und es wird immer schlimmer. Ein Gebäude, bei dessen Inspektion nicht mal die VIP-Toiletten akzeptabel waren. Mehr dazu hier.

⚽ Es. Ist. Immer. Noch. Winterpause. Wenig zu erzählen also aus dem russischen Ligafußball, höchstens mal ein Transfer oder eine Spielerfrau, die sich daneben benimmt. Aber immerhin, es gibt ja noch Denis Tirin. Als Sportfotograf hat er früher bei Championat.ru gearbeitet, inzwischen ist er bei ZSKA Moskau und darum aktuell mit der Mannschaft im spanischen Trainingslager.

Dort ist eine Fotoreportage entstanden, die neben typischen Trainingssituationen auch ein paar ungewohnte Motive zeigt: Stell dir vor, du liegst auf der Massagebank, und plötzlich krabbelt ein Fotograf unter dir lang. Stell dir vor, du bist ein Vogel und plötzlich sind da diese lauten Sportler auf deinem Rasen. Stell dir vor, du hast so hart trainiert, dass dein ganzes Gesicht nur noch aus Schweißtropfen besteht. (Alle Bilder hier.)

⚽ Und wenn sie dann irgendwann mal vorbei ist, die Winterpause? Dann sollten sich Russlands Fußballfans schon mal auf eine Überraschung einstellen, schreibt Bombardir.ru. Der FK Rostow, aktuell Zehnter in der Tabelle, werde es allen zeigen, heißt es dort. Ende Dezember hat der Club Waleri Karpin als Trainer verpflichtet, der mit kurzer Unterbrechung von 2009 bis 2014 Spartak Moskau trainiert hat. Unterstützung bekommt er vom frisch aus England heimgekehrten Leonid Slutsky – auch keine kleine Nummer.

Dazu noch eine Reihe früherer Spartak-Spieler und die drei Isländer Sverrir Ingason, Ragnar Sigurðsson und Björn Sigurðarson (die letzten beiden frisch eingekauft) – für Bombardir sind das alles Gründe, warum sich Rostow in der Rückrunde besser schlagen wird als bisher. Nur die Leser sehen das anders: Bei der Abstimmung unter dem Artikel geht die Mehrheit von ihnen davon aus, dass der Club auch zum Ende der Saison irgendwo in der Tabellenmitte rumdümpeln wird.

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Zum Schluss noch ein kleiner Dialog. Der Gesprächspartner arbeitet bei einem internationalen Medienkonzern, und wir unterhalten uns darüber, wie verschiedene Redaktionen die WM-Berichterstattung organisieren, wen sie wann wohin schicken und so weiter.

„Weiß du, bei uns gibt es einen Sport-Kollegen, bei dem sich zwei Termine überschneiden. Darum kann er nicht bei der ganzen WM dabei sein, sondern nur die ersten beiden Wochen.“ – „Und jetzt?“ – „Naja, sie haben ihm halt die englische Mannschaft zugeteilt.“

Bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 26: Moskau, Kasan, Sotschi

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Das war eine fleißige Woche seit der letzten Russball-Folge: Am Mittwoch haben Max-Jacob Ost und ich uns für seinen Rasenfunk-Podcast über den Fußball in Russland und vor allem die Vorbereitungen auf die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer unterhalten: Russland vor der WM 2018 – Kurzpass 044.

Freitag dann die WM-Auslosung (dazu unten mehr), und am Montag hat VICE ein Interview gebracht, für das René Bosch und ich vor allem über Tipps für deutsche Fußball-Fans gesprochen haben, die nach Russland reisen wollen: Hotelpreise, Sprachkenntnisse, Visum, die wichtigsten Apps, die man vorher runterladen sollte. Und um meinen Lieblingsitaliener hier in Moskau ging’s auch: Was erwartet Fans in Russland?

Sowohl Max als auch René verdanke ich auch einige neue Blog-Leser, Twitter-Follower, Newsletter-Abonnenten – wie schön, herzlich willkommen! Heute geht’s fast ausschließlich um die WM, zum Start mit einem Blick auf die drei Städte, in denen die deutsche Mannschaft ihre Gruppenspiele austrägt.

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⚽ Muss ich Moskau überhaupt noch erklären? Kommt doch ständig vor hier, bei Russball und in den anderen Blogposts. Es ist die Stadt, wo die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in jedem Bus mitfahren. Wo man das Leitungswasser besser nicht trinkt. Wo man im Sommer so schön Boot fahren kann oder sogar segeln. Die Stadt, wo du in der Metro-Station hoch gucken und die Liebe sehen kannst. Alles Dinge, die man hier als Fan erleben kann.

Was muss man fußballtechnisch über die Stadt wissen? Sie ist schuld daran, dass an der WM zwar zwölf Stadien, aber nur elf Städte beteiligt sind. Moskau darf zweimal ran, mit dem Luschniki-Stadion und dem von Spartak. Passt aber irgendwie ins Bild, schließlich hat diese Stadt auch gleich fünf große Fußballvereine hervorgebracht: Lokomotive Moskau, Dynamo Moskau, Spartak Moskau und ZSKA Moskau spielen in der ersten Liga, Torpedo Moskau in der dritten. Und wo wir schon mit Zahlen hantieren: Bei Lokomotive sind Russlands Fußballzwillinge beschäftigt, Alexei und Anton Miranchuk, beide auch Nationalspieler.

⚽ Dann also Kasan. Ich war da immer nur im Winter – das Erlebnis, mit Eisfischern ins Gespräch zu kommen, werden die deutschen Fußballer und ihre Fans im Juni wohl nicht haben. Dafür kann, wer immer hierher reist, eine russische Stadt erleben, in der Islam und Orthodoxes Christentum gleich stark vertreten sind – im örtlichen Kreml stehen die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale und die Kul-Scharif-Moschee nicht weit voneinander entfernt. (Hier sieht man die Moschee bei Google Arts & Culture.)

Interessant an Kasan ist auch, dass Lenin hier studiert hat – einen Seminarraum, in dem er damals saß, kann man immer noch im Originalzustand besichtigen. Direkt vor dem Uni-Gebäude steht außerdem eine Lenin-Statue, die man aber kaum als Lenin erkennt. Keine Halbglatze, kein Bart, kein visionär ausgestreckter Arm. Der Kasaner Lenin sieht halb nach Babyspeck aus und halb nach Boygroup. Ist halt noch Student.

Ich wollte hier jetzt eigentlich noch was über die Kasan-Arena schreiben (laut WM-Werbung „das einzige Fußballstadion der Welt, in dem zwölf Schwimm-Weltrekorde aufgestellt wurden“). Dann habe ich einen Freund, der Sportreporter ist und bei ebendiesem Schwimm-Turnier war, gefragt, was potentielle WM-Reisende noch über Kasan wissen sollten. Er möchte ungenannt bleiben, weist aber darauf hin, dass es an der Bauman-Straße – Kasans Fußgängerzone – den Club „Coyote Ugly“ gibt. Dort tanzen Damen mit viel Energie und wenig Kleidung auf dem Tresen, und wenn, sagen wir mal, ein deutscher Sportreporter den Raum betritt, wird er zu einem besonderen Ritual genötigt: Man setzt ihm einen Bauarbeiterhelm auf, dann klopft ihm eine der Tänzerinnen kräftig mit einem Baseballschläger auf den Kopf. Anschließend muss er einen Wodka auf Ex trinken, und dann wird geschaut, was passiert. Kostet 15 Euro, umgerechnet.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er die Geschichte als Warnung oder als Empfehlung gemeint hat.

⚽ Sotschi schließlich ist die dritte Stadt, in der die deutsche Nationalelf eines ihrer Gruppenspiele austragen wird. „Man kann den Fußballfans in Sotschi nur gratulieren zu dieser ausgezeichneten Auswahl an Teams“, schreibt eine lokale Nachrichtenseite. Interessant wird jetzt auch, ob sich das DFB-Team daraufhin nun entscheidet, wie während des Confed-Cups wieder in Sotschi zu wohnen. In den Worten von Leon Goretzka: „Es ist nicht das Verkehrteste auf der Welt, beim Frühstück aufs Meer zu blicken.“ Wer von Sotschi spricht, meint übrigens meist Adler, den etwas abseits gelegenen Vorort, in dem die olympischen Sportstätten wie auch das Fischt-Stadion liegen.

Die Gebäude des Olympischen Dorfs sind heute Hotels, es gibt also genug Unterkünfte der Kategorie „einfach, aber sauber“. Allerdings wohnt man dort dann ziemlich in der Pampa: links Hotel, rechts Hotel, kaum Busse. Selbst, wenn man sich mit dem Taxi in die Nähe vom Stadion bringen lässt, kann es gut noch mal 30 bis 45 Minuten Fußweg bedeuten, bis man am richtigen Eingang ist. Aber vielleicht gibt es während der WM ja einen Shuttle-Service.

Wer die Dreiviertelstunde nach Sotschi fährt – auf der Strecke gibt es einiges an Busverbindungen, mit teils recht drastisch argumentierenden Busfahrern – kann dort nicht nur im Hafen Wladimir Putins offizielle Yacht liegen sehen. Es lohnt sich auch unbedingt, in den botanischen Garten zu gehen. Vor zwei Jahren ist mein Moskauer Chor im Hochsommer bei einem Musikwettbewerb in Sotschi angetreten, und dieser Garten war so ziemlich der einzige Ort, wo man tagsüber gleichzeitig draußen und trotzdem im halbwegs Kühlen sein konnte.

⚽ Erst mal nicht in Sotschi spielen darf die Mannschaft von Brasilien – sie tritt in der Gruppenphase in Moskau, St. Petersburg und Rostow an. Dumm nur, dass die Brasilianer schon vor der Auslosung ihr WM-Quartier in Sotschi gebucht haben. Da löst das Moppern des Trainers über lange Anreisen dann nicht mehr ganz so viel Mitleid aus. Ähnlich sieht es auch bei den Engländern aus, die sich ja schon vor einigen Wochen für eine sowjetisch angehauchte Unterkunft irgendwo hinter Petersburg entschieden haben. Ihnen stehen nun folgende Anreisen zu den Gruppenspielen bevor:

Und überhaupt, wer sich jetzt über lange Anreisen beschwert, hat sich vermutlich vorher nicht allzu intensiv mit russischer Geographie befasst. Dabei sind Wladiwostok, Omsk, Irkutsk nicht mal Austragungsorte, der östlichste ist Jekaterinburg, was auf einer West-Ost-Achse durch Russland nicht mal auf halber Strecke liegt. Die Teams der russischen Liga müssen da für ihre Spiele um die Meisterschaft ganz andere Distanzen zurücklegen, in der zweiten Liga sind sie sogar noch länger unterwegs.

⚽ RBK hat Wirtschaftsexperten gefragt, was die Fußball-WM Russland wohl an Geld bringen wird. Das Ergebnis ist ernüchternd: „Aller Wahrscheinlichkeit nach ein Verlustgeschäft“ erwartet ein Analyst der Raiffeisenbank, ein anderer Fachmann sieht die Auswirkungen auf Russlands Wirtschaftswachstum „im Bereich…..“. Alles, was da kurzfristig an neuen Jobs in Hotels, Restaurants usw. geschaffen werde, breche quasi Mitte Juli wieder weg.

Unterm Strich sagt RBK daher 0,2 Prozent Wirtschaftswachstum durch die WM voraus – trotz Prognosen, wonach angereiste Fans hier rund 3 Milliarden Dollar ausgeben werden. Dmitri Peskow, Sprecher von Präsident Putin, hat auf die RBK-Analyse mit seiner eigenen Rechnung reagiert: Schließlich seien bei einer WM nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die gesellschaftlichen Auswirkungen wichtig.

⚽ Langsam wird es Zeit, einen Weihnachtswunschzettel zu schreiben. Wobei in Russland ja Väterchen Frost die Geschenke bringt, und das auch erst an Silvester, aber egal. Dieser russische Fußballfan, der hier gerade bei Instagram die Runde macht, kümmert sich rechtzeitig:

Смешно как-то 😂#чм2018 #футбол #воображение

Ein Beitrag geteilt von Марина (@marina_budakova) am

Wer immer dieses Meme getextet hat, der ist gut im Gebrauch russischer Schimpfwörter. Auf Deutsch klingt das dann in etwa so:

– „Liebes Väterchen, ich habe nur einen einzigen Wunsch: Dass unsere Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Lande nicht völlig abkackt.“
– „Alter, bin ich ein scheiß Zauberer oder was?“

⚽ Laut „Futbol“ soll in Russlands Premjer-Liga eine Art Fan-ID eingeführt werden. Das klingt auf den ersten Blick interessant: Schon beim Confed-Cup durfte ohne Fan-ID niemand ins Stadium, genau so wird es bei der WM sein – und man muss eine ganze Menge persönlicher Daten dafür angeben. Auf den zweiten Blick reicht dann aber auch ein normaler Ausweis oder Reisepass und damit der Datensatz, den man dem Staat anvertraut hat. Einfacher gesagt: Wer ins Stadion will, muss sich in Zukunft ausweisen können.

⚽ Zur WM-Infrastruktur gehören nicht nur Stadien, Hotels, Straßen und Züge. Wenn russische und internationale Fans ihre ganzen Selfies entspannt instagrammen wollen, brauchen sie auch anständiges Internet. Allein Moskau nimmt deshalb fast 15 Millionen Dollar in die Hand, dafür sollen in der Stadt mehr als 2000 neue WLAN-Hotspots entstehen. Dabei ist Moskau im Vergleich zu deutschen Großstädten schon jetzt super aufgestellt: Kostenloses WLAN in der Metro, in Parks, in vielen Bussen und Taxen, dazu in so gut wie allen Cafés und Museen. Ach so, und mobiles Internet – LTE natürlich – für ein paar hundert Rubel im Monat hab ich schon gesagt?

⚽ Leonid Sluzki ist wieder auf dem Markt. In seinem halben Jahr bei Hull City hat Russlands früherer Nationaltrainer nur vier Siege seiner Mannschaft erlebt, das war dann doch zu wenig. Für Hull heißt das: Schon wieder einen neuen Trainer suchen, den vierten seit Sommer 2016. Und für Sluzki? Kann gut sein, dass die Episode eher für als gegen ihn zählt – Erfahrung als Trainer in England, wer hat das in Russland schon?

Die Sluzki/Hull-Bilanz von Sports.ru klingt denn auch so: „Er holte 2017 zwar nur vier Siege, aber er lernte Englisch, arrangierte sich mit Spielern und Fans, deren Mentalität ihm fremd war, und war mit einer ganz anderen Art von Leistungsdruck konfrontiert.“ Erfahrungen, so der Kommentator, die Sluzki so in Russland nicht hätte machen können und von denen er in den nächsten Karriere-Jahrzehnten profitieren könne. Kann also gut sein, dass der ein oder andere russische Verein schon die Fühler Richtung Sluzki ausstreckt. (Wer übrigens, wie ich, bisher nicht wusste, warum Sluzki seine Karriere als Profifußballer früh beenden musste: Einfach mal ans Ende von diesem Guardian-Artikel hier scrollen. Ooooohhhh!)

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Mann, das ist heute eine lange Russball-Ausgabe geworden – und ich hab sogar noch ein paar zeitlose Links aufbewahrt für nächste Woche. Zum Schluss noch zwei Artikel, zu denen man nicht viel erklären muss, die aber in den nächsten Monaten für potenzielle Russland-Reisende nützlich sein könnten: Ein Überblick über alle russischen WM-Stadien und ein zweiter über die Zeitzonen, in denen sie liegen. Wer jetzt immer noch nicht genug hat: Alle alten Russball-Folgen zum Nachlesen gibt es hier. Bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 21: Was ihr bei der Fußball-WM um den Hals hängen habt

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Diese Russball-Folge muss am Anfang kurz mal Dänball sein. Wir waren eine wunderbare Woche lang auf Fanø, vier Große, zwei Kleine – oder anders gesagt, zwei Schalker und vier mehr oder weniger langjährige BVB-Fans. Was tut man nicht alles, um dem Patenkind und seinem Bruder vorzuleben, dass es noch andere Optionen gibt: „Stimmt, das ist cool, dass da jemand einen Drachen steigen lässt, der aussieht wie die BVB-Biene. Aber hast du dir mal den restlichen Himmel angeguckt? Alles blau und weiß!“

Auf der Insel gibt es auch eine Schule, flankiert von einer Bücherei, allerlei Kletter- und Hüpfmöglichkeiten und einer Sportanlage. Nicht nur für Schüler, sondern offen für alle. Beeindruckt hat mich dort der Aushang am Fußballfeld, der vor allem im Herbst und Winter nützlich ist: Schicke eine SMS an diese Nummer, und die Beleuchtung wird für eine Stunde eingeschaltet.

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Sehr einfach, sehr schlau – jetzt wüsste ich nur noch gerne, ob das automatisiert ist oder am anderen Ende ein Mensch sitzt, der einen Lichtschalter drücken muss. So oder so: Falls ihr Fußball spielenden Kindern eine Stunde Strom organisieren oder einfach als Kunstprojekt mitten in der Nacht einen dänischen Bolzplatz beleuchten wollt: Die Ländervorwahl ist +45, der Rest steht auf dem Zettel.

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⚽ Sports Illustrated hat einen Auszug aus dem Buch „Under the Lights and In the Dark: Untold Stories of Women’s Soccer“ veröffentlicht. Es geht um die junge amerikanische Fußballerin Danielle Foxhoven, die 2012 für Energija Woronesch gespielt hat – eine gruselige Erfahrung. Kurzentschlossen hatte sie dem Club zugesagt, nachdem ihr Job bei einem US-Verein weggebrochen war. Der Artikel beginnt mit einer krassen Szene, in der ihr russischer Trainer sie ins Gesicht schlägt, weil sie sich auf den kalten Boden gesetzt hat. Es folgen Sexismus, Beschimpfungen, als Vitamine getarntes Doping.

Man kann das kaum lesen, ohne sich zu fragen, wie leidensfähig man als Profisportlerin eigentlich sein muss – und wie naiv man sein kann: Tabletten einfach schlucken, unerklärte Spritzen einfach akzeptieren. Wer über den Buchauszug hinaus weiterlesen will: Danielle Foxhoven hat über ihre Zeit in Russland gebloggt. Hier etwa über den traurigen Entschluss, mit dem Russischlernen aufzuhören: Sonst, so die Logik, würde sie noch mehr von den Seitenhieben ihrer Mitspielerinnen verstehen.

⚽ Dass Moskaus renoviertes Luschniki-Stadion mit einem Freundschaftsspiel gegen Argentinien wiedereröffnet werden soll, ist ja schon ein paar Tage bekannt. Neu sind aber die Infos, die RBK zu den Kosten für dieses Spiel recherchiert hat. Demnach zahlt Russland rund eine Million Dollar, damit die Argentinier dem Eröffnungsspiel den nötigen fußballerischen Glanz verleihen.

Bemerkenswert sind an dem RBK-Bericht zwei Details. Zum einen zitiert er einen Experten mit den Worten, Argentinien verlange normalerweise eher zwei Millionen pro Spiel. Der Russland-Rabatt entstehe dadurch, dass aktuell „alle Nationalmannschaften froh darüber sind, im Land der nächsten Weltmeisterschaft zu trainieren.“ Derselbe Experte veranschlagt dann auch noch schnell, welcher Anteil der Millionensumme dafür fällig wird, dass Lionel Messi mit anreist: zwischen 35 und 50 Prozent. So fühlt es sich also an, argentinischer Nationalspieler, aber nicht Messi zu sein: Schau mal, der da drüben ist genau so viel wert wie wir restlichen alle zusammen.

⚽ Neuer Tabellenführer in der Premjer Liga: Lokomotive Moskau hat den bisherigen Spitzenreiter Zenit St. Petersburg sowas von geschlagen – 3:0, und das auswärts. Zwei der Tore hat Jefferson Farfán geschossen, das dritte für Alexei Mirantschuk vorbereitet, das sah dann so aus:

Was heißt das nun für die restliche Saison? Einerseits ist der Verlust der Tabellenspitze noch keine Krise. Zenit war im vergangenen Jahrzehnt viermal russischer Meister, Lokomotives letzte Meisterschaft war 2004. Andererseits, das fasst der Chefredakteur von Russian Football News hier gut zusammen, haben die Moskauer eine deutlich leichtere Rückrunde vor sich. Bei Lokomotive jedenfalls ist der Jubel groß – schließlich bedeutet der Spitzenplatz auch, dass man vor den drei Lokalrivalen ZSKA, Spartak und Dynamo liegt.

⚽ Noch 225 Tage bis zur Fußball-WM, dazu machen hier gerade zwei Zahlen die Runde. Zum einen werden die Kosten für das Turnier höher liegen als bisher geplant: 678 Milliarden Rubel statt 643,5 Milliarden – umgerechnet ist das ein Anstieg von rund 500 Millionen Euro. Warum? Die offizielle Verlautbarung nennt keine Gründe. Aber solche Preissteigerungen sind bei Großereignissen nicht unüblich – und in Russland, wir erinnern uns an den Stadionbau in St. Petersburg, erst recht nicht.

Auch Zahl Nummer zwei liegt höher als bisher erwartet, das dürfte allerdings die meisten WM-Teilnehmer freuen. Die FIFA erhöht das Preisgeld, um das die Mannschaften bei der Weltmeisterschaft konkurrieren. 344 Millionen Euro oder, schön rund, 400 Millionen Dollar sind nun im Topf. Wer schon in der Gruppenphase ausscheidet, nimmt 8 Millionen mit heim, dem Weltmeister winken 38 Millionen. Alle Stufen dazwischen hier zum Nachlesen.

⚽ Falls ihr zur Weltmeisterschaft nach Russland kommen wollt, werdet ihr übrigens das hier um den Hals hängen haben – das neue Design wurde gerade vorgestellt:

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Die Fan-ID ist, wie schon beim Confed-Cup diesen Sommer, der Ausweis, ohne den nichts geht. Nur wer ihn vorzeigen kann, darf ins Stadion – die Eintrittskarte allein reicht da nicht. Auch wer ohne Visum einreisen oder einfach nur kostenlos mit der Metro zum Stadion fahren will, braucht die Fan-ID.

Was mich übrigens interessieren würde: Warum ist die ID das einzige, was zwar zur WM gehört, aber nicht im WM-Design gestaltet ist? Dieses Planschbecken-Stadion, aus dem da der Ball raushüpft, hat nichts mit dem Look des Turniers zu tun. Nicht mal die Schrifttype stimmt, das müsste Duscha (Душа) sein. Beim Confed-Cup war das auch schon so – was es nicht leichter macht, wenn man versucht, den Ort zu finden, wo man seinen Ausweis abholt.

⚽ Maslow, Maslow, warum kommt mir der Name noch mal bekannt vor? Ach ja, die Bedürfnispyramide, damals im SoWi-Unterricht. Erfunden hat sie Abraham Maslow, dessen Namensvetter Denis heute Geschäftsführer beim FK Amkar Perm ist. Und es wäre mir ein akutes Bedürfnis, dass der Mann seine schwulenfeindlichen Statements künftig für sich behält – oder ihm zumindest ordentlich Kritik entgegenschlägt, wenn er sowas hier sagt:

„Schwule im russischen Fußball? Gottseidank bin ich noch keinem begegnet und ich hoffe, das bleibt auch so. (…) In der Bibel steht, dass Gott Adam und Eva schuf, nicht Adam und Adam.“ Bei den Spieler von Perm sei er sich jedenfalls sicher, dass alle „eine traditionelle Orientierung“ haben, behauptet Maslow weiter: „Alle Jungs sind entweder verheiratet oder leben mit ihrer Freundin.“ (Was, die leben unverheiratet zusammen? Was sagt denn da die Bibel?)

Lenta.ru protokolliert Maslows Äußerungen und weist zur darauf hin, dass es in Europa durchaus offen schwule Männer im Fußball gibt: Thomas Hitzlsperger als Profifußballer, den Briten Ryan Atkin als Schiedsrichter. Und ich frage mich, ob man da unten auf die Fan-ID vielleicht nicht nur „Say no to racism“ drucken könnte, sondern auch „Say no to homophobia“. Oder, ganz schlicht, „Don’t be an idiot.“

⚽ Zum Runterkommen eine kleine Nachricht von der Rheinland-Russland-Schiene. Normalerweise ist Konstantin Rausch ja immer der FC-Köln-Spieler, der auch zur russischen Nationalmannschaft gehört. Heute also mal andersrum: Der russische Nationalspieler Konstantin Rausch hat seinen Vertrag beim 1. FC Köln verlängert und bleibt nun bis 2021. Soundtrack zur Entscheidung: Wat och passeet, dat Eine es doch klor: Mer blieven, wo mer sin, schon all die lange Johr.

⚽ Begonnen hat diese Russball-Ausgabe mit einer leidensfähigen Fußballerin, enden soll sie also mit zwei nicht minder unerschütterlichen Nachwuchsmannschaften. Am Samstag sollten die Jugendteams des FK Amkar Perm und des FK Ural gegeneinander antreten – in Perm, also fast schon im asiatischen Teil Russlands. Anfangs war das auch ein ganz normales Spiel. Bis zur 35. Minute.

Nein, das ist kein Nebel. Das ist Schnee.

Viel Schnee.

Verdammt viel Schnee.

Wie sagt man noch mal „Abbrechen wegen Unbespielbarkeit“ auf Russisch? Keine Ahnung, und auch egal. Die 90 Minuten wurden ganz normal runtergespielt, nur der schwarzweiße Ball gegen einen bunten ausgetauscht. Am Ende stand es 5:1 für die Gastgeber; die dann vor lauter Glück noch eine endlose Fotostrecke des Schneematches veröffentlicht haben.

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Während ihr das hier gelesen habt, bin ich auf dem Weg nach Tiflis – das Team von Coda Story, zu dem ich als Social Media Editor gehöre, trifft sich dort zur Redaktionsklausur. Mal sehen, vielleicht erzählt ja jemand am Rande eine interessante Geschichte vom georgischen Fußball. Die lest ihr dann nächsten Mittwoch hier – bis dahin, macht’s gut!



 

Russball, Folge 8: Was betrunkene Fans bei der WM erwartet

Russball kscheib Suus Agnes 2 signed

Die neue Russball-Folge beginnt mit der Gewissheit, dass Slapstick immer noch existiert und funktioniert. Beweis: der Versuch von Juri Sjomin, Trainer von Lokomotive Moskau, eine Wasserflasche wegzukicken. Die Flasche war danach weg, Sjomins Schuh allerdings auch. Gibt es das auch als GIF? Aber natürlich gibt es das auch als GIF.

Schön auch: Der Twitter-Account @welcome_2018, der Vorfreude auf die Fußball-WM im kommenden Jahr schüren soll, berichtet oft und gerne davon, wie gut alles beim Bau der Stadien vorangeht. Diesmal gab es ein echtes Knüllerbild: Im Stadion in Rostow sprießen die ersten Grashalme!

Gut, dass das mal einer dokumentiert hat.

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⚽ Jewgeni Brjun hat einen Plan. Der Mann ist (wörtlich übersetzt) oberster Psychiater-Narkologe des russischen Gesundheitsministerium, kennt sich also aus mit Betäubungsmitteln und ihren Auswirkungen auf die Psyche des gemeinen Fußballfans. Und da bei der Fußballweltmeisterschaft „die Anwesenheit betrunkener Fans unvermeidlich ist“, will das Ministerium laut Westi eine Einrichtung wiederbeleben, die vor allem in der Sowjetunion verbreitet war: die Ausnüchterungszentren.

Wer in Deutschland so betrunken ist, dass er der Polizei auffällt, landet vielleicht in einer Ausnüchterungszelle oder, in extremen Fällen, im Krankenhaus. In Russland dagegen gab es seit dem frühen 20. Jahrhundert die вытрезвители (Wytreswiteli), spezielle Einrichtungen für die nicht lebensgefährlich Betrunkenen. Abwarten, kalte Dusche, den Rausch ausschlafen, oft in Gruppenzimmern, anschließend dafür bezahlen (in den Achtzigern in Moskau zum Beispiel zwei Kopeken).

Erst vor wenigen Jahren wurden alle Ausnüchterungszentren geschlossen, nun soll es sie also bald wieder geben, jedenfalls in den WM-Gastgeberstädten. In einem TASS -Text umreißt ein anderer Offizieller den Zweck der Zentren so: „Ausnüchtern, eine Strafe bezahlen  (…) und nach Hause gehen.“

⚽  „Lorem ipsum dolor sit amet.“ Wer einfach irgendeinen Fülltext braucht, nimmt gerne diesen. Schwieriger wird es schon, wenn der Text nach etwas Bestimmten aussehen soll und von ihm abhängt, ob Fernsehzuschauer einen Plot glaubwürdig finden. In der Serie „The Americans“ etwa kommt in Folge 11 der aktuellen Staffel eine Kladde vor, in der eine Russin, die unter Korruptionsverdacht steht, die Namen ihrer Kontaktpersonen festgehalten hat.

Was schreibt man da rein, damit es hübsch authentisch-russisch aussieht? Die Antwort machte diese Woche hier in Russland bei Twitter die Runde: lauter Namen russischer Fußballspieler und -trainer.  Wladimir Granat, Wiktor Wassin,  Rolan Gussew… wer die komplette Liste der Fußballschurken selbst entziffern möchte, kann das hier:

⚽ Bombardir.ru will wissen, welcher russische Spitzenverein auch bei Social Media spitze ist und hat sich darum acht Vereine vorgenommen: Zenit St. Petersburg, Spartak Moskau, ZSKA Moskau, Lokomotive Moskau, Dynamo Moskau, Rostow, Krasnodar und Rubin Kasan. Beim Ranking nach Followern liegt Zenit ganz vorne: 979.358 bei Facebook, 844.344 bei VKontakte, 840.000 bei Twitter und 288.000 bei Instagram, das ist der Sieg in allen Disziplinen des digitalen Vierkampfs.

Auch gemessen an den Interaktionen der Fans gewinnt Zenit deutlich: die meisten Likes, die meisten Shares. Wer sich für die genauen Zahlen und Platzierungen der einzelnen Vereine interessiert, findet den detaillierten Artikel hier. Außerdem gibt es kurze Einzelkritiken dazu, wie sich die acht Clubs inhaltlich in sozialen Netzwerken positionieren. 

⚽ „Wie sich zeigt, kommt der beste Torschütze der Europa League aus Russland“, freut sich Sport.ru, und ich musste spontan erst mal nachgucken, wer eigentlich alles zur UEFA gehört, also bei der Europa League prinzipiell teilnehmen darf. Klar, die west- und mitteleuropäischen Länder – aber wie weit nach Asien reicht eigentlich das „E“ von „UEFA“? Ziemlich weit, wie sich rausstellt. Armenien, Aserbaidschan und Georgien im Kaukuasus, dann Kasachstan in Zentralasien und, ja, auch Russland. Insgesamt sind es aktuell acht Länder, an die Wikipedia ein dezentes Sternchen macht: „Mitgliedsland liegt vollständig oder zum größten Teil in Asien.“

Aus Russland sind dieses Mal Lokomotive Moskau, Zenit St. Petersburg und der FK Krasnodar bei der Europa League dabei, der erfolgreichste Torschütze spielt allerdings bei keinem dieser drei Vereine. Maxim Maximow ist zwar Russe, trifft aber für den FK Trakai aus Litauen – in der Europa League bisher siebenmal. Sein Trainer lässt bereits durchblicken, dass diverse Vereine Interesse an Maximow angemeldet haben, auch aus Russland.

⚽ Als Schiedsrichter bist du natürlich neutral, das steht in der Arbeitsplatzbeschreibung. Außer vielleicht, es fällt ein Tor, du stehst an der Seitenlinie und das Jubelrudel aus glücklichen Spielern bildet sich direkt vor dir. Da könntest du doch mal… nur ganz kurz… und diskret. Ha! Abgeklatscht! Hat ja keiner gesehen, oder?

⚽ Arsenal Tula hat neulich den FK SKA-Energija Chabarowsk mit 1:0 geschlagen. Ein Freistoß-Tor, alles nicht besonders spektakulär. Dass das Match hier trotzdem eine Erwähnung wert ist, liegt an einer Begebenheit vor dem Spiel, die Tula eine Strafe von 10.000 Rubel (etwa 140 Euro) eingebracht hat: Tulas Spieler haben den Fehler begangen, beim Aussteigen alle Türen des Mannschaftsbus zu benutzen. Dabei ist doch klar festgeschrieben, wie das mit dem Aussteigen zu gehen hat: „Die Fußballer sollen nur durch die vordere Tür aussteigen, und zwar in Abständen von drei bis fünf Sekunden.“

⚽ Seit Trainer Mircea Lucescu wegen Erfolglosigkeit bei Zenit St. Petersburg rausgeflogen ist, hat er Zeit. Zeit, um in langen Interviews Theorien zu entwickeln, warum russische Vereine international nicht mithalten können. Russische Klubs müssten, so Lucescu, ihre eigenen Stars heranziehen – schließlich seien ihre Einnahmen nicht so hoch, dass sie ernsthaft auf dem internationalen Transfermarkt mitbieten könnten.

„Ich war beim deutschen Pokalfinale, Bayern gegen Dortmund,“ erinnert sich der Trainer, 100 Euro habe er gezahlt für eine ganz normale Eintrittskarte. „Der Lebensstandard in Russland ermöglicht es heutzutage nicht, Tickets zu solchen Preisen zu verkaufen“, auch die Einnahmen durch Fernsehrechte seien in Russland deutlich niedriger als anderswo. Dann noch die UEFA-Regeln fürs Financial Fair Play, die begrenzen, wie sehr sich Vereine verschulden dürfen – für Lucescu alles Gründe, warum es russischen Clubs schwerfällt, Spitzenspieler einzukaufen

⚽ Lokomotive Moskau hat sein Stadion aufgehübscht – neue Leinwände, bessere VIP-Logen, mehr Souvenirstände, bald soll es auch kostenloses WLAN geben. Etwa tausend Menschen weniger passen nun ins Stadion, aber akute Überfüllung ist für den Verein ohnehin nur selten ein Problem.

Gekostet hat der ganze Spaß laut Präsident ‎Ilja Gerkus ein paar Millionen Euro, da waren dann auch noch neue Sitze und einmal frisch Anstreichen drin, beides in der Vereinsfarben – dieser Kombi aus Rot und Grün, die bei mir sofort Hunger auf Chipsfrisch von Funny-Frisch auslösen. Ilja Gerkus ist jedenfalls mächtig verliebt in seine neuen Leinwände und instagrammt darum neuerdings gerne mal sowas hier (Vorsicht, auch ihr könntet Sehnsucht nach dem Chipsregal kriegen):

⚽ Weniger begeistert haben sich im Stadion zuletzt einige Fans von Zenit St. Petersburg umgesehen. Es waren die wirklich treuen Anhänger. Die, die Geld in die Hand nehmen und sich eine Dauerkarte kaufen. Dumm nur, dass es die Plätze, die zu den Karten gehören, im Stadion dann gar nicht gab. „Wir hatten Karten für Sektor A 207, Reihe 11, Platz 16, 17 und 18“, erzählt ein Fan. Im Stadion musste er dann feststellen, dass Reihe 11 nur bis Platz 15 geht.

Erst nach mehreren Beschwerden habe der Verein sich des Problems angenommen und die Dauerkarten auf andere Plätze umgeschrieben. Wie es dazu kommen konnte? Vermutlich, weil während des Confed Cups zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung standen und diese Information im Buchungssystem nach dem Ende des Turniers nicht korrigiert wurde.

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Zum Abschluss ein Foto. James Hill hat es gemacht, wie so viele großartige Bilder aus Russland. Da steht ein zotteliges Pferd auf etwas, das mal ein Fußballplatz gewesen sein muss. Man sieht noch ein Tor, ein Klotz Birkenholz hält eine der Stangen aufrecht, das Netz ist zerfleddert. Eine Szene aus Baruta, so weit westlich in Russland, dass man fast schon in Lettland ist.

Die New York Times erzählt an diesem Dorf entlang die Geschichte vom Schrumpfen der russischen Bevölkerung, vor allem auf dem Land. Kein Fußballtext, trotzdem unbedingt lesenswert. Bis nächste Woche!



 

Russball, Folge 4: Nach dem Confed Cup ist vor der Fußball-WM

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„Fußball statt Pornostars, oder: Die deutsche Maschine fährt weiter“. Das ist doch mal ein Kracher-Einstieg, leiderleider nicht von mir, sondern von Nikolai Jaremenko. Der Chefredakteur von Sowjetski Sport versucht unter diesem Motto zu erklären, warum deutsche Fußballer derzeit so erfolgreich sind: „Die Deutschen passen sich nicht an das Spiel ihres Gegners an, sie spielen einfach ihren Fußball.“ Oder: „Sie spielen sich nicht einfach einen Pass – sie leben ihn. Sie laufen nicht einfach zum Angriff – sie atmen ihn.“ 

Und die klickträchtig erwähnten Pornostars? Weiter unten findet sich diese Behauptung: „Die Spieler heiraten keine Fotomodels oder Schönheitskoniginnen. Fast immer sind die Ehefrauen Freundinnen aus der Kindheit, alles ruhige, bescheidene Mädchen.“ Nun ja. Nach solch blumiger Prosa gönnt sich Jaremenko dann noch einen komplett verunglückten Schluss für seine Kolumne. Einfach mal hier gucken und runterscrollen, man muss kein Russisch können. 

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⚽ Immer, wenn Twitter mir einen Link der Tageswoche in die Timeline spült, gehen bei mir die Satire-Warnglocken an. Tageswoche, schon klar, haha, lustig. Ist aber offenbar tatsächlich ein ernst gemeinter Name für ein ernst gemeintes Medium. Einer ihrer Mitarbeiter hat eine dieser Reportagen geschrieben, bei denen man froh ist, dass sich andere des Themas annehmen: 60 Stunden kostenlose Zugfahrt von Kasan nach Sotschi, zusammen mit Fußballfans aus allerlei Ländern. Das Ergebnis ist ein Artikel, so lang wie die Fahrt – aber auch so interessant

⚽ Mannmannmann, dieser Brief von Julian Draxler an die russischen Fans! Wer einen Beleg braucht für den Unterschied zwischen gut gemeint und gut gemacht, kann sich das Schreiben ja mal bookmarken. Klar, sich beim Gastgeberland zu bedanken, beim Personal im Hotel, den Freiwilligen – das ist eine nette Geste, die jedem gut zu Gesicht steht. Die Fans loben, die schönen Stadien, alles gute Ideen, nicht nur um sich Unterstützung im Finale zu sichern. Aber muss das dann gleich so ein unreflektiertes Ranwanzen sein?

Drinnen schick, draußen mit Zaun und Security: das deutsche Mannschaftshotel in Sotschi
Drinnen schick, draußen mit Zaun und Security: das deutsche Mannschaftshotel in Sotschi

Natürlich hattet ihr, lieber Julian, „ein immer vorhandenes Gefühl der Sicherheit“, schließlich hat euer Hotel in Sotschi schön hohe Zäune und reichlich Wachmänner, außerdem sind autoritär regierte Staaten nun mal gut in Sekundärtugenden wie Ordnung, Sauberkeit, Sicherheit.  Vielleicht hätte man mal überlegen können, wie sicher sich hier im Lande Leute fühlen können, die eine andere Meinung haben als die Kreml-Linie. Oder der im Brief erwähnte Thomas Hitzlsperger, wenn er auf die Idee käme, hier offen als schwuler Mann zu leben. Ohne diese Gedanken jedoch ist ein Schrieb von ärgerlicher Naivität entstanden, irgendwo zwischen „mein schönstes Ferienerlebnis“ („Es schien immer die Sonne.“) und „Ich hab noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen.“ Ist ja alles nur Sport hier, keine Politik. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

⚽ Was unterscheidet den russischen Amateurfußball vom deutschen? Oliver Fritsch hat sich für den direktesten Weg entschieden, das herauszufinden, und mitgespielt. Kostprobe: „Auf dem Platz ähnelt der Amateurfußball in Russland dem in Deutschland. Das Niveau ist gut. Mein Eindruck ist, dass in Russland die Einzelaktion – das Dribbling, der Schuss – etwas höher im Kurs steht. In Deutschland wird ein bisschen härter gespielt.“

⚽ Was bleibt sonst noch vom Confed Cup? Ein leicht erhöhter Adrenalinspiegel dank einer Rundmail, die von den russischen Organisatoren kurz vor dem Finale an viele Fans geschickt wurde. Darin hieß es, man hätte ja nun Tickets fürs Finale gekauft (auch wenn man das gar nicht hatte) und solle nun auch bitte rechtzeitig am Stadion sein. In Zeiten von Phishing, Hacking und Identitätsdiebstahl fanden das viele Fans beunruhigend, in der Schweiz bei der FIFA lief die Hotline namensgemäß heiß. Ein Moskauer Bekannter bekam die Mail sogar dreimal – auf Russisch, Deutsch und Englisch. Wenn schon Unruhe stiften, dann bitte auch mit maximaler Reichweite.

⚽ Nach dem Confed Cup ist vor der Fußball-Weltmeisterschaft. Wir können uns in Russland also in den kommenden Monaten auf weitere Vorfälle nach diesem Schema einstellen: Behörden planen Bauprojekt, Umweltschützer protestieren, das hat Konsequenzen – allerdings nur für die Umweltschützer. Das haben wir bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi erlebt, jetzt beim Confed Cup beispielsweise in Kasan. Es wäre leider naiv zu hoffen, dass das anders läuft, wenn Russland im kommenden Jahr die WM ausrichtet.

⚽ Diego Maradona war ein paar Tage in Russland und hat dafür gesorgt, dass die Schlagzeilen nicht knapp werden. „Maradona: Russland, das sind Putin, schöne Frauen und Fußball“ – „Maradona bekommt einen Samowar geschenkt“ – „Diego Maradona: Ich bin bereit, Russlands Nationalmannschaft anzuführen! – „Maradona: Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich Eishockey spielen“ – „Diego Maradona möchte die russische Staatsangehörigkeit annehmen“. Alles übrigens Überschriften aus ein und demselben Medium: Sowjetski Sport hat sich über sein Exklusivinterview mit Maradona so gefreut, dass sie innerhalb von einer Woche knapp 50 Artikel mit Maradona-Überschrift veröffentlicht hat.

⚽ Noch zwei Wochen, dann beginnt die Fußball-Europameisterschaft der Frauen. Das russische Team hat gerade seine neue Mannschaftskleidung vorgestellt und wollte von seinen Twitter-Followern wissen, wie ihnen die Auswärtsvariante gefällt: 

https://twitter.com/WomenRussia/status/881814159075270657

Die kritischen Reaktionen waren durch die Bank identisch: Пижама! Schlafanzug! Vielleicht liegt es am blassmöglichsten Pastellbleu? Bei Heimspielen jedenfalls wird die Frauen-Nationalmannschaft in Knallrot auflaufen.

⚽ Anfang Mai jubelten die Fans von Spartak Moskau, weil ihr Verein zum ersten Mal seit 2001 wieder russischer Fußballmeister wurde. Nun kam raus, worüber die Vereinsführung außerdem noch jubeln konnte: Zusätzlich zum Titel auch über ein dickes Plus in der Bilanz, denn Gewinnen ist lukrativ: „Ich glaube, dass Spartak damit so um die fünf Millionen Dollar verdient hat“, zitiert Lenta.ru einen Offiziellen des russischen Fußballverbands.

⚽ Es wundert mich schon, wenn immer wieder zu lesen ist, dass die deutsche Nationalmannschaft für die WM 2018 in Russland Moskau als ihr Hauptquartier anpeilt. Inzwischen klingt es allerdings so, als wäre Sotschi ebenfalls im Rennen. Ein paar Argumente dafür kann man hier nachlesen.

Aus eigener Erfahrung würde ich noch hinzufügen: Leistungssportler in einer Stadt mit so hoher Luftverschmutzung unterzubringen wie Moskau, scheint mir nicht allzu leistungsfördernd. Wald- oder Torfbrände tragen dazu bei, Industrie, vor allem aber: 80 Prozent der Luftverschmutzung in Moskau kommt vom Straßenverkehr, will sagen: viele Autos, ständig Stau. Dass das nervt, wenn man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein muss (sagen wir mal: zum Anpfiff in einem Stadion), weiß nicht nur Kameruns Trainer. ESPN will unterdessen erfahren haben, dass bereits 18 Nationalmannschaften bei der FIFA Interesse angemeldet haben, um kommendes Jahr Sotschi zu ihrem Hauptquartier zu machen. 

 

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Zum Schluss noch ein Gruß nach Schottland. Pedro Caixinha, Trainer der Glasgow Rangers, hat mich diese Woche mit seinem Wunsch nach Bären in Russland verwirrt.

kscheib russball bären in russland

I Want Bears in Russia“ ist auf den ersten Blick ähnlich sinnvoll wie „I Want Sheep in New Zealand“ oder „I Want a Schwebebahn in Wuppertal“. Man muss Russland keine Bären wünschen, die gibt es hier so reichlich, dass es schon fast ein Klischee ist. Was will uns der Mann also sagen?

Ein wenig Rumgoogeln ergibt, dass die Fußballer der Glasgow Rangers als „Bears“ bezeichnet werden; Caixinha hofft also, dass Spieler seines Vereins bei der Fußball-WM im kommenden Jahr zum Einsatz kommen. Ich wiederum hoffe, dass euch diese Folge „Russball“ gefallen hat. Wenn ja, sagt es gerne weiter – oder abonniert hier den Newsletter:



Russball, Folge 3: Ticketpreise und „Dream Timo“ Werner

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Man vergisst ja leicht, dass es beim Fußball nicht nur um den Sport geht, sondern auch um die Gemeinschaft. Fußball schafft unverhoffte Kontakte, Fußball bringt Menschen ins Gespräch miteinander. So schön! Entsprechend begeistert war eine Moskauer Freundin von folgender Begebenheit am Flughafen:

Am Abend vorher hatten wir im Spartak-Stadion gemeinsam Russland gegen Portugal verlieren sehen, trotz unserer lautstarken Anfeuerei. Nun stand sie früh morgens an der Passkontrolle, unterwegs nach Deutschland zu einem Seminar. Auf der anderen Seite der Glasscheibe die übliche uniformierte Frau mit den üblichen Stempeln – und einer unüblichen Frage: „Na, wie war’s denn gestern Abend im Stadion? Gute Stimmung soweit?“ Nachfrage ergab: Tatsächlich bekommen die Grenzbeamten bei jedem, der Karten für den Confed Cup gekauft hat, angezeigt, wann und wo er bei welchem Spiel war. Zauberhaft, wie sich die Staatsmacht interessiert bis ins kleinste Detail. Da hat man die ganzen Daten für die Fan-ID wenigstens nicht umsonst weggeschenkt!

In Sotschi hatte ich unterdessen Gelegenheit, ebenfalls mit ein paar Leuten ins Gespräch zu kommen. Nicht nur beim mehrstündigen Selbstversuch „Fußballtickets kaufen ohne Russischkenntnisse“, sondern auch und immer wieder mit Taxifahrern. „Sie sind aus Deutschland? Hach, Oliver Kahn! Michael Ballack! Philipp Lahm!“ – „Sie sind aus Deutschland? Da war ich schon mal, in Lüdenscheid!“ – „Wie viele Einwohner hat Deutschland? 80 Millionen, und unter denen haben sie diese elf Männer für Ihre Mannschaft gefunden. Wir sind 145 Millionen – warum finden wir darunter nur solche elf Nieten für unsere Mannschaft?“

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⚽ Wir müssen mal übers Geld reden. Genau genommen darüber, wie man von einem russischen Einkommen (im Schnitt 558 Dollar, also knapp 500 Euro) Karten für ein internationales Fußballturnier bezahlen soll. Sowjetski Sport rechnet anhand des Confed Cups vor: Selbst wenn man die für Russen reservierten Tickets der Billigklasse kauft (960 Rubel/14,40 Euro), ist es damit ja nicht getan: 200 Rubel (3 Euro) für ein Bier, 250 (3,75 Euro) für einen Hot Dog. Dann vielleicht als Andenken noch ein Käppi mit Logo? Noch mal 1000 Rubel, also 15 Euro. „Und glauben Sie uns, das ist preiswert – bei der Formel 1 zahlt man 3000 Rubel für eine Kappe.“

Wladimir Leonow, Sportminister der russischen Republik Tatarstan, zu der der Austragungsort Kasan gehört, wird deshalb deutlich. Klar sei die Preisgestaltung Sache der FIFA, aber: „Wir müssen einen Blick werfen auf das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung an dem eigentlichen Ort, wo das Turnier stattfindet.“ Das will er der FIFA vorschlagen und so für die Fußball-WM 2018 Ticketpreise erreichen, die auch für Russen erschwinglich sind. (Dann erledigen sich vielleicht auch die Bilder leerer oder halbleerer Stadien.)

⚽ Was mit dem Videobeweis alles schief gehen kann, das haben die Spiele der vergangenen Tage gezeigt. Verwirrung im Stadion, weil anfangs auf den großen Bildschirmen keine oder nur verspätete Infos für die Fans angezeigt wurden. Eine gerade noch korrigierte Rote Karte für den falschen Kameruner. Der FatRef,  gleichzeitig Journalist bei AP und Unterliga-Schiedsrichter, hat weitere Pannen gesammelt. In Russland kursieren unterdessen Pläne, den Videoschiedsrichter auch bei Liga-Spielen einzusetzen.  Und ich bin immer noch fasziniert von der Second-Screen-Variante dieses Fans in der Reihe vor mir: Während bei Deutschland – Kamerun die anderen Zuschauer auf eine Entscheidung per Videobeweis warteten, rief er auf seinem Handy den Livestream auf und sprang ein paar Minuten zurück, um sich selbst ein Bild zu machen.

kscheib russball second screen sotschi

⚽ Russland hat es beim Confed Cup also nicht über die Gruppenphase hinaus geschafft, trotz aufmunternder Worte von Kevin Kuranyi. Was für die berichtenden Sportjournalisten heißt: Vorerst keine Pressekonferenzen mehr mit Stanislaw Tschertschessow, dem Trainer der russischen Nationalmannschaft. Ist das nun ein Verlust an Unterhaltungswert oder ein Gewinn an Höflichkeit? Die einen legen Tschertschessows, sagen wir mal, konfrontatives Verhältnis zur Presse unter „trockener Humor“ ab, die anderen werden deutlicher: „Nach dem Spiel gegen Portugal sprach Stanislaw Tschertschessow mal wieder mit den Journalisten wie mit Staubsaugervertretern, die ihn am Sonntagmittag aus dem warmen Bett herausgeklingelt haben.“

⚽ Apropos Confed-Cup-Aus für Russland: Da würde doch ganz gut dieses eine Meme passen, das aus diesem einen Reuters-Foto entstanden ist, wo Putin und Medwedjew im Regen stehen… Ach ja, und da ist auch schon die passende Variante unter dem Motto: „Wenn du Russland gegen Mexiko guckst“. Respekt, das ging flott! (Meine Lieblingsvariante bleibt aber die hier.)

 

Sotschi mag eines der schönsten Fußballstadien Russlands haben, dennoch droht den Menschen dort nach dem Confed Cup eine fußballerische Durststrecke bis zur WM: Gerade hat der FC Sochi bekannt gegeben, dass er sich ein Jahr Pause vom Ligafußball gönnen wird. „Die Erfolge der Mannschaft sind eher bescheiden,“ schreibt der Verein auf seiner Homepage, „wir sehen Fehler beim Management und bei den Spielern, also brauchen wir ein besseres Team.“ Zuletzt hatte der FC Sochi in der untersten Profiliga Russlands gespielt. Witali Mutko, russischer Vize-Ministerpräsident und Chef des Fußballverbandes, ist von der Entscheidung not amused – verspricht aber, die Lücke mit Länderspielen, einem Frauenfußball-Turnier und dem Granatkin-Jugendturnier im Fischt-Stadion zu füllen.

„Warum ist der russische Fußball so, wie er ist“, fragt die Website „Bombardir“ und zeigt dazu das Bild eines Spielers, der mit den Händen vorm Gesicht auf dem Rasen liegt. Es folgt „eine ultrakurze Analyse unserer Trauer“ in zehn Punkten, darunter: „Weil die Philosophie des russischen Fußballs Menschen schafft, die glauben, dass sie schon lange alles wissen und nichts mehr hinzulernen müssen“ – das gelte für Trainer wie für Spieler. „Weil bei der Mannschaftsaufstellung Freundschaft, Verwandtschaft oder gemeinsame Geschäftsinteressen wichtiger sind als Talent und Fähigkeiten.“ Dünkel, Klüngel und mehr – die ganze Liste gibt es hier.

⚽ Nach ihrem Draxler-Porträt vergangene Woche stellt die Rossijskaja Gaseta ihren Lesern diese Woche Timo Werner vor. „Dream Timo“ heißt die wortspielige Überschrift, und auch sonst ist die Begeisterung groß: „Am internationalen Fußballhimmel leuchtet ein neuer Stern“, auch wenn in Werners Karriere nicht immer alles glatt gegangen sei – die Schwalbe, die Pfiffe. Dennoch: „Es bleibt das Gefühl, dass Werner sicherlich zu denjenigen gehören wird, die in einem Jahr zurück nach Russland kommen zur Fußball-Weltmeisterschaft.“

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Ganz schön lang ist sie geworden, diese Russball-Folge. War das jetzt zu lang? Dann sagt gerne Bescheid, in den Kommentaren oder bei Twitter. Die bisherigen Folgen findet ihr hier, und dank ein paar Stunden Rumgefrickel mit Mailchimp könnt ihr Russball  auch abonnieren. Danke fürs Lesen und bis nächste Woche!



Vom Versuch, in Sotschi eine Karte für Deutschland-Kamerun zu kaufen

kscheib confed cup sotschi ticketsDass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und ich gleichzeitig in Sotschi sein würden, wusste ich vor einer Woche noch nicht. Der Besuch hier ist spontan, es ist auch nicht mein erster, die touristischen Attraktionen hab ich soweit alle durchgespielt.

Es bleibt also genug Zeit für einen kleinen Selbstversuch: Natürlich möchte ich gerne heute Abend das Spiel Deutschland – Kamerun beim Confed Cup sehen. Fehlt nur die Eintrittskarte. Und um die zu bekommen, stelle ich mich heute mal dumm und spreche kein Russisch, nur Englisch. Wie wohl die Mehrheit der ausländischen Fans, die im kommenden Jahr hierher zur Fußball-Weltmeisterschaft kommen werden.

1. Anlaufstelle: der Infostand unten im Hotel

Das ist ein bisschen gepfuscht, denn eigentlich sind die drei Damen hinterm Tresen dazu da, angereisten Journalisten und Offiziellen zu erklären, wo ihr Shuttle zum Stadion fährt. Aber es ist wenig los, ich frage kurz und bekomme dreifach simultan Auskunft in gutem Englisch: Tickets kauft man am Bahnhof, da kommt man am besten mit dem Taxi hin. Alles klar, das Taxi rufe ich per App, es kommt in 3 Minuten. Läuft.

2. Anlaufstelle: der Infostand vor dem Bahnhof

Nur leider vor dem falschen Bahnhof. Denn dummerweise wusste ich nicht, dass Adler (der Vorort von Sotschi, in dem das Stadion und auch mein Hotel liegen) zwei Bahnhöfe hat. Ich hätte nach „Adler, Olympischer Park“ gemusst, dass hier ist einfach nur „Adler“. Aber macht ja nichts, vor dem Haus steht ein Stand mit drei freiwilligen Helferinnen, geschätztes Alter: kurz vor volljährig. „Entschuldigung, wo kann ich hier Fußballtickets kaufen?“ Große Augen, Gekicher. Russische Satzanfänge. Dann nimmt eine ihren Mut zusammen und sagt, in akkuratem Schulenglisch: „Anderer Bahnhof. Bus 124.“ Und die andere ergänzt: „Oder Lastotschka. Vorortzug.“ 

3. Anlaufstelle: Fahrkartenschalter

Telegrammstil ist die Lösung, wer braucht schon ganze Sätze. Ich also: „Olympischer Park?“ – Sie so: „60 Rubel.“ – Ich so: „Danke. Wo?“ – Sie so: „Da.“ Und zeigt nach rechts. Meine Fahrkarte und ich wollen schon mal aufs Gleis, werden aber unterwegs von einer Kontrolleurin abgefangen. Sie sagt, dass man erst kurz vor der Abfahrt aufs Gleis darf, mein Zug aber erst in zwanzig Minuten kommt. Da ich heute kein Russisch kann, versteh ich das leider nicht, aber ihre Gesten sind eindeutig. Ich lasse mich also wegschicken, gehe aus dem Gebäude raus, noch ein bisschen aufs Meer gucken. Es regnet, aber Meer ist Meer. Zwanzig Minuten später sitze ich im Zug. Die Durchsagen sind auf Russisch und auf Englisch.

4. Anlaufstelle: ein Freiwilliger am anderen Bahnhof

Jetzt aber: Olympischer Park! Im diesmal richtigen Bahnhof steht ein junger Mann in Freiwilligen-T-Shirt, mit Freiwilligen-Bändel um den Hals. „Wo kann ich Tickets kaufen?“ Er sagt auf Russisch, dass er kein Englisch kann. „Tickets?“ Kopfschütteln. Als ich auf Russisch frage, ist er dagegen gleich im Thema: Tickets für die Bahn oder fürs Fußballspiel? Ah, okay, dann bitte dort aus dem Gebäude raus, die Treppe runter, dann sehen Sie’s schon.

5. Anlaufstelle: die Fan-ID-Zentrale

Echt jetzt? Dieses winzige Blechhäuschen, an dem „Kasse“ steht? Ohne ein einziges Fußball-Logo? Nein, das kann nicht sein, und das ist dann auch nicht: Hier gibt es zwar Tickets, aber nur für Leute, die in einem Elektrowägelchen übers Olympiagelände tuckern wollen. Ansonsten sieht man: Zäune, Zäune, geschlossene Türen, Sicherheitsmänner, Sicherheitshunde, Pfützen, Zäune… oh, da hinten ist ein Schild! Hier kann man seine Fan-ID abholen. Die habe ich zwar schon, aber wo es Fan-IDs gibt, gibt es bestimmt auch Leute, die sich auskennen. 

Leider hat die Freiwillige hier neben der russischen nur eine spanische Flagge am Oberteil, und Spanisch spreche ich weder heute noch sonst. Aber sie ist, wie die meisten Freiwilligen, motiviert und nett. Nachdem wir uns mit viel Lächeln und Kopfschütteln darauf geeinigt habe, dass wir uns nicht verstehen, ruft sie einen Bekannten herbei, der ein paar Meter weiter steht und nichts mit Fußball zu tun hat. Dafür weiß er, wo ich hin muss: „Aus dieser Türe raus und dann links, ein Haus mit viel Rot“ 

6. Anlaufstelle: Freiwillige. Viele Freiwillige

Aus der Tür raus und dann links finden sich einige Meter Asphalt, dann Pfützen, dann ein Zaun. Kein Haus, kein Rot. Aber da drüben, zurück Richtung Bahnhof, hat sich unter einem Wellblechdach eine Menschentraube gebildet. An den Regencapes und den großen Schaumstoff-Winkehänden erkenne ich: Freiwillige! Ein ganzes Nest! Die werden mir helfen! Was sie auch gerne wollen, nur… „Wo kann ich hier Tickets kaufen?“  – Großes Hallo, da spricht jemand Englisch! Der einsame Jungsfreiwillige dreht sich weg und starrt aufs Handy, die Mädchenfreiwilligen reden parallel auf Russisch auf mich ein. Was ich will? Ob ich Russisch kann? Ob ich eine Fan-ID abholen will?

„Eeeeeeeenglisch!“ ruft eine über den Hof, „spricht von euch irgendwer Eeeeeeeenglisch?“ Sie sind, kurz gesagt, ganz hinreißend und organisieren erst eine Freiwillige, die tatsächlich leidlich Englisch kann und um Geduld bittet, und dann sogar eine Freiwilligen-Leiterin, mit Megafon, Autorität und gutem Englisch. „Sie müssen zurück gehen Richtung Bahnhof, aber dann über den Parkplatz, über die Straße. Das Haus mit Rot außen dran.“ Ich bedanke mich, winke in die Gruppe und gehe los. Schaumstoffhände winken zurück.

7. Anlaufstelle: Das Haus mit Rot dran

Das Haus! Mit Rot! Genau genommen mit dem Confed-Cup-Schriftzug auf rotem Untergrund. Wäre dies ein Comic, man sähe in meinen Augen Fußball-Tickets. Was machen schon nasse Füße, wenn sie auf eine Tür zustapfen, über der „Self Service Terminals“ steht. Die Tür zum Ticket. Die Tür zum Glück. Die Tür ins Trockene.

Die Tür ist zu. Abgeschlossen, drinnen brennt kein Licht. Aber ein paar Meter weiter gibt es noch einen Eingang, mit einer Freiwilligen im Rentenalter. „Kann ich hier Tickets kaufen?“ – „Natürlich. Hier durch die Sicherheitsschleuse, das Handy bitte einmal da ins Körbchen, und dann da vorne anstellen.“ Je näher man dem Ziel kommt, desto leichter wird es. Als ich kurz darauf an einem Touchscreen stehe und auf die deutsche Fahne tippe, sagt eine Stimme neben mir auf Deutsch: „Entschuldigung, aber das ist nur zum Ausdrucken. Erst müssen sie dort bezahlen.“ Ein Freiwilliger, etwas schüchtern, aber spontan der Held seiner beiden Kolleginnen, die unser Gespräch mithören: Was, du sprichst Deutsch, fragt die eine auf Russisch, und als er nickt, sagt die andere nur: voll cool!

Es dauert dann alles noch ein bisschen. Schlange, Preiskategorien, wo möchte man sitzen. Dazu die ganzen Sicherheitswünsche der FIFA und des russischen Staates, ich gebe also trotz Fan-ID noch mal Geburtsdatum, Passdaten, Telefonnummer preis, werde noch einmal fotografiert. Aber gut, das ist halt so, und der nette Freiwillige steht stets einen halben Schritt daneben und guckt, ob er noch irgendwie helfen kann. Zum Abschied mache ich ihm noch ein paar Komplimente für seine Deutschkenntnisse. 

 

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Ich stehe vor dem Haus mit Rot dran im Regen und erkläre nach gut zwei Stunden den Selbstversuch für beendet. Was auch dringend nötig ist, denn ohne Russisch würde der Abzocker-Taxifahrer nicht verstehen, was ich von seiner Preisvorstellung für die Fahrt zurück ins Hotel halte. Wegelagerei dieser Art nimmt hier in Russland extreme Formen an

Was habe ich gelernt? Freiwillige sind Idealisten und versuchen zu helfen, wo und wie sie nur können. Das heißt aber nicht, dass man sich als Veranstalter einfach drauf verlassen darf, dass damit schon alles passt. Wenn das 2018 klappen soll mit den Fußballspielen in Sotschi, braucht es Englischkurse, mehr Wegweiser, generell bessere Informationen. Und bei den Fans die Bereitschaft, viel Zeit einzuplanen – und sich vielleicht zumindest ein paar Brocken Russisch draufzuschaffen.

Russball, Folge 2: Draxler, Ronaldo und Jürgen Klopp

Russball kscheib Suus Agnes 2 signed

Die zweite Russball-Ausgabe muss mit einem Dank an alle beginnen, die die erste gelesen, bei Twitter und Facebook geteilt oder sonstwie weiterempfohlen haben. Danke euch – das hat großen Spaß gemacht, zu sehen, wen das Thema alles interessiert!

Noch ein Dank: Die Grafik zu meinen Russball-Blogposts kommt von der Illustratorin Suus Agnes. Im Moment lebt sie in Sankt Petersburg und arbeitet an einer Graphic Novel, für die sie in abgelegenen Regionen Russlands Menschen zu den Umweltproblemen vor ihrer Haustür befragt. Ihre Arbeit an dem Projekt könnt ihr hier verfolgen, ich bin gespannt auf das Resultat.

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⚽ Inzwischen läuft der Confed-Cup – die Welt zu Gast bei Russen. Da werden Sportreporter zu Lyrikern, unterbeschäftigte Volunteers stehen vor dem Bolschoi-Theater in Moskau rum und hoffen, dass sie endlich mal wer was fragt, und ich merke, wie lange ich schon im Instagrammwunderland Russland lebe. Denn mein erster Gedanke bei diesem Trainings-Foto hier oben links war: „Ach guck, Benjamin Henrichs macht ein Selfie.“ (Sieht man besser, wenn man es anklickt)

Okay, ehrlich gesagt war der Gedanke eher „Ach guck, der macht ein Selfie, wer ist denn das noch mal?“ Schließlich hat Henrichs vor dem Confed-Cup erst ein Spiel für die deutsche Nationalmannschaft absolviert. Immerhin geht es ihm aber nicht wie seinen Mitspielern Marvin Plattenhardt, Kerem Demirbay, Lars Stindl, Amin Younes und Sandro Wagner: Von denen haben sie beim DFB kein einziges passendes Foto für diese schicke Ganzkörpergrafik hier gefunden.

(*Update: Der DFB hat inzwischen nachgelegt und den Spielern ein Gesicht bzw einen ganzen Körper gegeben. Vorher sah es dort nämlich so aus:)

⚽ „Er wird geschätzt für sein brillantes Dribbling und seine Fähigkeit, hohe Ablösesummen zu erzielen.“ Mit dieser Bildunterschrift stellt die Rossijskaja Gaseta ihren Lesern Julian Draxler vor, den Kapitän des deutschen Confed-Cup-Kaders.
kscheib Russball Draxler

Es folgt ein Abriss von Draxlers Karriere (jüngster Kapitän der deutschen Nationalmannschaft!), und selbst Lothar Matthäus darf sich hier noch mal äußern. Das „Königsblau“ von Draxlers erstem Club Schalke 04 übersetzt die Rossijskaja Gaseta übrigens sehr hübsch mit „Kobaltblau“. Also, liebe Mit-Schalker: Auf Russisch sind wir die „Кобальтовые“ (Kobaltowieje).

Leonid Sluzki, früherer Trainer der russischen Nationalmannschaft, trainiert in Zukunft das Team von Hull City. Die New York Times nimmt das zum Anlass für eine Analyse: Warum gibt es eigentlich so wenige Russen, die im Ausland spielen? Liegt’s am Geld, an der Konkurrenz? „Russland ist seine eigene Welt, ein Ort, wo Spieler und Trainer hingehen, aber selten herkommen.“ (Hübscher Nebenaspekt: Slutsky erzählt von seinem Vorsatz, in Sachen Englischkenntnisse möglichst bald Jürgen Klopp einzuholen.)

⚽ Letzte Woche ging es hier ja schon mal um die Behauptung, in der russischen Liga habe es vergangene Saison keinerlei rassistische Vorfälle mehr gegeben. Etwas realitätsnäher sind wohl die Zahlen, die Football Against Racism in Europe gesammelt und nun veröffentlicht hat: Ein leichter Rückgang im Vergleich zur Vorsaison, aber unterm Strich immer noch 89 Fälle von Rassismuss und Rechtsextremismus. Dazu gehörten auch antisemitische Aktionen gegen jüdische Trainer oder Vereinsoffizielle.

⚽ Das Fischt-Stadion in Sotschi ist architektonisch ein echter Hingucker. Am Montagabend war es trotzdem eher zum Weggucken: leere Plätze überall, obwohl Australien gegen Deutschland spielte. Es gibt zwar für jedes Spiel einige Billigtickets nur für russische Staatsangehörige, die anderen Kategorien sind aber deutlich teurer. Wenn ich Durchschnittsrussin wäre und im Monat umgerechnet 499 Euro verdienen würde – ich glaube nicht, dass ich davon 72, 87 oder gar 138 Euro für 90 Minuten Fußball ausgeben würde. In Sotschi sollen darum jetzt Freikarten an Schulkinder verteilt werden, damit nicht so viele Plätze frei bleiben.

⚽ Kasan hat ein neues Graffiti: ein bunter, flächiger Christiano Ronaldo. Der, nebenbei bemerkt, auf Russisch „Криштиану Роналду“ (Krischtianu Ronaldu) heißt und damit deutlich näher an der portugiesischen Originalaussprache ist als das, was wir so in Deutschland aus dem Namen machen.

https://www.instagram.com/p/BVUFt5EB_l0/

Ruptly, der Bildagentur-Ableger von RT, hat mit einem der Sprayer gesprochen, der sich weder für Fußball noch für Ronaldo groß interessiert: Die Idee für das Kunstwerk habe der Bürgermeister von Kasan gehabt, „ich selber bin kein Fußballfan, aber ich weiß, dass (Ronaldo) eine sehr berühmte Person ist. Ich habe neulich noch in den Nachrichten von ihm gehört.“ Laut AP kann das Graffiti übrigens nur sehen, wer im portugiesischen Mannschaftshotel wohnt oder arbeitet.

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Das war’s für diese Russball-Folge. Und nachdem ihr letzte Woche so freundlich dafür abgestimmt habt, hier zum Schluss noch ein kleines Formular – falls ihr Russball gerne direkt zugemailt bekommen wollt. So oder so gibt es die nächste Folge am kommenden Mittwoch – bis dann!



Russball, Folge 1: Noch ein Jahr bis zur Fußball-WM

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Im Zentrum von Moskau, nicht weit entfernt vom Roten Platz, steht eine rot-goldene Skulptur mit einem Display, das heute die Zahl 365 zeigt. Es ist ein Countdown bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland, gut sichtbar im Herzen der Stadt. Heute in einem Jahr wird das Eröffnungsspiel angepfiffen.

Ein Jahr noch, um die Stadien fertigzubauen. Ein Jahr, um Hooligans und Rassismus in den Griff zu bekommen. Ein Jahr, um das mit den Tickets anständig zu organisieren. Und für mich: ein Jahr für ein neues Blogprojekt.

Einmal pro Woche will ich hier interessante Links sammeln über Fußball, Russland und den Fußball in Russland. Artikel, Social-Media-Posts, Videos. Aus internationalen Quellen und eben aus Russland selbst. Eine kleine Dienstleistung für die, denen die Zeit oder die Sprachkenntnisse fehlen, hier selbst den Überblick zu behalten.

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⚽ Sieben Stadionbaustellen in Russland haben die Mitarbeiter der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch besucht. Was sie dort fanden, war erschreckend: Arbeiter werden spät oder gar nicht bezahlt, müssen auch bei extremer Kälte draußen arbeiten, werden drangsaliert und eingeschüchtert. Viele bekommen keinen Arbeitsvertrag und haben damit auch keine Rechte. Wer sich beschwert oder streikt, verliert seinen Job. Es sind oft Gastarbeiter aus Zentralasien, die an den Stadien für die Fußball-WM bauen, nach einem Bericht des Guardian aber auch Nordkoreaner. Sie würden „wie Kriegsgefangene“ auf der Petersburger Baustelle gehalten und geschunden, sagte ein Subunternehmer der Zeitung. Den ganzen Bericht von Human Rights Watch gibt es hier.

⚽ Als Probelauf für die Fußball-WM beginnt hier in wenigen Tagen der Confed-Cup. Der Ticketverkauf schleppt noch, ist halt nur ein Mini-Turnier mit acht Mannschaften, von denen manche ihre Stars lieber zuhause lassen. Wie gering das Interesse am Confed-Cup wirklich ist, veranschaulicht am besten ein Zitat von Dmitri Tarasov: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich erst vor kurzem erfahren, dass es dieses Turnier gibt. Darum kann ich nicht sagen, ob es wichtig ist oder nicht.“ Tarasov ist Profifußballer. Er spielt bei Lokomotive Moskau – und gehört zum Kader der russischen Nationalmannschaft für den Confed-Cup.

⚽ Das Zuhause der deutschen Nationalmannschaft während des Confed Cups ist Sotschi, genauer gesagt das Luxushotel Radisson Blu. Allerlei Formel-1-Größen haben hier schon gewohnt, wirklich beeindruckend am Haus sind aber die Mitarbeiter. Die Fachkraft zum Beispiel, die sich bei der Suche nach einem Namen für den hauseigenen Wellnessbereich für den maximalen Russlandkalauer entschieden und das Spa „Sibo“ getauft hat. Spa Sibo, verstehste? Na? Na? Respekt auch dem Hotelfotografen, der regelmäßig auf irgendwelche Treppen oder Mäuerchen steigen muss, um den Instagram-Account des Hotels mit Dekolletés aus der Vogelperspektive zu füllen, etwa hier, hier, hier gleich mehrfach, hier oder auch hier:

Insgesamt haben Sotschis Hotels während des Turniers Platz für 200.000 Fans. Ins örtliche Stadion passen etwa 45.000 Zuschauer.

⚽ Glückwunsch an den russischen Ligafußball – eine komplette Saison ohne auch nur einen rassistischen Vorfall soll es gewesen sein. Sagt jedenfalls ein Verbandssprecher, der darin auch gleich ein gutes Zeichen für Confed-Cup und WM sieht. Wie wahrscheinlich es ist, dass diese Statistik auch die Realität abbildet? Nun ja. Hulk, Emmanuel Frimpong und andere Legionäre haben den russischen Liga-Alltag ganz anders erlebt: Affengeräusche, Bananenwürfe, so ist der Alltag für Spieler, deren Haut den Rassisten unter den Fans nicht weiß genug ist. Was, wie bei Frimpong, die Offiziellen gerne ignorieren.

⚽ Apropos Bananen: Es gibt tatsächlich Leute, die es Ende Mai bei einer Confed-Cup-Vorfreude-Parade in Sotschi für angemessen hielten, ihre Gesichter schwarz anzumalen und sich mit Bananen zu kostümieren um, na klar, das Teilnehmerland Kamerun zu symbolisieren. Es hat gedauert, bis der Bürgermeister sich entschuldigte, und die Nachrichtenagentur TASS formulierte ihre Meldung, wie es ein russisches Staatsmedium halt so tut: Solche Vorfälle würden „von dunkelhäutigen Fans und Spielern oft als beleidigend wahrgenommen.“ Subtext: Wenn ihr Schwarzen da unbedingt ein Problem draus machen müsst…

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Zum Schluss noch ein Dank an alle Mit-Brainstormer bei der Suche nach einem Namen für dieses Projekt. Da oben in der Überschrift könnte statt „Russball“ auch „Entscheidend ist auf’m Roten Platz“, „Bend it like Putin“, „Der Russe steht vorm Tor“ oder auch „Katrins корнер“ stehen. Und das kann nun wirklich keiner wollen.

Und was wollt ihr? Bloggen werde ich Russball definitiv jede Woche. Aber vielleicht wäre das ja auch als Newsletter nicht schlecht, der zu euch kommt, statt dass ihr hier im Blog nach neuen Folgen suchen müsst? Ich freu mich, wenn ihr mit abstimmt!